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John Pilger

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John Pilger (2011)

John Pilger (* 9. Oktober 1939 in Sydney, Australien; † 30. Dezember 2023 in London) war ein australischer Journalist, Schriftsteller und Dokumentarfilmer.

Er galt als scharfer Kritiker des Umgangs der australischen Regierung mit den indigenen Völker Australiens. Pilger setzte sich vehement für eine Freilassung von WikiLeaks-Gründer Julian Assange ein. Mit seiner Arbeit an Dokumentarfilmen wurde er weltweit bekannt. Sein erster Dokumentarfilm, The Quiet Mutiny, wurde 1970 nach einem Besuch in Vietnam veröffentlicht. Sein jüngstes Werk war The Dirty War on the NHS, eine Untersuchung über den Angriff auf das britische Gesundheitssystem. John Pilger wurde mit zahlreichen Journalismuspreisen ausgezeichnet, unter anderem wurde er zweimal als britischer Journalist des Jahres ausgezeichnet und seine Arbeit erhielt zahlreiche Auszeichnungen auf der ganzen Welt, darunter die British Film and Television Awards und den Sydney Peace Prize im Jahr 2009.

Wirken

Von 1963 bis 1986 war Pilger Leiter der Auslandsredaktion des Daily Mirror. Danach arbeitete er als freier Journalist. Pilger drehte mehr als 50 Dokumentarfilme und hat in seiner Karriere für viele bekannte englischsprachige Zeitungen geschrieben (bespielsweise The Independent, The Guardian und The New York Times).

1968 war er unmittelbar Zeuge der Ermordung des US-Senators und demokratischen Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy in Los Angeles und vertrat aufgrund seiner Erlebnisse die Ansicht, dass es noch einen weiteren Schützen gegeben habe.[1]

1977 veröffentlichte er den Dokumentarfilm mit dem Titel Palestine is Still The Issue. Im Jahr 2002 veröffentlichte er einen neuen Dokumentarfilm mit demselben Titel.

Der Dokumentarfilm Year Zero (1979), in dem es um die Folgen des Pol-Pot-Regimes in Kambodscha ging, begründete seinen Ruhm im Journalismus. Pilger gehörte zu den ersten Journalisten, die nach dem Zusammenbruch des Regimes nach Kambodscha reisten, und als sein Dokumentarfilm in Großbritannien ausgestrahlt wurde, schockierte dies das Gewissen einer ganzen Nation und sammelte fast 50 Millionen US-Dollar an Spendengeldern zur Unterstützung der Menschen in Kambodscha ein.[2]

Pilger drehte mehrere Dokumentarfilme über die Diskriminierung der indigenen Australier durch europäische Siedler und deckte die rassistische Behandlung der Regierung gegenüber den Aborigines auf, darunter The Secret Country: The First Australians Fight Back (1985) und Welcome to Australia (1999). Sein Buch zu diesem Thema, A Secret Country, veröffentlichte er erstmals 1989. Pilger schrieb: „Im Jahr 1998 erließ die Howard-Regierung ein Gesetz, das den Aborigines faktisch die Common-Law-Rechte entzog, die nach Ansicht des Obersten Gerichtshofs den Aborigines zukamen. Nichts Vergleichbares wurde je von einem modernen Parlament verabschiedet. Es ist nur eine der Schanden, die Australien den Ruf eingebracht hat, das einzige Industrieland zu sein, dessen Regierung von den Vereinten Nationen als rassistisch verurteilt wurde.“ Die Reaktion der Howard-Regierung am Vorabend der Olympischen Spiele in Sydney 2000 bestand darin, UN-Menschenrechtsbeamten die Einreise nach Australien und weitere Ermittlungen zu verbieten.[3] 2013 kehrte Pilger mit dem Dokumentarfilm Utopia zu diesem Thema zurück.

Pilger war einer der Gründer von Media Workers against the War während des Ersten Golfkriegs 1990–91, in dem er die vorherrschenden Mediennarrative in Frage stellte.[4] Er Pilger war Mitglied des Vorstands von Consortium News und wurde im Oktober 2023 mit dem Gary Webb Freedom of the Press Award ausgezeichnet.[5] Er engagierte sich in der Bewegung „Democracy Now!“ und stand auch der Politik Barack Obamas kritisch gegenüber, die seiner Meinung nach das Ziel bisheriger Regierungen der USA einer internationalen Vorherrschaft weiter verfolgte. Er war Mitglied im vorläufigen Ausschuss der Internationalen Organisation für eine Partizipatorische Gesellschaft.[6]

Mit zahllosen Journalismuspreisen ausgezeichnet, gehörte Pilger zu den prominentesten englischsprachigen Journalisten. 2003 erhielt er den Sophie-Preis für seinen besonderen Einsatz für die Menschenrechte.

Pilger starb am 30. Dezember 2023 im Alter von 84 Jahren in London.[7][8]

Kritik

In einem Artikel in der britischen Tageszeitung The Guardian schrieb John Pilger im Mai 2014, Wladimir Putin sei der einzige führende Politiker, der den Aufstieg des Faschismus im 21. Jahrhundert verurteile.[9] Der US-Historiker Timothy Snyder bewertete diese Aussage als unzutreffend, denn Russland würde Treffen europäischer Faschisten organisieren und die rechtsextreme Partei Front National in Frankreich finanziell unterstützen.[10] Pilger zitierte in dem Artikel einen jüdischen Arzt, der während der Ausschreitungen in Odessa am 2. Mai 2014 versucht habe, Menschen aus dem brennenden Gewerkschaftshaus zu retten und dabei von ukrainischen Nazis mit der Drohung aufgehalten wurde, dieses Schicksal würde ihn und andere Juden schon bald ereilen und das, was gestern passiert sei, wäre nicht einmal während der faschistischen Besetzung im Zweiten Weltkrieg geschehen. Diese Behauptung war faktisch falsch, denn im Oktober 1941 wurden innerhalb von drei Tagen mehrere zehntausend Juden ermordet. Es stellte sich heraus, dass das Zitat des Mannes von einer wenige Tage zuvor erstellten Facebook-Seite stammte, deren Profilbild einen Zahnarzt in Russland zeigte, und die kurz darauf wieder gelöscht wurde. Die Seite war vor der Veröffentlichung des Artikels als Fälschung identifiziert worden.[11]

Zu Pilgers Film Death of a Nation: The Timor Conspiracy sagte Philip Horne vom The Telegraph, Pilger habe ein „wildes Durchhaltevermögen, wenn er untersucht, wie die Dinge in der globalisierten Welt funktionieren“, sah ihn aber gleichzeitig auf einem politischen Kreuzzug, der sich weder um Balance noch Objektivität kümmert.[12]

Bücher (Auswahl)

John Pilger und Julian Assange – 'The WikiLeaks Files' Buchlesung – Foyles, London, 29. September 2015
  • Aftermath: The Struggles of Cambodia and Vietnam (1981)
  • Hidden Agendas (1998)
  • The New Rulers of the World (2002)
  • Freedom Next Time (2006)

Filme (Auswahl)

Auszeichnungen (Auswahl)

  • Descriptive Writer of the Year (1966)
  • Reporter of the Year (1967)
  • Journalist of the Year (1967)
  • International Reporter of the Year (1970)
  • News Reporter of the Year (1974)
  • Campaigning Journalist of the Year (1977)
  • Journalist of the Year (1979)
  • UN Media Peace Prize, Australien (1979–1980)
  • UN Media Peace Prize, Gold Medal, Australien (1980–1981)
  • TV Times Readers’ Award (1979)
  • The George Foster Peabody Award, USA (1990)
  • American Television Academy Award (Emmy) (1991)
  • British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) – The Richard Dimbleby Award (1991)
  • Reporters sans frontières Award, Frankreich (1990)
  • International de Télévision Genève Award (1995)
  • The Monismanien Prize (Schweden, 2001)
  • Sophie-Preis (2003)
  • EMMA Media Personality of the Year (2003)
  • Royal Television Society: beste Dokumentation Großbritanniens (2004/2005)
  • One World Media Award: beste Dokumentation (für War on Democracy) (2008)
  • Sydney-Friedenspreis (2009)
  • Ordem de Timor-Leste (2017)[13]

Einzelnachweise

  1. Democracy Now! Special: Robert F. Kennedy’s Life and Legacy 40 Years After His Assassination (Memento vom 9. Juli 2008 im Internet Archive). In: Website der Bewegung Democracy Now! 5. Juni 2008 (Zitat: There’s no question that there was another gunman).
  2. Legendary Australian Journalist John Pilger Has Died, Aged 84, New Matilda, on December 31, 2023
  3. John Pilger: Australia is the only developed country whose government has been condemned as racist by the United Nations, New Statesman, 129:17, 2000. Australia is the only developed country whose government has been condemned as racist by the United Nations, 13. Oktober 2000
  4. Lindsey German: OBITUARY: JOHN PILGER 1939 – 2023, 31. Dezember 2023
  5. BRITAIN, CHINA, CN LIVE!, FILM, MEDIA, PALESTINE, PRESS FREEDOM - The World Has Lost John Pilger, Consortium News, 31. Dezember 2023
  6. John Pilger (Memento vom 11. Januar 2020 im Internet Archive). In: Internationale Organisation für eine Partizipatorische Gesellschaft. Vorläufiger Ausschuss. (Memento vom 28. Februar 2021 im Internet Archive) Abgerufen am 31. Dezember 2023.
  7. John Pilger: Campaigning Australian journalist dies. In: bbc.co.uk. 31. Dezember 2023, abgerufen am 31. Dezember 2023 (british English): „Campaigning Australian journalist and filmmaker John Pilger has died aged 84, his family has announced. A statement released by his relatives on X, formerly Twitter, said he died on Saturday in London.“
  8. Todesnachricht seiner Familie auf X. In: X. 31. Dezember 2023, abgerufen am 31. Dezember 2023 (australisches Englisch).
  9. John Pilger: In Ukraine, the US is dragging us towards war with Russia. In: The Guardian. 13. Mai 2014, abgerufen am 6. Januar 2023 (english).
  10. Timothy Snyder: Der Weg in die Unfreiheit. Russland, Europa, Amerika. C. H. Beck, München 2018 (Originaltitel: The Road to Unfreedom. Russia, Europe, America), ISBN 978-3-406-72501-2, S. 224–225.
  11. Shaun Walker: The Long Hangover. Putin’s New Russia and the Ghosts of the Past. Oxford University Press, New York 2018, ISBN 978-0-19-065924-0, S. 220–222 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  12. Philip Horne: Ten documentaries that shook the world. In: The Telegraph. 4. August 2007, abgerufen am 9. Juli 2019.
  13. John Piler: East Timor’s universal lesson. In: Green Left Weekly. 11. Mai 2017, abgerufen am 31. Dezember 2023.

Weblinks

 Commons: John Pilger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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