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Hans Landauer

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Hans Landauer (geb. 19. April 1921 in Oberwaltersdorf; gest. 19. Juli 2014 ebenda) war ein österreichischer Spanienkämpfer, Überlebender des KZ Dachau und Historiker des Spanischen Bürgerkriegs.

Leben und Wirken

Kindheit

Landauer stammte aus einer sozialdemokratisch gesinnten Familie. Sein Großvater war bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs 1934 Bürgermeister von Oberwaltersdorf. Landauer selbst war schon als Kind Mitglied der Roten Falken, der 1925 gegründeten sozialdemokratischen Jugendorganisation. In der Illegalität übernahm er, mit dreizehn Jahren, Botendienste für seinen Großvater, um die in Brünn hergestellte und nach Österreich geschmuggelte oppositionelle Presse (Arbeiter-Zeitung, Die Rote Fahne) zu verteilen. Landauer bezeichnete diese Aufgabe als „Hineinwachsen in den antifaschistischen Kampf“.

Spanischer Bürgerkrieg

Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, beschloss Landauer, die spanische Volksfront zu unterstützen. Am 19. Juni 1937 riss er von zu Hause aus, um mit nur 16 Jahren in den Reihen der Internationalen Brigaden in Spanien zu kämpfen. Er fuhr mit dem Zug nach Frankreich, wo ihn sein Kontaktmann wegen seines jugendlichen Alters nach Hause schicken wollte, auch dann noch, als Landauer behauptete, schon 18 Jahre alt zu sein. Erst als Landauer zu bedenken gab, dass er in Österreich sicher vernommen werden würde und unter Schlägen etwas über die Transportorganisation verraten könnte, wurde ihm die Weiterreise nach Spanien ermöglicht. Dort kämpfte er in der Maschinengewehrkompanie des Österreichischen Bataillons 12. Februar im Verband der XI. Internationalen Brigade und im Spezialbataillon der 35. Division. Am 4. September 1937 wurde er bei Mediana verwundet, ab 6. Oktober 1937 wurde er wegen einer Typhuserkrankung in den Spitälern Tarragona, Reus und Valls versorgt. Nach dem Rückzug der Internationalen Brigaden am 24. September 1938 hielt er sich in Bisaura de Ter (aktuell Sant Quirze de Besora, Katalonien) auf, wo er sich zum so genannten Zweiten Einsatz meldete, bei dem deutsche und österreichische Freiwillige den Vormarsch der Franco-Truppen verzögern wollten. Am 9. Februar 1939 überschritt Landauer die Grenze zu Frankreich.

KZ Dachau

In Frankreich wurde Landauer, zusammen mit spanischen Flüchtlingen, Angehörigen der republikanischen Volksarmee und internationalen Freiwilligen, in den Lagern Saint-Cyprien, Gurs und Argelès-sur-Mer interniert. Im November 1940 erfolgte seine Verhaftung in Paris. Nach der Überstellung in das Wiener Gefangenenhaus Roßauerlände, wo er „zur Verfügung der Gestapo“ einsaß, wurde er am 6. Juni 1941 in das KZ Dachau eingeliefert – ein Schicksal, das insgesamt 384 österreichische Spanienkämpfer traf. Dank der Lagersolidarität wurde er der Kunstformerei des Außenkommandos Porzellanmanufaktur Allach zugeteilt, in dem die Lebens- und Arbeitsbedingungen vergleichsweise günstig waren. Besondere Verdienste erwarb er sich in der Betreuung republikanischer Spanier, die aus dem KZ Mauthausen nach Dachau überstellt wurden. Nach der Befreiung am 29. April 1945 trat er die Heimreise nach Österreich an.

Nachkriegszeit

Nach seiner Rückkehr arbeitete Landauer als Polizist in der Sicherheitsdirektion Niederösterreich, dann bei der Kripo Wien (18. Abteilung im Bundesministerium für Inneres), als Angehöriger des UNO-Polizeikontingents in Zypern und als Sicherheitsbeamter an der Österreichischen Botschaft in Beirut. Seit 1983 war er Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, in dem er mit detektivischem Gespür ein umfangreiches Archiv über die 1.400 österreichischen Spanienkämpfer angelegt hat. Seit 1991 war er Obmann der „Vereinigung österreichischer Freiwilliger in der Spanischen Republik 1936–1939 und der Freunde des demokratischen Spanien“.

Sein Geburts- und Elternhaus in der Trumauerstasse 36 ist bereits in fünfter Generation in Familienbesitz und auch Hans Landauer lebte in Oberwaltersdorf. Er war verheiratet und wurde Vater von vier Kindern.

Hans Landauer starb im Juli 2014 im engsten Familienkreis in seiner Heimatgemeinde Oberwaltersdorf.

Literatur

  • Hans Landauer und Erich Hackl: Album Gurs. Ein Fundstück aus dem österreichischen Widerstand. Deuticke Verlag, Wien 2002
  • Hans Landauer in Zusammenarbeit mit Erich Hackl: Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936–1939. Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 2003. Verbesserte und vermehrte Neuauflage 2008

Film

  • Der Spanienkämpfer. Hans Landauer – Gegen Faschismus und Vergessen. Regie: Wolfgang Rest. Österreich 2006[1]
  • Letzte Hoffnung Spanien. Protokolle einer Odyssee. Regie: Karin Helml und Hermann Peseckas. Österreich 2006
  • „Wir kämpften für Spanien“ – von Ottakring zum Ebro. Regie: Tom Matzek. Österreich 1998

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Onlineauftritt film27.com Wolfgang Rest: Film. „Der Spanienkämpfer“. Hans Landauer – gegen Faschismus und Vergessen. 2006, (TV)3sat
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hans Landauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.