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Heide (Landschaft)

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Heidelandschaft bei Niederhaverbeck (Lüneburger Heide)

Heide oder Haide ist die Bezeichnung für einen Landschaftstyp. Im engeren Wortsinn werden solche Flächen Heide genannt, die durch nährstoffarme und saure Böden gekennzeichnet sind. Diese Heiden werden auch atlantische Heiden genannt. Typische Pflanzen der atlantischen Heidelandschaft sind Heidekrautgewächse, Wacholder und Kiefern. Das blühende Heidekraut als Leitpflanze verwandelt einmal im Jahr, von Sommer bis Herbst, die weite, baumlose Heidelandschaft atlantischen Typs in einen lilafarbenen Teppich.

In einem weiteren Wortsinn werden auch solche nährstoffarmen Gebiete Heide genannt, die durch große Auwälder, Feuchtwiesen und Trockenrasenflächen geprägt sind, wo zahlreiche Krautpflanzen wachsen.

Geografische Verteilung

Deutschland

Die Gesamtfläche aller Heidegebiete beträgt in Brandenburg 12.407 Hektar, mehr als in jedem anderen Land der Bundesrepublik Deutschland.[1] Bekannte Heidelandschaften sind die Lüneburger Heide in Niedersachsen, die Dresdner Heide in Dresden, die Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt, die Senne in Nordrhein-Westfalen, die Ohligser Heide in Solingen (Nordrhein-Westfalen) oder die Schorfheide in Brandenburg. Alle genannten Heidegebiete gehören zum Typus der atlantischer Heiden.

Heiden nicht-atlantischen Typs gibt es vor allem in Süddeutschland. Zu ihnen gehören die Lechtalheiden bei Augsburg.

Sonstiges Europa

In Europa gibt es eine Vielzahl von Heidegebieten. Zu unterscheiden sind drei Haupttypen von atlantischen Heiden:

  1. Küstennahe Heiden sind vom milden, feuchten Meeresklima geprägt. Diesen Heidetyp gibt es in Norwegen, Irland, Nordwestschottland sowie auf den Orkney- und Shetland-Inseln. Er ist mir Moor- und Sumpflandschaften verbunden.
  2. Die zentralen, nicht unmittelbar an der Küste gelegenen Heideregionen umfassen Gebiete in Schweden, Dänemark, Deutschland, den Benelux-Staaten, England, Frankreich, Polen und den baltischen Staaten. Dabei handelt es sich überwiegend um Sandheiden.
  3. Eine dritte Region befindet sich in Südeuropa. In Südfrankreich, Spanien und Portugal liegen die Heideregionen im küstennahen, steilen Bergland, während die zentralen Heidegebiete eher in flach welligen Tiefland-Regionen zu finden sind. Im Süden überziehen bunte Blumenteppiche die felsigen Bergkuppen.

Auch außerhalb Deutschlands gibt es in den Alpen und in deren Nähe Gebiete mit Heiden des nicht-atlantischen Typs.[2]

Beschreibung

Im Ursprung bedeutete das althochdeutsche Wort „Heide“ (auch „Heyde“) „unbebautes Land“. Diese Bezeichnung wurde auf die Allmendeweiden übertragen, die von allen Bauern der Gemeinde gemeinsam genutzt wurden; dabei waren Wald und Weideland nicht voneinander geschieden, der Wald wurde mitbeweidet und lichtete sich dadurch immer mehr aus. „Heide“ war danach mehr ein Rechtsbegriff als eine Landschaftsform, andernorts sprach man im gleichen Sinne von „Mark“, „Gemeine/Gemeinde/Gemeinheit“, „Allmende“. Entsprechend sind „Heiden“ in Norddeutschland Zwergstrauchfluren, in Süddeutschland Kalktriften mit Magerrasen, im Osten lichte Kiefernwälder. In der Neuzeit setzte sich dann (wohl bedingt durch das Heidekraut und die Berühmtheit der Lüneburger Heide) der norddeutsche Name durch. Regional gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für Heide, zum Beispiel „Palve“ im baltischen Raum.

Entstehung von Heidegebieten

Ursprünglich waren Heiden nur an natürlich waldfreien Standorten an Küsten (Dünen), in Mooren und im Gebirge zu finden. Die typischen Heidelandschaften traten durch menschliche Bewirtschaftung anstelle der ursprünglichen Wälder (in der Regel bodensaure Laubwälder). Dies zeigt sich unter anderem am Beispiel der Lüneburger Heide. Die Weide- und Feldwirtschaft auf den Böden im norddeutschen Tiefland prägte zwar bis zum 10. Jahrhundert bereits die Landschaft. Den wüchsigen Eichen- und Buchenwaldgesellschaften gelang es jedoch immer wieder, die vom Menschen aufgegebenen Flächen zu besiedeln. Die intensive Nutzung der Waldbestände in den folgenden Jahrhunderten erschöpfte die Regenerationskraft der Bestände. Durch Rodung, Beweidung und Feuer wurden die Wälder aufgelichtet und die Ausbreitung lichtliebender Pflanzengesellschaften gefördert. Bei extremer Übernutzung kam es auf leichten Böden (pleistozäne Sander und Dünen) zur Bildung von Flugsanden. Als besonders verheerend erwies sich die zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung durch Plaggenhieb.

Beim bis ins 19. Jahrhundert praktizierten Plaggenhieb wurde der Oberboden mit der Vegetation und der Wurzelzone entfernt. Zurück blieb der reine Mineralboden. Die Plaggen wurden als Brennmaterial genutzt oder als Einstreu in Stallungen verwendet und mit dem Kot der Tiere vermengt als Dünger auf die Felder ausgebracht. Weitere Nährstoffe wurden durch Beweidung, insbesondere mit Heidschnucken entzogen. Die Beweidung verhinderte zudem den Aufwuchs größerer Gehölze bzw. von Bäumen und förderte nicht verbissene Gehölzarten (Weideunkräuter) wie den für Heidelandschaften charakteristischen Wacholder.

Nährstoffe wurden aus den so genutzten Böden exportiert. Niederschläge wuschen die letzten verbleibenden Nährstoffe aus, die im durchlässigen Bodenausgangsmaterial (Sande) schnell in tiefere Schichten verlagert wurden. Auf diesen degradierten Böden siedelten nun Spezialisten wie Heidegewächse (Ericaceen) und Wacholder (Juniperus communis), die durch starke organische Säuren die letzten Nährstoffe aus den Böden erschließen. Es kam zu einer Versauerung des Bodens, in dem immer weniger Mikroben existieren können. In der Folge konnte Streu und organische Bestandteile immer weniger zersetzt werden. Unterhalb des Auswaschungshorizontes dieser Böden bildete sich eine Zone, in der organische Komplexbildner (Polyphenole, Carbonsäuren, Fulvosäuren) mit Eisen, Mangan und Aluminium ausfallen und sich verfestigen. Auf feuchteren Standorten unter Erikaheiden bildete sich in dieser Schicht der für Pflanzenwurzeln oft undurchdringliche Ortstein, auf trockeneren Böden unter Callunaheiden Orterde.

Heidepflege heute

Die kargen Heiden Nordwestdeutschlands mit ihrer Wacholder- und Heidevegetation sind aus einer über Jahrhunderte andauernden Nutzung durch das Heidebauerntum entstanden. Seitdem Kunstdünger oder überschüssige Gülle aus Gebieten mit einer intensiven Viehwirtschaft wirtschaftlich auf Heideflächen eingebracht werden können, wurde diese Art der Nutzung unwirtschaftlich. Ein großer Anteil der Flächen wurde in Ackerland umgewandelt. In Deutschland wurden Tierhaltungen auf nährstoffarmen Flächen schon vor Jahrzehnten in großem Umfang eingestellt.

Aufgehalten wurde und wird die Verringerung der Gesamtfläche des Heidelands durch militärische Nutzungen (z. B. Lieberoser Heide, Senne, Osterheide bei Schneverdingen, Mehlinger Heide bei Kaiserslautern in der Pfalz), die den Aufwuchs von Sträuchern und Bäumen massiv behindern und sogar zur Bildung neuer Heideflächen beitragen. Ansonsten lässt sich die Verwaldung von Heideflächen nur durch bewusste Landschaftspflege (hier: Heidepflege) verhindern.

Heideflächen werden oftmals als Landschafts- oder Naturschutzgebiete davor geschützt, profitabler genutzt zu werden.[3] Es stellt sich die Frage, ob dieser Schutz in jedem einzelnen Fall sinnvoll ist. Ferner stellt sich die Frage, warum die Idee des Naturschutzes nicht in bestimmten Fällen, wie etwa bei geschützten Urwäldern, dahingehend interpretiert werden soll, dass der Mensch Eingriffe in die natürliche Entwicklung der Heideflächen völlig unterlässt.

Biodiversität

Die an den Lebensraum Heide angepassten Schaf- und Rinderrassen wie auch andere Tier- und Pflanzenarten der Heide sind vom Aussterben bedroht, wenn dieser Lebensraum verschwindet. Dieser Vorgang würde die Biodiversität verringern. Im Interesse des Erhalts bedrohter Tierarten ist der Nachteil, dass z. B. Heid- und Moorschnucken, die optimal an den Lebensraum Heide angepasst sind, im Vergleich zu anderen Schafrassen nur wenig Milch, Fleisch und Wolle produzieren, von untergeordneter Bedeutung. Die Hauptaufgabe dieser Tiere ist das Verzehren von Gras, Kräutern und Blättern der Bäume zum Erhalt eines nährstoffarmen Biotops, von dessen Existenz nicht nur sie profitieren.[4] Schafhaltung auf Heideflächen wird deshalb mit öffentlichen Mitteln subventioniert.[5]

Grab des „Heidedichters“ Hermann Löns bei Walsrode

Naherholung

Naturparks wie die Lüneburger Heide spielen eine wichtige Rolle für die Naherholung (hier: vor allem für die Bewohner der Ballungsräume Hamburg, Hannover und Bremen). Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Gerade der anachronistisch wirkende Charakter der Landschaft aus der „Hermann-Löns-Zeit“ selbst und die dort betriebene Art von Landwirtschaft wirken auf viele Touristen attraktiv. Die Seltenheit großflächiger Heidelandschaften macht diese zum „schützenswerten Relikt“.[6]

Viele Besucher haben das Bedürfnis, in der Nähe ihres Ballungsraums eine Heidelandschaft und keine andere Landschaft anzutreffen, da sie zu diesem Landschaftstyp eine emotionale Beziehung entwickelt haben.[7] Der Kassenerfolg eines Heimatfilms wie „Grün ist die Heide“ ist ein Indiz für diese Befindlichkeit. Die „Heimatliebe“, die in den 1950er Jahren noch zu einem Rekord an Besucherzahlen in deutschen Kinos geführt hat, dürfte heute nicht mehr so ausgeprägt wie damals sein. Für diese Annahme sprechen rückläufige Zahlen von Besuchern der Lüneburger Heide.

Ob durch das Instrument des Naturschutzes die Entwicklung und der Wandel von Natur gefördert werden oder ob ein von Städtern als schön empfundener Zustand einer Kulturlandschaft bewahrt werden soll, ist für viele Naturschützer eine offene Frage. Mit dem Prinzip des Naturschutzes sind beide Varianten vereinbar.

Denkmalspflege

Das „Rahmenkonzept zur Erweiterung des Naturparks Lüneburger Heide“ beschreibt die denkmalschützerische Aufgabe von Regionalplanern. „Historisch gewachsene Ortskerne, Heidekirchen und -bauernhäuser, Schafställe und Findlingsmauern zeugen von der Vergangenheit und prägen das Bild vieler Gemeinden“.[8] Demnach müssen also Schafställe nicht nur deshalb erhalten werden, weil sie für die Haltung von Heidschnucken erforderlich wären, sondern auch aus Gründen des Denkmalschutzes.

Literatur

  • Herrmann Cordes (Hrsg.): Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte – Ökologie – Naturschutz. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-36-X.
  • Thomas Kaiser u. a.: Pflege- und Entwicklungsplan Naturschutzgroßprojekt Senne. Zweckverband Naturpark Eggegebirge und Teutoburger Wald, Detmold 2007, ISBN 978-3-00-021675-6.
  • Heinz Ellenberg, Christoph Leuschner: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. In ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB Botanik, Ökologie, Agrar- und Forstwissenschaften, Geographie 8104). 6., vollständig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-2824-2.
  • Karl-Josef Nick: Gedanken zur Entstehung, Entwicklung und Erhaltung der Heidelandschaft. In: Emsländische Geschichte. Bd. 18, 2011, ISSN 0947-8582, S. 36–60.

Siehe auch

Heidelandschaft im Steingrund in der Lüneburger Heide beim Wilseder Berg

Weblinks

 Commons: Heide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Heide (Landschaft) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.