Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Furor teutonicus

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Furor teutonicus bedeutet „teutonische Raserei/Angriffslust“ oder im weiteren Sinn „germanische[r] Angriffsgeist/-lust“.

Der Ausdruck wird meist dem römischen Dichter Marcus Annaeus Lucanus (39–65 n. Chr.) zugerechnet, in dessen Werk Bellum civile er nach heutiger Quellenlage erstmals auftaucht (Liber Primus, 255 f.). Er nahm damit Bezug auf einen vermeintlich herausstechenden Charakterzug des germanischen Volksstammes der Teutonen: die wütende, mitleidlose (auch mit sich selbst), selbstvergessene Raserei der Teutonen in der Schlacht. Der Ausdruck spiegelt den Schrecken wider, der die aufstrebende Römische Republik beim ersten Zusammentreffen mit germanischen Stämmen auf ihrem italischen Gebiet im 2. Jahrhundert v. Chr. ergriffen hatte.

Zitate der Antike:

„Im Kampf jubelten sie, weil sie hofften, das Leben auf ruhmvolle und beglückende Art verlassen zu dürfen.“

„Mit der Schnelligkeit und Gewalt eines Feuersturms griffen sie an: tollkühn und unerschrocken, mit tierischen Stimmen und furchtbaren Schreien.“

Wanderzüge der Kimbern und Teutonen

Die Teutonen zogen zusammen mit den Kimbern und Ambronen auf der Suche nach neuem Land durch Europa. Dabei trafen sie 113 v. Chr. in den Ostalpen auf Truppen des Römischen Reiches. Die Römer unter dem Kommando des Konsuls Papirius Carbo versuchten, die Teutonen in einen Hinterhalt zu locken. Sie hatten das militärische Potenzial der Wandernden jedoch unterschätzt und verloren die Schlacht bei Noreia.

Bei weiteren Aufeinandertreffen, etwa der Schlacht bei Arausio (105 v. Chr.), mussten die Römer weitere empfindliche Niederlagen hinnehmen. Man bekam Angst, dass der Tross gegen Rom ziehen und so dessen Untergang besiegelt würde. Zurückblickend war diese Furcht allerdings wohl unbegründet; einen politischen Willen zur Besetzung Roms gab es nicht.

Die Stämme trennten sich wieder und konnten so einzeln gestellt werden. Gaius Marius besiegte die wandernden Völkerschaften der Teutonen und Ambronen 102 v. Chr. in der Schlacht von Aquae Sextiae und 101 v. Chr. die Kimbern in der Schlacht von Vercellae.

Trotzdem erschien die Gefahr einer Invasion aus dem Norden nach dieser Erfahrung groß und blieb ein steter Grund zur Sorge der Römer. Jahrhunderte später bestätigte sich diese Sorge mit der Zerschlagung des Weströmischen Reiches in der Völkerwanderung.

Der Begriff furor teutonicus wird seit dem Mittelalter als geflügeltes Wort für deutsche Aggression benutzt. Als Denkfigur ist er, so meint Johannes Fried, beispielsweise bei Johannes von Salisbury im Jahr 1160 zu finden, als dieser sich über das Verhalten des Kaisers Friedrich Barbarossa im Investiturstreit erzürnte. Der französischstämmige Kommentator bedient sich dabei der Adjektive „dumm“ und „aufbrausend“ und spricht vom „Wüten“ der Deutschen und benutzt damit die seit Lucanus tradierten Zuschreibungen an das deutsche Volk.[1]

Literatur

  • Christine Trzaska-Richter: Furor teutonicus – Das römische Germanenbild in Politik und Propaganda von den Anfängen bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium Band 8, Wissenschaftlicher Verlag, Trier 1991, ISBN 3-88476-014-9.
  • Johannes Fried: Die Anfänge der Deutschen. Der Weg in die Geschichte. Berlin 2015 [EA 1994], ISBN 978-3549074664.

Weblinks

Wiktionary: Furor teutonicus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Johannes Fried: Die Anfänge der Deutschen. Der Weg in die Geschichte. Berlin 2015 [EA 1994], S. 19.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Furor teutonicus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.