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Heinrich Moser

Aus Jewiki
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Denkmal für Heinrich Moser im nach ihm benannten „Mosergarten“ in Schaffhausen nach einer Büste von Ferdinand Schlöth.[1]

Heinrich Moser (* 12. Dezember 1805 in Schaffhausen; † 23. Oktober 1874 in Badenweiler) war ein Schweizer Industrieller. Sein Sohn war der Forschungsreisender, Kaufmann, Kunstsammler und Mäzen Henri Moser (1844–1923).

Leben

Vom Gesellen zum Unternehmer

Heinrich Moser wurde am 12. Dezember 1805 in Schaffhausen geboren. Der Uhrmacherlehre bei seinem Vater, dem Stadtuhrmacher und Kantonsrat Erhard Moser (1760-1828). Dem waren ab 1824 die traditionellen Wanderjahre gefolgt und mit ihnen eine weitere Lehre in Le Locle. 1827 machte er sich auf, Russland mit seiner Uhrmacherkunst zu erobern. Dort zeigten sich nicht nur seine handwerkliche Begabung, sondern ebenso seine kaufmännischen Fähigkeiten, die Moser als Fabrikant und Grosshändler konsequent umsetzte. Moser expandierte mit seinem Geschäft nach Moskau, wo er eine weitere Verkaufsfiliale eröffnete, auch war er ständiger Gast an der Messe von Nischni Nowgorod. Nachdem er das Amt des Stadtuhrenmachers im Frühjahr 1829 nicht erhielt, schrieb Moser wutentbrannt einen Eilbrief, der von St. Petersburg nach Schaffhausen gelangte, um seinen Unmut dem Stadtpräsidenten mitzuteilen. Der Inhalt des Briefes an den Stadtpräsidenten hatte folgenden Wortlaut:

„Donner und Hölle! Bin ich deshalb nach Russland gereist, um mein Glück zu machen? Bin ich nicht hierher gereist, um Mittel und Wegen aufzufinden, meiner Vaterstadt nützlich zu werden? Ich schwöre, dass ich entweder mit Beweisen zurückkomme oder gar nie“

Doch die Begründung, welche durch den Stadtpräsidenten persönlich ausgerichtet wurde, war eindeutig genug: Der Moser sei noch zu jung, um am Euter der Staatskuh zu saugen. Seine längst geplante Rückkehr in die Schweiz musste er immer wieder verschieben. Unter anderem hatte die Cholera manchen Mitarbeiter sowie seinen Geschäftsführer dahingerafft.

Um sein Uhrenimperium zu sichern, reiste Heinrich Moser unaufhörlich zwischen St. Petersburg, Moskau und Le Locle hin und her. 1848 kehrte er als reicher Mann in die Vaterstadt zurück. 1849 konnte er mit gezielten Getreidekäufen Schaffhausen aus einer sich anbahnenden Hungersnot heraushalten. Nun begann er mit dem Bau der schlossähnlichen Villa "Charlottenfels", benannt nach seiner Gemahlin, die er 1831 geheiratet hatte. Doch Charlotte sollte nicht Einzug halten ins neue Heim; sie starb 1850 bei einem Kutschenunfall. Heinrich Moser flüchtete sich in rastlose Tätigkeit. Unter anderem wurde er Mitbegründer der Schweizerischen Industriegesellschaft in Neuhausen (SIG), der Rheinfallbahn und der Dampfschifffahrtsgesellschaft.

Industrialisierung durch Rhein-Kraft

Mit Mosers Namen verbinden die Schaffhauser bis heute aber vor allem ein anderes seiner Werke: den Moser-Damm. Schon seit langem hegte Moser einen Plan, wie die Wasserkräfte des Rheins besser zu nutzen wären. Er sah sich dabei jedoch zögerlichen Politikern gegenüber. Erst als er drohte, den Stadtrat „zu sprengen“ „… ich muss dieser alten Perücken-Behörde den Wert meiner Person entgegenstellen“, stellte sich die Bürgergemeinde hinter seinen Plan, einen Wehrdamm quer über den Rhein zu bauen. Nach unzähligen Teildammbrüchen und einem Kampf gegen die Naturgewalten wurde das Werk im April 1866 vollendet, dort, wo heute das Flusskraftwerk liegt: Es war damals der grösste Staudamm der Schweiz. Die mittels Drahtseiltransmission transportierte Energie war der Schlüssel zur Industrialisierung der Region Schaffhausen.

Nun kaufte Moser am Rhein ein grosses Areal, auf dem er ein Fabrikgebäude errichtete. Dadurch ermöglichte er vielen kleineren und mittleren Firmen, zu vorteilhaften Bedingungen Betriebe zu eröffnen, zum Beispiel der International Watch Company (IWC), deren Gründer er in ideeller und finanzieller Hinsicht unterstützte. 1870 ging Heinrich Moser mit der um dreiundvierzig Jahre jüngeren Baronin Fanny Louise von Sulzer-Wart (1848-1925)[2] eine zweite Ehe ein, der zwei Töchter entwuchsen; eine davon war Fanny Moser. Vier Tage nach der Geburt der jüngeren Mentona starb Heinrich Moser am 23. Oktober 1874 im 69. Lebensjahr.

Heinrich Moser führte seinen Industriebetrieb als Patron. Sogenannte Associés in sein Geschäft einzubringen, zog er nicht in Betracht: Er war einsichtig genug, zu wissen, dass er als Einziger die Leitplanken am besten vorgeben konnte. Er bezahlte die besten Löhne „… sagen die Fabrikanten hier, dass die guten Arbeiter von mir behext seien. Man könne mir keinen abjagen; ich habe die besten in der ganzen Gegend“, verlangte dafür aber überdurchschnittliches Interesse am Geschäft und honorierte dies mit Gratifikationen und Tantièmen auf allen Stufen.

„Diese Leute sind die Schöpfer meines Wohlstandes, man muss sie warm halten“

schrieb Moser

.

Heinrich Mosers Witwe verkaufte 1877 das gesamte russische Handelsgeschäft sowie die Uhrenfabrik in Le Locle an die jeweiligen Geschäftsführer. In der Folge ging der in Russland ansässige Teil 1917 mit der Oktoberrevolution unter, während der in Le Locle angestammte Teil 1979 in die Dixi Gruppe (heute Dixi Holding Le Locle S.A.) aufgelöst wurde.

In Anlehnung an die Marke H. Moser & Cie wurde 2002 die Moser Schaffhausen AG gegründet. Diese liess die ursprüngliche Marke wieder international registrieren.

Quellen und Literatur

  • Heinrich Moser: Briefe in Auswahl, Hrsg. von der Schweizerischen Industriegesellschaft, Bearb. von Karl Schib, P. Meili, Schaffhausen, 1972.
  • Roger Nicholas Balsiger: Heinrich Moser (1805 - 1874). Internationaler Uhrenfabrikant, visionärer Industriepionier. Verein für Wirtschaftshistorische Studien Band 85, Zürich, 2007. ISBN 978-3-909059-39-3[3]
  • Emma Neher-Moser: Großpapa Mosers Leben, Zu seinem hundertsten Geburtstag für Kinder, Enkel und Urenkel. Bachmann, Schaffhausen, o.J. [1908].
  • Serge Paquier/CN: Moser, Heinrich im Historischen Lexikon der Schweiz
  • Adam Pfaff: Heinrich Moser, Ein Lebensbild, Mit Mosers Bildniß und einem Plane der Schaffhauser gewerblichen Bauten am Rheine. Verlag der Brodtmann'schen Buchhandlung, Schaffhausen, 1875.
  • Karl Schib: Heinrich Moser, in: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Biographien Band I. 33. Jg. 1956, S. 301–310 (PDF)
  • Hermann Wartmann: Moser, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 382 f.
  • Hans Ulrich Wipf: Moser, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 181 f. (Onlinefassung).

Weblinks

 Commons: Heinrich Moser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stefan Hess / Tomas Lochman (Hg.), Klassische Schönheit und vaterländisches Heldentum. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891), Basel 2004, S. 164f.
  2. Fanny Louise von Sulzer-Wart in Winterthurer Glossar
  3. Verlagstext


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Heinrich Moser aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.