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Cavid Bey

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Cavid Bey

Cavid Bey oder Dschawid Bey[1] (auch Djavid Beg, türkisch Mehmet Cavit Beğ; * 1875 in Selânik, gest. 26. August 1926 in Ankara) war ein osmanisch-jüdischer[2][3][4] Ökonom, Zeitungsverleger und führender Politiker der zweiten Verfassungsära. Als Sabbatianer und Mitglied des Komitees für Einheit und Fortschritt (KEF) war er Teil der Jungtürken und hatte verschiedene Positionen in der Regierung inne, nachdem die Osmanische Verfassung wieder in Kraft gesetzt wurde. Wegen eines Attentatsversuches am türkischen Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk wurde er unter der Regierung der Republikanischen Volkspartei gehängt.[5]

Frühe Jahre und Aufstieg

Cavid wurde in Selânik geboren, damals das osmanische Vilâyet Saloniki, heute Griechenland. Sein Vater war der Händler Naim, seine Mutter hieß Pakize. Sie waren alle Dönme, also Juden, die nur oberflächlich den Islam annahmen, um der moslemischen Diskriminierung zu entgehen, im Geheimen jedoch den jüdischen Glauben auslebten.

Cavid studierte Wirtschaftswissenschaften in Istanbul an der „Kaiserlichen Zivilen Schule“ (Mülkiye). Nach seiner Graduierung 1896 arbeitete er als Bankkaufmann und später als Lehrer.[6]

Später wurde er Ökonom und Zeitungsherausgeber. Nachdem er 1902 nach Saloniki zurückgekehrt war, um die Fevziye-Schule zu leiten, trat Cavid Bey dem Komitee für Einheit und Fortschritt (KEF) bei. Nach der Jungtürkischen Revolution 1908 und der Wiedereinsetzung der Verfassung wurde er bei den Wahlen 1908 Abgeordneter für Saloniki und Kale-i Sultaniye (Çanakkale) im Abgeordnetenhaus. Nach dem ″Vorfall des 31. März″ 1909 wurde Cavid Bey zum Minister für Finanzen im Kabinett von Großwesir Tevfik Pascha ernannt.[6] Er gewann bei den Wahlen 1912 und erneut sein Abgeordnetenmandat, was er bis 1918 behielt.

Laut Ernst Jäckh stand der Innenminister Talât Pascha während des Völkermords an den Armeniern mit seinen Massakern im Widerspruch zum Finanzminister Dschawid Bey und zum Herausgeber der regierungstreuen Zeitung „Tanin“, Hüseyin Cahit Yalçın: „Dschawid und Hussein Dschahid opponierten immer energisch gegen diese armenische Politik, ersterer besonders aus wirtschaftlichen Erwägungen.[7]“ Bis zum Waffenstillstand von Mudros 1918 am Ende des Ersten Weltkrieges spielte Cavid Bey eine wichtige Rolle in der KEF. Auch repräsentierte er das Osmanische Reich bei den Nachkriegs-Finanzverhandlungen in London und Berlin. Nachdem sein Angebot, der türkischen Nationalbewegung von Mustafa Kemal Pascha beizutreten, abgelehnt wurde, ging er in die Schweiz. Er war Teil der Delegation in Lausanne, geriet aber in Streit mit İsmet Pascha.[6]

Republikanische Ära

1921 heiratete Cavid Bey in der Schweiz Aliye Nazlı, die geschiedene Frau eines Prinzen, und kehrte 1922 nach Istanbul zurück. 1924 wurde ihr Sohn Osman Şiar geboren; nach Cavid Beys Hinrichtung wurde sein Sohn von seinem engen Freund Hüseyin Cahit Yalçın aufgezogen. Nach dem Inkrafttreten des Familiennamengesetzes 1914 übernahm Osman Şiar den Nachnamen Yalçın.[8]

In den frühen Jahren der Ära unter der Republikanischen Volkspartei (CHP) versuchte Cavid Bey zusammen mit dem Zeugen des Völkermords an Armeniern, Hafız Mehmed, und Doktor Nazim in Izmir den türkischen Staatsgründer und Präsidenten Mustafa Kemal Pascha zu ermorden. Nach umfassenden Regierungsermittlungen wurde Cavid Bey verurteilt und am 26. August 1925 in Ankara durch Erhängen hingerichtet.[6] Dreizehn weitere, darunter die KEF-Mitglieder Ahmed Şükrü und Ismail Canbulat, wurden des Landesverrats für schuldig befunden und gehängt.[9]

Die Briefe, die Cavid Bey seiner Frau Aliye Nazlı während seiner Inhaftierung schrieb, wurden ihr erst nach seiner Hinrichtung übergeben. Sie veröffentlichte die Briefe als Buch mit dem Titel Zindandan Mektuplar (″Briefe aus dem Verlies″).[10]

Im Jahre 1950 wurden Cavid Beys körperliche Überreste in den Städtischen Friedhof Cebeci in Ankara transferiert und dort begraben.[8]

Bibliografie

Einzelnachweise

  1. Die Türkei sperrt den Bosporus. Abgerufen am 1. Februar 2015.
  2. Ilgaz Zorlu, Evet, Ben Selânikliyim: Türkiye Sabetaycılığı, Belge Yayınları, 1999, S. 223.
  3. Yusuf Besalel, Osmanlı ve Türk Yahudileri, Gözlem Kitabevi, 1999, S. 210.
  4. Rıfat N. Bali, Musa'nın Evlatları, Cumhuriyet'in Yurttaşları, İletişim Yayınları, 2001, S. 54.
  5. Andrew Mango, Atatürk, PUBLISHER?, 1999, Seiten 448-453
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Mehmet Cavit Bey. Jewish Virtual Library, 15. Dezember 2008, abgerufen am 14. Juli 2009 (english).
  7. Dokument A.A. Türkei 158/14, 17, 18 1915 aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes
  8. 8,0 8,1 Nazif Özge ve Gerçel Ailesi - Rüştü Karakaşlı. SosyalistKültür, 5. Juli 2008, archiviert vom Original am 17. Februar 2010; abgerufen am 14. Juli 2009 (türkçe).
  9. Touraj Atabaki, Erik Jan Zürcher, 2004, Men of Order: Authoritarian Modernization under Ataturk and Reza Shah, I.B.Tauris, ISBN 1860644260, S. 207
  10. Zindandan Mektuplar. KitapTürk, abgerufen am 14. Juli 2009 (türkçe).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Cavid Bey aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.