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Nautik

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Nautik ist die Wissenschaft und Lehre von der Führung eines Schiffes, von der Schifffahrt und ihren Hilfsmitteln, kurz die Schifffahrtskunde[1] oder Steuermannskunst. Das Wort wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entlehnt aus dem altgriechischen ναυτική (sc. τέχνη) nautikḗ (nämlich téchnē),[1] das bereits „Schifffahrtskunde“ bedeutete.

Definition

Das Eigenschaftswort nautisch bezeichnet einerseits die damit zusammenhängenden Tätigkeiten, andererseits unterscheiden sich die in der Schifffahrt verwendeten Methoden und Messgeräte von jenen der Luftfahrt, der Geodäsie und anderen Fachgebieten (siehe z. B. nautische Meile, nautische Dämmerung, nautisches Jahrbuch).

Ein bedeutender Teil der Nautik ist die Navigation – der Einsatz geeigneter Mittel, um ein Schiff sicher zum Ziel zu führen. Diese Aufgabe setzt sich aus verschiedenen Unteraufgaben zusammen:

Die Bestimmung des Ortes, des gefahrenen Kurses und der Geschwindigkeit können durch astronomische oder terrestrische Navigation oder auch durch elektronische Navigation erfolgen. Auch Koppeln ist möglich. Das Koppeln war in früheren Zeiten, wenn es keine Landsicht gab, im laufenden Schiffsbetrieb die Methode, die zurückgelegte Strecke und damit die gefahrene Geschwindigkeit und den gefahrenen Kurs zu ermitteln. Diese Methode ist aber ungenau, da hier die Fahrt durchs Wasser und der Kurs durchs Wasser bestimmt wird, jedoch nicht die Fahrt oder der Kurs über Grund. Heutzutage werden die Position, der Kurs und die Geschwindigkeit mittels GPS bzw. DGPS bestimmt. GPS bzw. DGPS sind die wesentlichen Systeme der elektronischen Navigation.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Nautiker erfolgt bei der Marine oder an sogenannten Seefahrtschulen beziehungsweise Fachhochschulen.

Die Ausbildungszeit schließt an der Seefahrtschule mit dem Befähigungszeugnis (Patent) zum Staatlich geprüften Nautiker ab und beträgt insgesamt zwei Jahre reine Ausbildungszeit. Viele Nautiker haben zuvor eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker durchlaufen, ansonsten ist auch hier eine Praxiszeit von 12 Monaten vorgeschrieben.

An der Fachhochschule dauert die Ausbildung länger. Hier wird eine Praxiszeit von mindestens 12 Monaten an Bord von Seeschiffen gefordert, und man schließt zusätzlich zum Kapitän AG als Dipl. Wirt. Ing. f. Seeverkehr ab (Hochschule Bremen). Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester, inklusive der Praxissemester.

An der Hochschule Wismar, Bereich Seefahrt in Warnemünde schlossen alle Absolventen, welche bis einschließlich 2005 immatrikuliert wurden, mit dem Grad Dipl.-Ing.(FH) ab. Die Studienzeit betrug 9 Semester, sofern noch keine Seefahrpraxis vorlag. Konnten mindestens 12 Monate Seefahrtzeit nachgewiesen werden, reduzierte sich das Studium auf 7 Semester.

Geschichte der Nautik

Um 3500 v. Chr. führte verstärkter Handel zwischen Mesopotamien und dem Mittelmeergebiet zur Gründung der ersten Küstenstädte in der Levante. Der Seehandel führte nach Westen entlang der Küste von Kleinasien in die Ägäis und in Richtung Süden nach Ägypten. Die Seefahrer richteten sich nach markanten Küstenpunkten, verwendeten das Steinlot zum Messen der Wassertiefe und richteten sich nach dem Sonnenstand. Wenn ein senkrechter Stab (Gnomon) den kürzesten Schatten warf, war Mittag. In dieser Richtung war auch Norden, entgegengesetzt Süden und im rechten Winkel Osten und Westen. In der Nacht richtete man sich nach dem Großen Wagen. Dies alles gilt nur für die nördliche Erdhalbkugel.

Nach Überlieferungen soll der Gelbe Kaiser Huangdi 2634 v. Chr. in China den ersten Kompass verwendet haben. Ein Stück Magneteisenstein, das auf einem Bambusbrettchen in einer Wasserschale schwamm und sich in die Nord-Süd-Richtung ausrichtete, diente als Kompassnadel. Die Chinesen nannten es daher Südstein. In Europa wurde dieses Wissen erst 800 Jahre später entdeckt.

In Nordeuropa überwand man um 1500 v. Chr. größere Strecken mit Ruderfahrzeugen auf offener See mit dem so genannten Nachtsprung in klaren Nächten. Man orientierte sich nachts am Polarstern und musste tagsüber die Landmarken oder Berge der anzulaufenden Küste in Sicht haben. Thales von Milet (625–547 v. Chr.), Philosoph, Mathematiker und Astronom, beschäftigte sich auch mit Seefahrtsproblemen und soll ein erstes astronomisches Lehrbuch für die Seefahrt verfasst haben.

Um 600 v. Chr. beschrieb der Periplus von Massilia, dessen Originalmanuskript verloren ging, in drei Teilen die Seehandelswege von Massilia nach Tartessos, von Tartessos entlang der Westküste von Europa bis zu den Britischen Inseln und möglicherweise von Teilen der Nordsee.

Der Seefahrer Skylax von Karyanda fuhr um 510 v. Chr. im Auftrag des Perserkönig Dareios I. vom Indus in 30 Monaten um die arabische Halbinsel bis nach Ägypten. Er verfasste eine Periplus (Küstenbeschreibung). Die nach ihm benannte heutige Fassung, die Pseudo-Skylax, war aber über 100 Jahre jünger und stammte von anderen Autoren.

Wissenschaftlich unbelegt, wies vermutlich bereits ca. 440 v. Chr. der erste Leuchtturm und Tempel des Poseidon auf Kap Sunion, der Landspitze des Vorgebirges von Attika, Seeleuten den Weg nach Piräus und Athen.

326–324 v. Chr. befand sich die Flotte von Alexander dem Großen auf dem Rückweg von Indien nach Mesopotamien. Ihr Admiral Nearchos benutzte diese Fahrt zu Forschungszwecken. Sein Bericht über diese Fahrt war die erste genauere Kunde aus dem Indischen Ozean.

Um 280 v. Chr. wurde der erste bekannte Leuchtturm, der Pharos von Alexandria, fertiggestellt und war eines der sieben Weltwunder.

Um 285 v. Chr. entsandte Seleukos I., König der Seleukiden, den Griechen Patrokles zu Erkundung des Kaspischen Meeres. Der Grieche Eratosthenes aus Kyrene berechnete nach Sonnenstandsmessungen mit einem Sonnenstab (Gnomon) in Alexandria und Assuan die Größe der Erdkugel bereits erstaunlich genau. Eratosthenes vermutete auch, dass der größte Teil der Erdoberfläche von Meeren bedeckt sei.

Die ersten Küstenbeschreibungen um ca. 150 v. Chr. (Periplus) waren eine Zusammenfassung von Ptolemäus. Für exaktere Angaben fehlten noch die entsprechenden Messgeräte.

Marinos von Tyros schrieb um 110 n. Chr. ein Werk über die damals bekannte Welt mit 7000 geographischen Positionen von den britischen Inseln bis in den Indischen Ozean. Marinos erwähnte die Reisezeiten für Seefahrer und verarbeitete diese Angaben für seine Breiten- und Längenkreise. Claudius Ptolemäus bezog sich bei seiner Arbeit auf Marinos.

In einem Bericht über Astronomie in China 200 n. Chr., der Sterne aufzählte, wurde auch erwähnt, dass Seeleute zur Navigation einige große Sterne beobachteten. Dies war der erste Hinweis für eine Hochseeschifffahrt, die sich nach dem Sternenstand orientierte.

Die erste genauere Beschreibung von Seerouten war die Stadiasmus maris magni, darin wurde um 400 n. Chr. die Küsten, Häfen und Ansteuerungspunkte beschrieben und enthielten bereits Entfernungsangaben in Tagesleistungen bei durchschnittlichen Segel- und Ruderfahrten.

Wikinger entwickelten bereits im frühen Mittelalter einen Sonnenkompass zur Bestimmung der Himmelsrichtungen aufgrund des Sonnenstandes.

Unter Wissenschaftlern wird der Einsatz von Sonnensteinen als Polarisationsfilter durch navigierende Wikinger des 9. bis 11. Jahrhunderts diskutiert, um am trüben Himmel des Polarkreises den Sonnenstand anpeilen zu können.[2]

Campanile di San Marco

Der Campanile di San Marco mit ca. 98 Metern Höhe wurde um 1150 in Venedig errichtet. Der Markusturm ist gleichzeitig Ansteuerungspunkt der Schiffe. Bei Tage glänzt seine vergoldete Spitze, bei Nacht wird oben ein Licht angezündet, damit der Markusturm als Leuchtturm dient.

Der deutsche Astronom und Mathematiker Regiomontanus veröffentlichte 1475 seine astronomischen Tafeln für die Jahre 1475 bis 1506. Diese „Ephemeriden“ genannten Tafeln zeigten den Stand der Gestirne bezogen auf die Erde zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Für die Hochseeschifffahrt waren diese Ephemeriden zur Ortsbestimmung unentbehrlich und ermöglichten erst die Entdeckungsfahrten quer über die Ozeane. Der Mönch Felix Faber kehrte 1483 von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurück und beschrieb die Schiffsführung eines Mittelmeerschiffes. Der Steuermann (Pilot) verfügte bereits über einen Kompass neben dem Mast und über einen zweiten auf der Poop (Achterdeck), Seekarten, sowie über Instrumente, die nicht genauer beschrieben sind. Ferner beobachtete der Steuermann die Sterne, die Windrichtung, die Fische und die Farbe des Wassers (sogenannte „Augapfelnavigation“).

Die Einführung des Astrolabiums um 1500 und des Jakobstabs ermöglichten die astronomischen Berechnungen der Breite eines Ortes auf See, was das Wiederfinden einmal entdeckter Inseln und bei Meeresüberquerungen der Küste ermöglichte. Erst die Erfindung des Sextanten und des Schiffschronometers (1764) löste das Problem der Ortsbestimmung auf See einigermaßen, so dass die geographischen Koordinaten eines Orts bestimmt werden konnten.

Nautische Instrumente

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Nautik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Nautik . In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS).
  2. Ramón Hegedüs et al.: Could Vikings have navigated under foggy and cloudy conditions by skylight polarization? On the atmospheric optical prerequisites of polarimetric Viking navigation under foggy and cloudy skies. In: Proc. R. Soc. A, Band 463, Nr. 2080, 2007, S. 1081–1095, doi:10.1098/rspa.2007.1811
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