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Iris Ritzmann

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Iris Karin Ritzmann Wolff (* 27. März 1962 in Zürich) ist eine Schweizer Medizinhistorikerin.

Leben und Wirken

Die Tochter des Volkswirtschaftlers Franz Ritzmann und der Ärztin Margarete Ritzmann-Firnbacher absolvierte 1981 die Maturität Typus A an der Kantonsschule Hohe Promenade in Zürich. Sie studierte von 1982 bis 1988 Medizin an der Universität Zürich und schloss mit Staatsexamen und Promotion (1991) ab. Von 1991 bis 1996 studierte sie Allgemeine Geschichte, Medizingeschichte und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich und schloss mit dem Lizenziat ab.

Von September 1990 bis April 1993 arbeitete Ritzmann als Assistentin am Medizinhistorischen Institut der Universität Zürich. Von Mai 1993 bis August 1997 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Medizinhistorischen Institut und Lehrbeauftragte der Medizinischen Fakultät tätig. Anschliessend arbeitete sie von September 1997 bis Juni 2001 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart. Im Juli 2001 nahm sie ihre vorherige Position an der Universität Zürich wieder an.

Im Januar 2002 übernahm sie die Leitung der Handschriften- und Bildersammlung des Medizinhistorischen Instituts, die sie ins Medizinhistorische Archiv umwandelte, das sie bis 2010 leitete. Im September 2005 wurde sie an der Universität Zürich für Medizingeschichte habilitiert. Nach der Emeritierung von Beat Rüttimann leitete sie ab März 2010 das Medizinhistorische Institut interimistisch, ab Februar 2011 war sie bis November 2013 stellvertretende Direktorin. Am 30. Mai 2012 wurde Ritzmann zur Titularprofessorin ernannt.

Ritzmanns Forschungsschwerpunkte sind die Pädiatriegeschichte, die «Geschichte der medizinischen Praxis» sowie die «Geschichte bestimmter Patientengruppen», jeweils vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Sie ist Redaktionsmitglied der schweizerischen medizinhistorischen Fachzeitschrift Gesnerus sowie der Schweizerischen Ärztezeitung (SAEZ).

Sie ist mit dem Kulturanthropologen und Medizinhistoriker Eberhard Wolff verheiratet und hat zwei Kinder.

Entlassung von der Universität Zürich

Im November 2012 wurde sie von der Universität freigestellt und es wurde ein Strafverfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung gegen sie eröffnet, in dessen Zuge sie und ihr Ehemann für eine Nacht in Polizeihaft waren.[1] Erkenntnisse aus dem Verfahren führten im Oktober 2013 zur Entlassung Ritzmanns. Gestützt auf das am 4. Dezember 2013 veröffentlichte Gutachten von Heinrich Koller bekräftigte die Universitätsleitung am selben Tag die Entlassung, die damit endgültig wurde.[2]

Das Strafverfahren und die Massnahmen der Universität gegen Ritzmann standen im Zusammenhang mit einem personalrechtlichen Verfahren, das die Entlassung Christoph Mörgelis als Konservator des Medizinhistorischen Museums der Universität Zürich in der Mörgeli-Affäre zur Folge hatte. Ritzmann wurde vorgeworfen, zum Nachteil Mörgelis Interna des Instituts an den Tages Anzeiger verraten und Login-Daten für den direkten Zugriff auf Computerdaten ohne Wissen der Universität herausgegeben zu haben. Ritzmann bestritt die gegen sie erhobenen Anschuldigungen und machte geltend, lediglich falsche Tatsachen richtiggestellt zu haben.[3] Zu Ritzmanns Gunsten schalteten 286 Universitätsprofessoren sowie über 300 weitere Akademiker in- und ausländischer Universitäten in der Neuen Zürcher Zeitung ein Manifest als Inserat.[4][5] Am 6. November 2013 gab Andreas Fischer seinen sofortigen Rücktritt als Rektor der Universität bekannt.[1]

Im Juni 2014 wurde gegen Ritzmann Anklage durch die Zürcher Staatsanwaltschaft wegen mehrfacher Amtsgeheimnisverletzung erhoben, ihr Ehemann wurde hingegen entlastet.[6] Ende November 2014 begann der Prozess vor dem Bezirksgericht Zürich, welches zunächst klären musste, ob die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise zulässig seien.[7] Das Gericht verneinte dies mit dem Hinweis auf eine nicht rechtmässige Erlangung der Beweise. Es sprach Ritzmann im Dezember 2014 in erster Instanz aus Mangel an Beweisen frei.[8] Am 1. Dezember 2015 bestätigte das Zürcher Obergericht die rechtliche Argumentation der Vorinstanz weitgehend.[9]

Im Februar 2016 veröffentlichte die Universität Zürich – nachdem das Bundesgericht dies verfügt hatte – einen internationalen Expertenbericht aus dem Jahr 2013 zur Qualität der medizinhistorischen Dissertationen. Die Gutachter bescheinigen den von Iris Ritzmann betreuten Dissertationen «durchweg hohe wissenschaftliche Standards».[10][11][12]

Das Zürcher Obergericht sprach Ritzmann am 14. März 2017 letztinstanzlich frei.[13][14]

Schriften (Auswahl)

  • Adipositas: Diskriminierung und Leidensdruck. Dissertation, Universität Zürich, 1991.
  • Hausordnung und Liegekur: Vom Volkssanatorium zur Spezialklinik. 100 Jahre Zürcher Höhenklinik Wald. Chronos, Zürich 1998, ISBN 3-905312-79-4.
  • Sorgenkinder: Kranke und behinderte Mädchen und Jungen im 18. Jahrhundert. Böhlau, Köln/Wien/Weimar 2008, ISBN 978-3-412-20149-4 (teilweise zugleich: Habilitationsschrift, Universität Zürich, 2004; Rezension auf Sehepunkte, Jg. 9 (2009), Ausg. 6).
  • hrsg. mit Wiebke Schweer, Eberhard Wolff: Innenansichten einer Ärzteschmiede: Lehren, lernen und leben – aus der Geschichte des Zürcher Medizinstudiums. Chronos, Zürich 2008, ISBN 978-3-0340-0909-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 kle (Autorenkürzel): Fall Mörgeli: Rektor der Uni Zürich tritt zurück. (HTML) In: Tages-Anzeiger, Zürich (online). Tamedia AG, Zürich, 6. November 2013, abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
  2. Pascal Unternährer: Fall Mörgeli: «Iris Ritzmann hat dem TA-Journalisten gratuliert». (HTML) In: Basler Zeitung. Basler Zeitung Medien, 4. Dezember 2013, abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
  3. Johanna Wedl: Fall Mörgeli: Entlassene Universitätsmitarbeiterin bestreitet Vorwürfe. (HTML) In: Neue Zürcher Zeitung (online). Neue Zürcher Zeitung AG, 29. Oktober 2013, abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
  4. Akademischer Protest gegen die Entlassung von Prof. Dr. Iris Ritzmann durch die Universität Zürich. (HTML) In: akademischerprotest.ch. Abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
  5. Walter Bernet: «Fall Mörgeli»: Scharfe Kritik an der Universität. (HTML) In: Neue Zürcher Zeitung (online). Neue Zürcher Zeitung AG, 30. Oktober 2013, abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
  6. Fabian Baumgartner: Affäre Mörgeli: Eine Anklage und eine Entschädigung. (HTML) In: Neue Zürcher Zeitung (online). Neue Zürcher Zeitung AG, 19. Juni 2014, abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
  7. Thomas Schraner: Die alles entscheidende Vorfrage im Fall Iris Ritzmann. (HTML) In: az Limmattaler Zeitung (online). AZ Medien AG, 28. November 2014, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  8. Walter Bernet (wbt.): Verfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung: Freispruch für Iris Ritzmann mangels Beweisen. (HTML) In: Neue Zürcher Zeitung (online). Neue Zürcher Zeitung AG, 5. Dezember 2014, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  9. Fabian Baumgartner: Entscheid des Zürcher Obergerichts: Sieg Iris Ritzmanns in der Affäre Mörgeli. (HTML) In: Neue Zürcher Zeitung (online). Neue Zürcher Zeitung AG, 12. Dezember 2014, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  10. Walter Bernet: Dissertationen am Medizinhistorischen Institut: Unzureichende Betreuung durch Mörgeli. (HTML) In: Neue Zürcher Zeitung (online). Neue Zürcher Zeitung AG, 9. Februar 2016, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  11. mst/sda (Autorenkürzel): Ritzmann betreute Doktoranden besser als Mörgeli. (HTML) In: Zürichsee-Zeitung (online). 9. Februar 2016, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  12. Matthias Scharrer: Von Mörgeli betreute Arbeiten genügten wissenschaftlichen Standards nicht. (HTML) In: az Limmattaler Zeitung (online). AZ Medien AG, 10. Februar 2016, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  13. Ricarda Ferrari: Mörgeli-Affäre: Iris Ritzmann ist definitiv freigesprochen. (HTML) In: az Limmattaler Zeitung (online). AZ Medien AG, 24. März 2017, abgerufen am 27. Oktober 2017 (deutsch).
  14. Patrice Siegrist (sip): Christoph Mörgeli muss Iris Ritzmann entschädigen. (HTML) In: Tages-Anzeiger, Zürich (online). Tamedia AG, Zürich, 24. März 2017, abgerufen am 26. Oktober 2017 (deutsch).
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