Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Joshua Ryne Goldberg

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Joshua Ryne Goldberg

Joshua Ryne Goldberg ist ein US-Amerikaner, der als Internet-Troll bekannt wurde, der sich unter dem Pseudonym „Australi Witness“ als Unterstützer des Terrornetzwerks Islamischer Staat in Australien ausgab und schließlich wegen Verbreitung von Informationen zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen und Unterstützung der Vorbereitung eines Terroranschlags verhaftet wurde.

Aktivitäten als „Australi Witness“

Goldberg baute bis Mai 2015 eine Internet-Identität als in Australien lebender libanesischer Flüchtling[1], „Soldat des IS“ und „Mujahedin“ unter dem Twitter-Account „Australi Witness“ auf, der durch öffentliche Terrorbefürwortung ins Blickfeld von Medien und Behörden geriet.[2]

So rief er im Vorfeld einer Veranstaltung zu Mohammed-Karikaturen in Garland (Texas) über Twitter auf, mit „Waffen, Bomben oder Messern“ dort zu erscheinen. Nachdem zwei muslimische Männer beim Versuch einer Attacke auf das Curtis Culwell Center von Polizeibeamten getötet wurden, pries Australi Witness diese online als Märtyrer.[3] Des Weiteren rief er zu Attacken gegen den australischen Karikaturisten Larry Pickering auf, der ebenfalls Mohammed gezeichnet hatte.[4] Pickering war bereits Anfang 2015, nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo vorübergehend unter Polizeischutz gestellt worden.[5] Über Twitter verbreitete Australi Witness auch ein 50-seitiges E-Book mit Hilfestellungen für Freiwillige, die sich dem Islamischen Staat als im Nahen Osten als Kämpfer anschließen wollen würden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Account 410 Follower.[6]

Australi Witness bestritt im Nachhinein, „explizit“ zu Anschlägen in Texas aufgerufen zu haben, geriet aber dennoch fest in Visiers der australischen Ermittlungsbehörden, da nach einer vom Parlament unter Tony Abbott verabschiedeten Gesetzesverschärfung in Australien nicht mehr nachgewiesen werden muss, dass Attentäter direkt auf Anweisung eines Provokateurs gehandelt haben. Damit wurden auch öffentliche Dschihad-Fantasien oder Trollbeiträge potentiell strafbar.[2] Terrorexpertin Rita Katz, die auch als Beraterin der US-Regierung fungierte, vermutete hinter dem Account eine hochrangige Person aus internationalen Dschihadisten-Kreisen, die zu einem „harten Kern“ von Personen gehöre, die stetig andere für Angriffe anwerben.[3] Andrew Zammit wies dagegen darauf hin, dass Fake-Accounts und Anonymität zu Misstrauen gegenüber derartigen Accounts führten.[2] Im Juli 2015 rief Australi Witness zu mehreren Bombenanschlägen auf, unter anderem auf Synagogen in Melbourne und Perth.[7]

Neben öffentlicher Terrorunterstützung zeichnete Australi Witness auch verantwortlich für Hetzkampagnen gegen Personen und Organisationen. So behauptete er, eine Verbindung zur muslimischen Aktivistin Mariam Veiszadeh zu haben und für Amnesty International tätig zu sein.[8][9]

Identitätsdiebstähle

Goldberg konnte später auch mit einer Reihe von Identitätsdiebstählen in Verbindung gebracht werden. Bereits 2008 begann er, im Namen des US-amerikanischen Karikaturisten Ben Garrison rassistische Hetzbotschaften zu verbreiten und dessen Karikaturen so zu entstellen, dass sie antisemitische Botschaften enthielten. Auch Fotos von Garrison wurden verbreitet und seine Familie belästigt, insbesondere durch White Supremacy-Kreise. Von Garrision beauftragte Ermittler konnten Jahre später Goldberg als Urheber der Verleumdungen ermitteln.[10]

Im Namen des bekannten Anwalts Josh Bornstein errichtete Goldberg im April 2015 einen Blog bei der Times of Israel, veröffentlichte dort einen Hetzartikel, in dem Bornstein scheinbar zur „Vernichtung“ der Palästinenser aufrief und verbreitete den Eintrag unter seinem Twitter-Account.[11] Der Identitätsdiebstahl war zunächst auf Kreise amerikanischer Neonazis zurückgeführt worden, konnte jedoch durch private Kommunikation des Account-Betreibers später Goldberg zugeordnet werden.[9]

Die feministische Aktivistin Caitlin Roper wurde von Goldberg imitiert, nachdem sie sich dafür einsetzte, das Computerspiel Grand Theft Auto V in Australien wegen gewalttätiger und sexistischer Inhalte verbieten zu lassen. Unter ihrem Namen verunglimpfte Goldberg Transsexuelle.[7]

Außerdem errichtete er ein gefälschtes Facebook-Profil der australischen Journalistin Elise Potaka und einen Twitter-Account unter dem Namen des muslimischen Predigers Junaid Thorne. Unter dem Namen Thornes führte er scheinbar Gespräche mit (potentiellen) Dschihadisten, die teilweise erklärten, für Amnesty oder andere Menschenrechtsorganisation zu arbeiten. Später stellte sich heraus, dass auch diese Dschihadisten-Accounts von Goldberg selbst betrieben worden waren, um die Organisationen in Verruf zu bringen.[7]

Aufdeckung und Verhaftung

Potaka und Thorne waren die ersten, die Goldberg durch eigene Recherchen mit den gefälschten Accounts in Verbindung bringen konnten. Gemeinsam mit dem Journalisten Luke McMahon konfrontierte Potaka in der Folge Goldberg online, der sich ihnen gegenüber mit seinen Aktionen und weiteren Troll-Personas brüstete. Ihre Analysen führten schließlich auch zur Verbindung von Goldberg zum Account Australi Witness. Potakas Arbeitgeber Fairfax Media übergab die Recherchen der Australian Federal Police, die im Juni Ermittlungen durchführte und sich anschließend an die US-Behörden wandte.[7] Ein verdeckter Ermittler des FBI nahm ab Juli 2015 Kontakt mit Goldberg auf und gab sich als anschlagsbereiter Extremist aus.[1] Zwischen dem 19. und 28. August 2015 ließ Goldberg der Kontaktperson daraufhin mehrfach Informationen zukommen, um eine Bombe zu konstruieren, die mutmaßlich bei einem Anschlag am 13. September auf einer Gedenkveranstaltung für Opfer des 11. September 2001 in Kansas City zum Einsatz kommen sollte. Die Explosion der Bombe kündigte Australi Witness Ende August auch den Betreibern eines BBC News Blogs durch eine E-mail an. Obwohl die Nachricht auch lächerliche und offensichtlich erfundene Inhalte hatte, leiteten die Empfänger sie an die Polizei weiter.[10]

Am 11. September 2015 wurde der Goldberg nach weiteren Ermittlungen in Orange Park (Florida) an seinem Wohnsitz im Haus seiner Eltern verhaftet. Er gestand, für die Accounts "Australi Witness", "AusWitness" und "AusSecret" verantwortlich zu sein. [9]

Beweggründe

Goldberg, dessen Eltern jüdischen Glaubens sind, hatte offenbar keine reale Verbindung zum islamistischen Terrorismus oder dessen Zielen. Bezüglich des geplanten Anschlags gab er an, er habe gehofft, der potentielle Attentäter werde sich beim Bau der Bombe selbst in die Luft sprengen, ansonsten habe er die Behörden informieren und das Verdienst für die Verhinderung des Anschlags für sich in Anspruch nehmen wollen.[12]

Goldberg war bereits in den Jahren zuvor als Internet-Troll aufgefallen und aus mehreren Online-Communities ausgeschlossen worden. Er gab sich selbst als Verfechter absoluter Meinungsfreiheit zu erkennen. Viele Opfer seiner Identitätsdiebstähle und Verleumdungen waren seiner Meinung nach Feinde dieser Meinungsfreiheit. Auch Australien habe er ausgesucht, weil es im gesamten englischsprachigen Raum die Meinungsfreiheit, seiner Ansicht nach, am stärksten einschränke. Nach eigenen Angaben leidet er an Zwangsstörungen und Depressionen.[7] Das Gericht ordnete daraufhin Untersuchungshaft und eine psychiatrische Untersuchung an, um Goldbergs Prozessfähigkeit zu prüfen.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Joshua Ryne Goldberg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.