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Frithjof Bergmann

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Frithjof Bergmann, 2009

Frithjof H. Bergmann (geb. 24. Dezember 1930 in Weickelsdorf im heutigen Sachsen-Anhalt;[1] gest. 24. Mai 2021[2]) war ein US-amerikanischer Philosoph und Anthropologe und Begründer der „New Work“-Bewegung.

Leben und Werk

1949 gewann er mit einem Aufsatz zur „Welt, in der wir leben wollen“ ein Studienjahr in Oregon von der österreichischen Botschaft in den Vereinigten Staaten. Anschließend blieb er dort und schlug sich zunächst als Tellerwäscher, Preisboxer, Fließband- und Hafenarbeiter durch. Später schrieb er Theaterstücke und lebte fast zwei Jahre lang in Selbstversorgung auf dem Land bei New Hampshire. Er studierte Philosophie an der Universität Princeton, promovierte hier mit einer Arbeit über Hegel und erhielt Lehraufträge dort sowie an der Stanford-Universität, der University of Chicago und der University of Berkeley.

Ab 1958 war er an der University of Michigan in Ann Arbor tätig, wurde dort Inhaber eines Lehrstuhls für Philosophie, später auch für Anthropologie. 1999 wurde er emeritiert.[3]

Bergmann verfasste Publikationen über ökonomische, politische und kulturelle Themen und beriet neben Regierungen, Firmen, Gewerkschaften und Kommunen auch Jugendliche und Obdachlose in Fragen der Zukunft der Arbeit und der Innovationsfreudigkeit. Ein großer Teil seiner Arbeit befasste sich mit Kindern und Jugendlichen. Seine Ansätze vertrat er in den USA und Europa, aber auch in den Ländern des Globalen Südens. Er starb im Mai 2021 im Alter von 90 Jahren.

New Work

In den Jahren 1976 bis 1979 unternahm er Reisen in die damaligen Ostblockländer. Dort begann durch die Erkenntnis, dass der Sozialismus[4] keine Zukunft mehr hat, seine Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus und die Idee entstand, ein Gegenmodell zu entwickeln, die Bewegung der „Neuen Arbeit“ (englisch New Work).

1984 gründete er das erste Zentrum für Neue Arbeit in der Automobilstadt Flint in Michigan. Seitdem sind einige solcher Zentren in verschiedenen Ländern entstanden und New Work wurde zur Lebensaufgabe Frithjof Bergmanns.

Thesen

Den Begriff der Freiheit kritisierend verstand Bergmann darunter nicht nur Entscheidungsfreiheit zwischen Alternativen, sondern Handlungsfreiheit. Da das „Job-System“ an seinem Ende sei, habe die Menschheit die Chance, sich von der Knechtschaft der Lohnarbeit zu befreien. Zentrale Werte der „Neuen Arbeit“ seien Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft. Diese solle aus drei etwa gleichen Teilen bestehen: Erwerbsarbeit, „smart consumption“ und „High-Tech-Self-Providing“ (Selbstversorgung auf höchstem technischem Niveau) sowie „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“:

  • Dagegen solle die durch fortschreitende Automatisierung in allen Wirtschaftsbereichen abnehmende Erwerbsarbeit der Industriegesellschaft für jeden gekürzt werden und die finanzielle Basis für Dinge schaffen, die nicht durch Eigenarbeit oder nachbarschaftliche Netzwerke produzierbar sind.
  • Doch könnten in naher Zukunft kooperativ betriebene Fabber die Eigenproduktion von Gütern übernehmen. Außerdem sollten sich die Menschen Gedanken darüber machen, was sie brauchen. So seien viele Produkte wenig sinnvoll, da ihr Gebrauch eher mehr Arbeit mache als einspare, etwa viele Knoblauchpressen, deren Reinigungsaufwand ihren Nutzen aufwiege.
  • Einen revolutionären Prozess ablehnend könne die Veränderung nur nach und nach durch Menschen erfolgen, die sich an dem orientieren, „was sie wirklich, wirklich wollen“ und sich so allmählich unabhängiger machen. In so genannten Zentren für Neue Arbeit sollen Menschen gemeinsam mit den Mentoren ihre „Selbstunkenntnis“ überwinden und auf die Suche nach einer Arbeit in Übereinstimmung mit eigenen Wünschen, Hoffnungen, Träumen und Begabungen begeben. Diese soll schließlich das eigene Leben so verändern, dass man sich „lebendig(er)“ fühle.

Der Psychologe Markus Väth entwickelte Bergmanns Theorie später fort und skizzierte vier „Säulen“ zur Verwirklichung von „New Work“ in der Arbeitswelt der Zukunft.

Literatur

  • Frithjof Bergmann: On Being Free. University of Notre Dame, 1977, ISBN 0-268-01492-2
  • Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, Neue Kultur. Arbor, Freiamt 2004, ISBN 978-3-924195-96-0
  • Frithjof Bergmann: Die Freiheit leben. Arbor, Freiburg 2005, ISBN 3-936855-03-X
  • Frithjof Bergmann, Stella Friedmann: Neue Arbeit kompakt – Vision einer selbstbestimmten Gesellschaft. Gemeinsam mit Stella Friedmann. Arbor, Freiburg 2007 ISBN 978-3-924195-95-3
  • Stefan Wogawa: Alternativen zum „Wirtschaftswachstumswahnsinn“. Interviews mit einem Visionär – Frithjof Bergmann, Vordenker der Neuen Arbeit. Eobanus, Erfurt 2012 ISBN 978-3-9814241-4-0
  • Markus Väth: Arbeit – die schönste Nebensache der Welt. Wie New Work unsere Arbeitswelt revolutioniert. GABAL, Offenbach, 2016; ISBN 978-3-86936-720-0.

Weblinks

 Commons: Frithjof Bergmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frithjof Bergmann. In: Frithjof Bergmann - New Work New Culture. Abgerufen am 13. Februar 2021 (deutsch).
  2. Christoph Magnusson im Gespräch mit Gesa Ufer: Zum Tod von Frithjof Bergmann – Der Erfinder der New-Work-Kultur, deutschlandfunkkultur.de, 25. Mai 2021, abgerufen am 26. Mai 2021.
  3. Eight faculty members retire. umich.edu (University of Michigan), 26. April 2007, abgerufen am 9. März 2018.
  4. Frithjof Bergmann: New Work New Culture, Work We Want And A Culture That Strengthens Us. John Hunt Publishing, zero books, Winchester, Washington 2019, S. 36.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Frithjof Bergmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.