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Geschur

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Geschur (oder Geshur oder Geshuri oder Gešur, Gessur; hebräisch גְּשׁוּר, gəšûr, gē′shər, gĕsh′yōōrī, gĕshyōō′rī) ist ein in der hebräischen Bibel mehrfach erwähntes Gebiet oder ein (Stadt-)Staat nordöstlich des Sees Genezareth. In der Eisenzeit (10. bis 8. Jahrhundert v. Chr.) war Geschur ein aramäisches Fürstentum, das Beziehungen zum Hof von König David pflegte. Im 8. Jahrhundert v. Chr. verlor Geschur durch Einfluss des Nordreiches Israel den aramäischen Charakter.[1]

Biblische Überlieferung

Die Bibel berichtet in zwei unabhängigen Überlieferungen von Geschur:

2 Sam 3,3 EU und 1 Chr 3,2 EU berichten von Absalom, dem Sohn der Prinzessin Maacha aus Geschur und König David. Nachdem Absalom seinen Bruder Amnon ermordet hat floh er aus Furcht vor seinem Vater David nach Geschur und blieb dort drei Jahre (2 Sam 13,30–39 EU) bis Joab, der Heerführer und Neffe König Davids, ihn aus Geschur nach Jerusalem zurückholte (2 Sam 14,23 EU, 2 Sam 14,32 EU). Dieser Bericht informiert darüber, dass Geschur um das Jahr 1000 v. Chr. ein Königreich war, wobei offenbleibt, ob Talmai, der Vater der Prinzessin Maacha, König eines Stadtstaates oder eines größeren Königreiches war. Über die Lage von Geschur wird nicht direkt berichtet, aber in 1 Chr 2,23 EU und 2 Sam 15,8 EU wird Geschur in Beziehung gebracht zu Land der Aramäer.

Die zweite Überlieferung (Deut 3,14 EU und Jos 12,5 EU) ermöglicht die Lokalisierung von Geschur auf den Golanhöhen, indem die Nachbarschaft von Geschur im Norden mit dem Hermon-Gebirge und dem biblischen Land Gilead und im Westen mit dem amoritischen Land Baschan beschrieben wird. Im Buch Josua werden die Einwohner von Geschur, die Geschuriter, in Verbindung mit den benachbarten Völkern mehrmals erwähnt (Jos 13,11 EU, Jos 13,13 EU).

Lage

Ungefähre Lage von Geschur (Gessur) östlich des Jordans zwischen dem Amoriterreich Baschan (Basan) und dem aramäischen Aram Maacha
Bethsaida: Stadttor mit Stele für vermutlich den phönizisch-aramäischen Gott Hadad (Gott)

Geschur wird nordöstlich des Sees Genezareth im Bereich der Golanhöhen, südlich des Hermon, nördlich des Flusses Jarmuk, östlich des Jordan und westlich von Baschan lokalisiert, wo Bethsaida am Nordufer des Sees Genezareth als Hauptstadt vermutet wird. Die Landschaft Hauran wird mit Geschur in Verbindung gebracht. Das Gebiet von Aram Geschur lag, wie das benachbarte Aram Maacha, innerhalb des israelitischen Siedlungsgebietes (Jos 13,13 EU). Außerhalb der Bibel sind keine schriftlichen oder archäologischen Quellen gesichert. Geografische Angaben von Gebietsgrenzen sind sehr unsicher.

Im Jahr 1971 wurde auf dem Golan ein Kibbuz Geschur gegründet.

Geschichte, außerbiblische Quellen, archäologische Ausgrabungen

Zur Geschichte von Geschur gibt es keine sicheren außerbiblischen Quellen. Aber die Geschichte der benachbarten Staaten und der gesamten Levante lassen vage Schlüsse auch auf die Geschichte von Geschur zu.

Insbesondere zwei in akkadischer Sprache verfasste Texten werden diskutiert: Erstens das Land Garu im Amarna-Brief Brief 256 aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. und eine Inschrift des assyrischen Königs Salmanassar datiert 838 v. Chr. Beide Texte werden jedoch nicht als sichere außerbiblische Quellen für Geschur akzeptiert.[2]

Im Golan im Norden Israels gibt es verschiedene archäologische Fundstellen, die Hinweise auf das Königreich Geschur geben (z. B. et-Tell, Tell Hadar, Tel Dover (Kh ad-Duweir), Tel ‛En Gev, Tel Soreg). So haben im Jahr 2020 Archäologen auf dem Golan eine Festung aus der Königszeit Davids entdeckt. Die Ausgrabung befindet sich in Chispin im Süden des Golans östlich des Sees Genezareth. Es wird vermutet, dass das Königreich Geschur die Festung errichtete, um die Region zu kontrollieren.[3]

In der frühen Eisenzeit gehörte wahrscheinlich auch die damals bedeutende Stadt Kinneret am Nordwestufer Sees Genezareth des zum aramäischen Königreich Geschur. Im Verlauf des 9. Jahrhunderts v. Chr. kam das aramäische Königreich Aram-Geschur zunächst unter die Kontrolle des von König Hasaël geführten aramäischen Reiches Aram-Damaskus bevor es im 8. Jahrhundert v. Chr. unter den Einfluss des Nordreiches Israel geriet.

Literatur

  • Omer Sergi, Assaf Kleiman: The Kingdom of Geshur and the Expansion of Aram-Damascus into the Northern Jordan Valley: Archaeological and Historical Perspectives. In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research. 379, 2018-05 S. 1–18.
  • Friederike Schücking-Jungblut: Geschur. In: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet. Juni 2017, abgerufen am 13. Februar 2022.
  • Nadav Na'aman: The kingdom of Geshur in history and mmory. In: Scandinavian Journal of the Old Testament: An International Journal of Nordic Theology. 26, Nr. 1, 2012-08-31 S. 88–101, doi:10.1080/09018328.2012.704198.
  • Juha Pakkala: What do we know about Geshur?. In: Scandinavian Journal of the Old Testament: An International Journal of Nordic Theology. 24, Nr. 2, 2010 S. 155–173, doi:10.1080/09018328.2010.527071.

Einzelnachweise

  1. Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann: David und Salomo. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-54676-5, S. 100.
  2. Juha Pakkala: The methodological hazards in reconstructing the so-called kingdom of Geshur. In: Scandinavian Journal of the Old Testament. 27, Nr. 2, 2013-10-23 S. 226-246, doi:10.1080/09018328.2013.839114.
  3. mas: 3.000 Jahre alte Festung entdeckt. In: Israelnetz.com. 12. November 2020, abgerufen am 13. Februar 2022.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Geschur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.