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Henry van de Velde

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Henry van de Velde 1904 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid.

Henry Clement van de Velde (geb. 3. April 1863 in Antwerpen; gest. 25. Oktober 1957 in Zürich) war ein belgisch-flämischer Architekt und Designer.

Leben

Henry van de Velde studierte Malerei in Antwerpen bei Charles Verlat. Er gilt als einer der vielseitigsten Künstler des Jugendstils bzw. Art Nouveau. Von ihm ging eine fundamentale Erneuerung der angewandten Kunst aus. Seine Arbeiten in den unterschiedlichsten Materialien überwanden das gegenständliche Dekorum des späten 19. Jahrhunderts.

„Ein Gefühl von Unruhe und mangelnder Befriedigung beherrschte uns um 1890 so allgemein“, schrieb Henry van de Velde in seinen Kunstgewerblichen Laienpredigten (in deutscher Sprache 1902 erschienen). Die daraus bei ihm resultierende künstlerische Sinnkrise ließ ihn um 1893/94 seine Laufbahn als Maler abbrechen und sich der Architektur und angewandten Kunst zuwenden.

Bildnis als Holzschnitt aus dem Jahre 1917 von Ernst Ludwig Kirchner

Van de Velde erhob die Linie zum alleinigen Ausdrucksträger seiner Objekte, exemplarisch gesteigert zur plastischen Form erscheint sie in den berühmt gewordenen Kandelabern von 1898, die für den Freund und Mäzen Harry Graf Kessler gefertigt wurden. Im Jahr 1900 nahm Karl Ernst Osthaus, Gründer des Folkwang-Museums, Kontakt mit van de Velde auf und stellte ihm seine Idee eines Museums vor, das der Kunst in der Industrieregion des Ruhrgebiets einen höheren Stellenwert verschaffen sollte. Van de Velde begleitete das Museumsprojekt, gestaltete die Innenausstattung im Jugendstil und beriet Osthaus, der vorher vor allem an deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts aus der Umgebung der Düsseldorfer Malerschule interessiert war, auch bei Ankäufen von belgischen und französischen Kunstwerken.

Kurz nach der Jahrhundertwende wurde van de Velde Gründer der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. Die Planungs- und Bauzeit der von ihm im Jugendstil erstellten Gebäude dauerte von 1904 bis 1911. Er war Mitglied im 1907 gegründeten Deutschen Werkbund, einer Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen. Gemeinsam mit Anna Muthesius und Paul Schultze-Naumburg entwarf er auch künstlerisch inspirierte Modelle weiblicher Reformkleidung. 1908 bis 1909 gestaltete er den Innenraum von Schloss Lauterbach ebenfalls im Jugendstil um. Von 1914 bis 1916 leitete van de Velde auf Wunsch seines Freundes Harry Graf Kessler während dessen Einberufung zum Wehrdienst die von Kessler gegründete Cranach-Presse in Weimar. Die Kunstgewerbeschule wurde 1915 geschlossen, van de Velde verließ 1917 Deutschland. Er sah sich starkem politischen Druck, insbesondere ausländerfeindlichen Anfeindungen, ausgesetzt. Die Kunstgewerbeschule wurde später Keimzelle der Bauhaus-Architektur.

1920 bis 1926 entwarf er als Architekt für das Mäzenaten-Ehepaar Kröller-Müller ein Privatmuseum in Otterlo in den Niederlanden, das jedoch erst 1938 als Provisorium fertiggestellt wurde. 1925 erhielt er eine Professur für Architektur an der Universität Gent und wurde ein Jahr später Direktor des neu gegründeten Institut Supérieur des Arts Décoratifs (ISAD) in Brüssel. 1936 emeritierte er, beteiligte sich aber noch an den zwei Weltausstellungen in Paris 1937 und in New York 1939. Wegen seiner Tätigkeit als Conseiller esthétique de la reconstruction unter deutscher Besatzung wurde van de Velde nach dem Zweiten Weltkrieg in Belgien angefeindet. 1947 zog er sich in die Schweiz zurück und starb dort 1957 in Zürich.

Ehrungen

Im Jahr 1957, kurz vor seinem Tod, wurde Henry van de Velde von der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, der Vorgängerinstitution der heutigen Bauhaus-Universität Weimar, zum Ehrensenator ernannt.

Galerie einer Auswahl seiner Werke

Bauten (Auswahl)

Bücherturm der Uni Gent, Belgien

Literatur

  • Van de Velde: „… für den neuen Stil kämpfen …“. Henry van de Veldes Beitrag zum Start in die Moderne vor 100 Jahren. Hrsg. von Birgit Schulte im Auftrag der Henry van de Velde-Gesellschaft Hagen. Mit Beiträgen von Manfred Osthaus, Ulrike Büttner, Steven Jacobs, Alexandre Kostka, Rainer Stamm, Birgit Schulte, Doreen Helms, Priska Schmückle von Minckwitz, Tilo Richter, Sabine A. Teubner-Treese. Neuer Folkwang Verlag im Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen 2003, ISBN 3-926242-53-1
  • Birgit Schulte (Hrsg.): Henry van de Velde in Hagen. Mit Beiträgen von Birgit Schulte, Michael Fehr, Karl Ernst Osthaus, Julius Posener und Sebastian Müller. Neuer Folkwang Verlag im Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen 1992, ISBN 3-926242-11-6
  • Thomas Föhl: Henry van de Velde: Architekt und Designer des Jugendstils. Weimarer Verlagsgesellschaft, Weimar 2010, ISBN 978-3-939964-02-5
  • Thomas Föhl, Antje Neumann: Henry van de Velde. Raumkunst und Kunsthandwerk. Ein Werkverzeichnis in sechs Bänden. Band 1: Metallkunst Henschel, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86502-221-9
  • Albert Vigoleis Thelen: Eine Begegnung mit Henry van de Velde, geschrieben in Amsterdam zum 90. Geburtstag des Baumeisters. In: Muschelhaufen. Jahresschrift für Literatur und Grafik. Nr. 39/40. Viersen 2000, ISSN 0085-3593
  • Katharina Metz, Priska Schmückle von Minckwitz, Tilo Richter: Henry van de Veldes Villa Esche in Chemnitz. Ein Gesamtkunstwerk zwischen Jugendstil und Sachlichkeit. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 2003, ISBN 3-7643-6991-4
  • Nicolaus Schubert: Uttwil, das Dorf der Dichter und Maler. Sechs Lebensbilder. Ges. Frohsinn, Uttwil 1986 (1991 2. Aufl.). (Auslieferung Ed. Signathur, CH-8580 Dozwil). (S. 13-29, mit Abb., betr. vor allem seinen Schweizer Aufenthalt in Uttwil am Bodensee)
  • Christina Threuter (Trier):Stoffwechsel. Moderne Architektur als Bild. In: From Outer Space. Moderne Architekturtheorie außerhalb der Disziplin. 10. Jg. Heft 2, September 2006. Als weblink Technische Universität Cottbus, Threuter (zu van de Veldes Theorie und Praxis hinsichtlich weiblicher Reformkleidung)
  • Hotel van de Velde. Ein ortsbezogenes Ausstellungsprojekt im ehemaligen Palais Dürckheim, mit Beiträgen über die Familie Dürckheim und ihre Beziehung zu Henry van de Velde (Thomas Föhl) und zur Geschichte des Palais Dürckheim (Katrin Greiser), hg. von Katharina Hohmann und Heike Hanada, Max Stein Verlag, Weimar 2007, ISBN 978-3-939615-02-6
  • A.M. Hammacher: Die Welt Henry van de Veldes. [Aus dem Niederländischen von Karl Jacobs.] Antwerpen, Mercator/ Köln, DuMont Schauberg, 1967.
  • Antje Neumann, Brigitte Reuter: Henry van de Velde in Polen. Die Innenarchitektur im Sanatorium Trebschen/Trzebiechów. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2007, ISBN 978-3-936168-26-6
  • Rouven Lotz: Der Hagener Hohenhof - Das Landhaus für Karl Ernst Osthaus von Henry van de Velde. ardenkuverlag, Hagen 2009, ISBN 978-3-932070-89-1
  • Ursula Muscheler: Möbel, Kunst und feine Nerven. Henry van de Velde und der Kultus der Schönheit. Berenberg Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-937834-50-4

Weblinks

 Commons: Henry Van de Velde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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