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Isorhythmie

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Isorhythmie (von griech. ἴσος „gleich“ und ῥυθμός „Zeitmaß“, etwa „gleiche rhythmische Ordnung“), auch Isorhythmik genannt, ist ein Gestaltungsprinzip der Motette im 14. und 15. Jahrhundert. Die Begriffe stammen nicht aus der Zeit, sondern sind moderne Bezeichnungen, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Friedrich Ludwig geprägt wurden.

Bei der Isorhythmie wird eine rhythmische Struktur abschnittsweise wiederholt, wobei die Tonhöhen in der Regel wechseln. Das sich wiederholende rhythmische Modell wird Talea (von altfranzösisch taille „Abschnitt“) genannt; es korrespondiert im Normalfall mit der strophischen Form des Textes. Dieses Modell muss nicht immer streng in allen Stimmen durchgehalten werden, es tritt vor allem in den Cantus-firmus-Stimmen, also im Tenor und Contratenor auf. Der korrespondierende melodische Abschnitt ist der Color (von lat. color „Farbe, Ton“). Besonders in der isorhythmischen Motette des 14. und 15. Jahrhunderts, die als Höhepunkt der Ars nova gilt, werden Taleae und Colores nicht deckungsgleich genutzt, sondern die melodischen und rhythmischen Phasen werden gegeneinander verschoben und überlagern sich. Bei mehrteiligen Motetten erscheinen in den Schlussteilen häufig Diminutionen und Mensurwechsel in der Oberstimme.

Isorhythmischer Satz in Guillaume de Machauts Motette Nr. 9. In der Tenorstimme überlagern sich zwei Colores und drei Taleae.

Erste Ansätze zeigten sich im Werk Philippe de Vitrys. Besonders ausgeprägt findet sich diese Art der Isorhythmie bei den Motetten Guillaume de Machauts. Daneben finden sich isorhythmische Strukturen auch in vielen Lied- und Messkompositionen der Zeit. Ein Vorläufer der Isorhythmie, bei der die Taleae nur in der Tenorstimme wiederholt werden, ist die Isoperiodik der Motette in der Ars antiqua. Die anderen Stimmen behalten die gleichen rhythmische Perioden wie der Tenor. Im 20. Jahrhundert wurde die Isorhythmie von Anton Webern, Igor Strawinski und Witold Lutosławski für einige Kompositionen erneut genutzt. Im Bereich des Jazz beruft sich der Schweizer Pianist Christoph Stiefel explizit auf dieses Prinzip.

Literatur

  • Friedrich Ludwig: Die mehrstimmige Musik des 14. Jahrhunderts. In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft Bd. 4 (1902/03), S. 16–69
  • Jon Michael Allsen: Style and intertextuality in the isorhythmic motet 1400–1440. (Dissertation) University of Wisconsin Press, Madison 1992
  • Laurenz Lütteken: Guillaume Dufay und die isorhythmische Motette. Gattungstradition und Werkcharakter an der Schwelle zur Neuzeit. (Dissertation) Wagner, Hamburg/Eisenach 1993, ISBN 3-88979-062-3
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