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Geiselnahme in Dhaka 2016

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Ort des Angriffs

Bei einer Geiselnahme in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, überfiel am 1. Juli 2016 gegen 21:20 Uhr Ortszeit eine Gruppe bewaffneter Männer das Café Holey Artisan Bakery im Diplomatenviertel Gulshan und nahm eine zweistellige Anzahl von Menschen als Geiseln. Nach mehreren Stunden erfolgloser Verhandlungen zwischen den Tätern und der Polizei stürmte ein Sonderkommando das Café. 13 Geiseln konnten befreit werden, 20 Gäste, zwei Polizisten und sechs der sieben Geiselnehmer starben. Die Tat hatte einen islamistischen Hintergrund. Unklar ist bislang, welche Organisation für dem Terrorakt verantwortlich war.

Tathergang

Am 1. Juli 2016 gegen 21:20 Uhr Ortszeit stürmte eine Gruppe bewaffneter Männer das Café Holey Artisan Bakery im Diplomatenviertel Gulshan von Dhaka. Zunächst wurden neun Angreifer vermutet, aber später wurde diese Zahl in Polizeimeldungen auf sieben reduziert. Die Geiselnehmer riefen „Allahu Akhbar“, zündeten Sprengsätze und brachten mindestens 35 Menschen in ihre Gewalt. Einige Caféangestellte konnten auf das Dach des Gebäudes flüchten und anschließend Informationen an die herbeigerufenen Polizeikräfte weitergeben.[1]

Während der darauffolgenden Belagerung kam es wiederholt zu Schusswechseln zwischen den Tätern und der Polizei. Nachdem rund zwölfstündige Verhandlungen erfolglos geblieben waren, erstürmte ein Sondereinsatzkommando der Polizei am Morgen des 2. Juli das Lokal. Dabei konnten dreizehn Geiseln befreit werden. 20 Geiseln waren durch die Terroristen ermordet worden. Muslimische Geiseln wurden von den Terroristen verschont. Wer den Koran zitieren konnte, erhielt stattdessen etwas zu essen.[2] Die selbsternannte Nachrichtenagentur Amaq teilte mit, dass der „Islamische Staat“ die Verantwortung für den Anschlag übernähme und veröffentlichte Fotos der Terroristen, auf denen diese mit einer Schusswaffe vor einer Flagge des Islamischen Staates posierten.[3] Die bangladeschische Regierung vertrat dagegen die Auffassung, dass eine einheimische islamistische Organisation namens Jamaat-ul-Mujahideen Bangladesh den Anschlag verübt habe.[4]

Opfer

Opfer des Anschlages[5]
Nationalität Zahl
ItalienItalien Italien 9
JapanJapan Japan 7
BangladeschBangladesch Bangladesch 41
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1
IndienIndien Indien 1
Summe 22[6]
1 darunter zwei Polizisten

Nach der Erstürmung fand die Polizei die Leichen von zwanzig Geiseln. Nach Aussage eines Armeesprechers waren die Opfer „brutal mit Hieb- und Stichwaffen“ umgebracht worden. Spätere Obduktionen zeigten, dass die Geiseln zum Teil regelrecht gefoltert worden waren.[7]

Die Opfer waren neben zwei Bangladeschern überwiegend Ausländer: neun Italiener, sieben Japaner, ein US-Amerikaner bangladeschischer Herkunft und eine Inderin.[5] Die Japaner (5 Männer, 2 Frauen) waren Mitarbeiter der staatlichen japanischen Entwicklungshilfe-Organisation JICA. Die Italiener waren größtenteils in der Textilindustrie von Bangladesch tätig. Die zwei Bangladescher, die Inderin und der US-Amerikaner (bangladeschischer Herkunft) waren Studenten. Getötet wurden auch zwei Polizisten sowie sechs der Geiselnehmer; der siebte konnte festgenommen werden. Mindestens zweiundzwanzig Menschen wurden verletzt.[5] Nach Presseberichten wurden auch vier Personen, mutmaßlich Angestellte des Holey Artisan, in Handschellen abgeführt.[1]

Reaktionen

Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina sprach in einer Fernsehansprache den Terroristen ab, Muslime zu sein. Die italienische Fußballnationalmannschaft bestritt ihr Viertelfinalspiel gegen Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 am 2. Juli mit einem Trauerflor.[8] Außerdem wurde vor Beginn des Spiels im Stadion von Bordeaux eine Gedenkminute mit Akklamation für die Opfer des Anschlages gehalten.[9]

Politischer Kontext

Seit etwa dem Jahr 2013 gibt es in Bangladesch verstärkt Anschläge auf Personen, die öffentlich eine säkulare oder atheistische Weltanschauung vertreten haben oder sich gegen den politischen Islamismus ausgesprochen haben. Opfer dieser Anschläge waren zunächst ganz überwiegend Internet-Blogger, dann aber zunehmend auch Intellektuelle (Professoren, Studenten, Verleger). Die Opfer wurden meist von einer kleinen Gruppe junger Männer überfallen, die mit Macheten oder Hackmessern bewaffnet waren, und gemeinschaftlich auf ihre Opfer einhieben. Seit 2015 wurden auch zunehmend Angehörige religiöser Minderheiten (Hindus, Christen, Buddhisten, aber auch Schiiten) sowie Ausländer attackiert. Die Täter wurden nur in einer Minderheit der Fälle dingfest gemacht. In diesen Fällen stellte sich ein islamistischer Hintergrund heraus. Immer wieder übernahm die Terrororganisation Islamischer Staat die Verantwortung für einzelne Anschläge, jedoch bestritten in diesem Fall verschiedene Stellen die Täterschaft des Islamischen Staats, unter anderem die bangladeschische Regierung, die lokale islamistische Gruppierungen verantwortlich machte. Auch Vertreter der US-Regierung vermuteten eher al-Qaida als den Islamischen Staat hinter den Anschlägen.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Geiselnahme in Dhaka 2016 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Timeline: Dhaka terror attack. Dhaka Tribune, 2. Juli 2016, abgerufen am 2. Juli 2016 (english).
  2. Meg Wagner: Bangladesh café attackers spared Muslim hostages, gave food to those who could recite Koran. Daily News. 2. Juli 2016, abgerufen am 3. Juli 2016.
  3. Identifying the terrorists. Dhaka Tribune, 3. Juli 2016, abgerufen am 4. Juli 2016 (english).
  4. Terror in Bangladesch: Attentäter in Dhaka sollen einheimische Islamisten gewesen sein. Spiegel Online, 3. Jul 2016, abgerufen am gleichen Tage.
  5. 5,0 5,1 5,2 Nationalities of Holey Artisan victims disclosed. The Daily Star, 2. Juli 2016, abgerufen am 2. Juli 2016 (english).
  6. Gunmen Kill 4 Officers, Take Dozens Hostage in Bangladesh. , NBC News, 1. Juli 2016. 
  7. Autopsy finds Italian victims were tortured. Dhaka Tribune, 9. Juli 2016, abgerufen am 9. Juli 2016 (english).
  8. EM 2016: Italien spielt mit Trauerflor gegen Deutschland im Viertelfinale. Die Tageszeitung. 2. Juli 2016, abgerufen am 3. Juli 2016.
  9. EM 2016 im Spielprotokoll Deutschland - Italien 7:6, t-online.de, vom 3. Juli 2016
23.802590.41671
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Geiselnahme in Dhaka 2016 aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.