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Israel-Mission

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Die Israel–Mission war eine Verwaltungseinrichtung des Staates Israel zur Abwicklung von Wiedergutmachungsleistungen. Grundlage für seine Einrichtung war das Luxemburger Abkommen vom 11. September 1952, auf Grund dessen die Bundesrepublik Deutschland an den Staat Israel Waren als Aufbauhilfe lieferte.

Geschichte

Die Errichtung der Mission leitete sich aus § 12 des »Abkommen vom 10. September 1952 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel „Luxemburger Abkommen“« ab. Dieser bestimmte, das der Staat Israel als einzigen Vertreter die Mission nach Deutschland entsendet.[1] Da die beiden Staaten erst 1965 diplomatische Beziehungen aufnahmen, besaß sie und ihre Mitarbeiter rechtlich keinen diplomatischen Status. Sie war defakto eine „Handelsmission“ mit einem einzigen Auftrag, nämlich die Beschlüsse aus dem 1952 ratifizierten Abkommen verwaltungsmäßig zu begleiten.[2]
Auf Basis jährlich neu vereinbarter, bereits im Abkommen verankerter Warenlisten, kaufte die Mission in Deutschland industrielle Güter auf, deren Wert im Jahr 1955 bei jährlich 250 Millionen DM lag. Die Waren sollten vereinbarungsgemäß die Ansiedlung und Wiedereingliederung jüdischer Flüchtlinge in Israel verbessern.[2] Das Gesamtvolumen des Abkommens bis zur Auslösung der Mission im Jahr 1965 belief sich auf über 3 Milliarden DM.[3]

Die Leitung der Mission lag in Händen des Wirtschaftsexperten Dr. Felix Elieser Shinnar, der sein Amt im Rang eines Botschafters versah. Doch war er nicht der Repräsentant eines Staates sondern nur der „Chef einer nichtdiplomatischen Regierungsagentur“, was bei diplomatischen Empfängen zu Protestnoten arabischer Länder führen konnte.[4] Zuvor war er als stellvertretender Leiter der israelischen Abordnung maßgeblich an der Ausarbeitung des Wiedergutmachungsabkommens beteiligt.[5] Seine Dienstzeit war von einem großen Engagement für den Aufbau der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel geprägt.[6] Ein Bericht in der Kölnischen Rundschau vom 22. Mai 1955 hob hervor, das Shinnar von Beginn an um die Pflege guter Beziehungen „bestrebt“ war und großen Wert auf „äußerste Sparsamkeit“ legte.[2]

Verwaltungssitz

In der Frage des Sitzes der Mission konnte diese zwischen mehreren Städten in Westdeutschland auswählen. Dabei fiel die Entscheidung zu Gunsten von Köln einerseits, aus praktischen Erwägungen. So auf Grund der Nähe zu der „provisorischen“ Hauptstadt Bonn und dem benachbarten Industriegebiet. Andererseits war es wohl auch eine „chevalereske Geste“ gegenüber dem Bundeskanzler Konrad Adenauer.
Mit Aufnahme ihrer Tätigkeit in Köln, im April 1953, „hauste“ die Mission zunächst für rund ein Jahr in unzureichenden Räumlichkeiten in den Gebäuden der Synagogengemeinde in der (Ehrenfelder) Ottostraße 85, dem vormaligen Jüdischen Krankenhaus. Im Frühjahr 1954 konnten dann etwa 60 Räume in dem Neubau der Stadtsparkasse Köln am Habsburgerring 2–12 bezogen werden.[2] Das kurz zuvor nach Entwurf der Architekten Theodor Kelter und Toni Schunk fertiggestellte Bürogebäude[7] war jedoch auch mangels geeigneter Warenlagerungsmöglichkeiten dauerhaft ungeeignet.[2]
1954 arbeitete zunächst das Architekturbüro “Goldschmidt + Ungers” in Zusammenarbeit mit den israelischen Bauhausschülern Munio Weinraub und Alfred Mansfeld den Entwurf für eine eigenständige Niederlassung aus. Möglicherweise beeinflusst durch das Ausscheiden von Oswald Mathias Ungers (zum 1. Januar 1955[8]:248f), erhielt dann jedoch Hanns Koerfer den Auftrag.[8]:277 Nach einem Entwurf, der in einer Zweckgemeinschaft verbundenen Architekten Hanns Koerfer und Helmut Goldschmidt, entstand schließlich im Zeitraum von Juli 1954 bis zu seinem Bezug im Mai 1955 ein bewusst schmuckloses viergeschossiges Bürogebäude in Ehrenfeld, Subbelrather Straße 15. Das Haus umfasste 80 Zimmer, darunter auch ein Sitzungszimmer, eine Kantine, ein großes Archiv, ausgedehnte Kellerräume zur Warenlagerung sowie 12 Gästezimmer um den wechselnden Verhandlungspartnern in der noch immer stark zerstörten Großstadt Köln eine Unterkunft zu ermöglichen. An diesem Standort beschäftigte die Israel–Mission im Jahr 1955 rund 100 Angestellte, darunter 65 Israelis.[2] Nach der Auflösung der Mission im Mai 1965 als Folge der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, bezog im August 1965 der erste Israelische Botschafter Asher Ben-Natan für nur wenige Wochen die Liegenschaft. Bs zu ihrem Verkauf Ende 1967 blieb sie dann weitgehend ungenutzt.[6] Nach in der Folge wechselnder Mieterschaft folgte um 2002 der Abbruch zu Gunsten eines bis 2006 realisierten Büro– und Verwaltungsgebäudes, dem »Colonius Carré«[9][10][11], das nach Planung des Büros “Mronz & Schäfer” errichtet wurde.[12]

Literatur und Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abkommen vom 10. September 1952 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel „Luxemburger Abkommen“
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Kölnische Rundschau: Israel-Mission im eigenen Haus.
  3. Informationen zum Vertrag auf dhm.de abgerufen am 13. Februar 2013.
  4. Der Spiegel, 4/1960: Streit im Hufeisen abgerufen am 15. Februar 2013.
  5. Hartmut Weber (Hrsg.): Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, Band 16. 1963, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 978-3-486-57918-5, S. 546.
  6. 6,0 6,1 Barbara Becker-Jákli: Das jüdische Köln. Geschichte und Gegenwart. Ein Stadtführer.
  7. Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (=Stadtspuren. Denkmäler in Köln, Band 8), J.P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1, 2. Band, S. 860.
  8. 8,0 8,1 Wolfram Hagspiel: Köln und seine jüdischen Architekten.
  9. Colonius Carré auf bilderbuch-koeln.de abgerufen am 15. Februar 2013.
  10. Colonius Carré auf bilderbuch-koeln.de abgerufen am 15. Februar 2013.
  11. Colonius Carré auf strabag.de abgerufen am 15. Februar 2013.
  12. Colonius Carré auf mronz-schaefer.de abgerufen am 15. Februar 2013.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Israel-Mission aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.