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Francis Quarles

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Francis Quarles

Francis Quarles (* 8. Mai 1592 in Romford, England; † 8. September 1644 vermutlich in London) war ein englischer Dichter und Emblematiker. Gemessen an der Auflagenzahl seiner Werke, besonders der beiden beliebtesten, des Gedichtbandes Emblemes und der Aphorismensammlung Enchyridion, gilt er als der „populärste englische Dichter des 17. Jahrhunderts“.[1]

Leben

Quarles wurde am 8. Mai 1592 als dritter Sohn von insgesamt acht Kindern des Magisters und königlichen Marinebeamten James Quarles († 1599) und dessen Ehefrau Joan, geborene Dalton († 1606), in Romford (heute London Borough of Havering) in der Grafschaft Essex geboren. Seine Mutter besaß ein Gut in Hertfordshire. Sein ältester Bruder Robert (1580–1639) erbte den Herrensitz der Mutter, war als Friedensrichter und Parlamentsabgeordneter tätig und wurde um 1607 von König Jakob I. zum Ritter geschlagen.[2] Seine Schwester Priscilla heiratete 1605 Baronet John Dryden, den Onkel des gleichnamigen Dichters, starb aber nicht lange danach.[3] Dryden war ab 1640 Mitglied im Langen Parlament.

Ausgestattet mit Legaten aus dem Erbe seiner Eltern studierte der früh verwaiste Francis Quarles von 1605 bis mindestens 1609 zusammen mit seinem älteren Bruder James am Christ’s College der Universität Cambridge. Am 25. Juni 1610 trat er, wiederum zusammen mit James, in Lincoln’s Inn in London ein, wo er zusammen mit anderen Gentlemen eine juristische Ausbildung genoss, vor allem aber kulturelle und literarische Anregungen erhielt.[4] Nach der Hochzeit der Prinzessin Elisabeth Stuart mit Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz begleitete er die junge Ehefrau im Frühjahr 1613 im Gefolge des königlichen Gesandten Thomas Howard, 21. Earl of Arundel, nach Heidelberg.[5] Während Arundel eine Reise durch Europa anschloss, kehrte Quarles mit den anderen Adligen im Sommer 1613 zurück. Wie er die folgenden Jahre verbrachte, ist nicht bekannt.

Titel der Neuauflage von Quarles’ erstem Werk A Feast for Wormes (1620) über den Propheten Jona

Am 28. Mai 1618 heiratete er, inzwischen im Range eines Esquire, in St. Andrews in Holborn die noch nicht ganz 17-jährige Ursula Woodgate († 1652). Das Ehepaar lebte ab etwa 1621 in Stapleford, Hertfordshire, wo drei Kinder getauft wurden.[6] Insgesamt hatten sie achtzehn Kinder, von denen mehrere in der Kindheit starben. Anstatt entsprechend seiner juristischen Ausbildung einem Beruf nachzugehen, widmete Francis Quarles sein Leben seiner Frömmigkeit und der Bildung. In den Jahren nach der Eheschließung veröffentlichte er bis 1626 seine ersten fünf religiösen Dichtungen, Nacherzählungen biblischer Geschichten.

Am 22. April 1626 brachte er zusammen mit drei weiteren Geschäftsleuten, darunter William Luckyn (1594–1658/60), wie er Mitglied von Lincoln’s Inn, im Oberhaus einen Gesetzentwurf für ein Patent für eine neue Methode der Salpetergewinnung ein, mit dem der Aufbau gewinnträchtiger Salpeterfabriken ermöglicht werden sollte. Zwar scheiterte dieses Vorhaben, doch schloss Quarles etwa zur selben Zeit Bekanntschaft mit James Ussher, dem gelehrten Primas der protestantischen Kirche von Irland. Er trat als Sekretär in dessen Dienste und begleitete ihn nach Irland. Dabei profitierte er von Usshers umfassender Gelehrsamkeit und übernahm von ihm auch die Praxis der geistlichen Meditation, die für seine späteren Werke entscheidend wurde.[7] In Dublin erschien 1629 die in Verse gebrachte Romanze Argalus and Parthenia, die im Gewande einer abenteuerlichen Geschichte den Sieg der Liebe und Treue über den Tod feierte. Um 1630 kehrte er mit seiner Familie nach England zurück und lebte zunächst in London, wo zwei Kinder in St Dunstan-in-the-West im Taufregister eingetragen sind, und spätestens ab 1633 in Roxwell in Essex,[6] als Nachbar oder möglicherweise Mieter im Hause seines Geschäftsfreundes Baronet William Luckyn, der 1637/38 Sheriff von Essex war.[8] Dort freundete er sich mit den Dichtern Phineas Fletcher und Edward Benlowes (auch Bendlowes, 1603–1676) an.

1629 hatte König Karl I. das Parlament aufgelöst und regierte als absoluter Herrscher mit Unterstützung seiner Berater Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford, und William Laud, dem Bischof von London. Laud versuchte, in der anglikanischen Kirche eine strenge Hierarchie durchzusetzen und eine dem Katholizismus angenäherte einheitliche Liturgie einzuführen. Erstmals seit der Reformation wurden in England wieder Kirchen gebaut und bestehende Kirchen mit neuer Ausstattung versehen.[9] Sowohl die einflussreichen Puritaner als auch die presbyterianische Kirche von Schottland lehnten Lauds Kirchenpolitik ab. Auch Quarles äußerte in seinen Divine Fancies von 1632 Kritik daran. Mit diesem Werk machte er sich einen Namen als Epigramm-Dichter. Offener gegen die Missstände in Land und Kirche sprach er sich in den um diese Zeit verfassten zehn Eklogen der Shepheards Oracles aus, in denen er die Schäferdichtung allegorisch und satirisch für politisch-kirchliche Zeitkritik verwendete. Die Shepheards Oracles wurden jedoch erst 1646, zwei Jahre nach seinem Tod, von dem Verleger John Marriot herausgegeben.[10] Darin befürwortete Quarles ganz im Sinne von Ussher eine Kirchenreform, die einen Mittelweg zwischen hochkirchlichem Absolutismus und radikal sozialrevolutionärem Puritanismus nach frühchristlichem Vorbild darstellt.[11]

Emblem (Vergänglichkeit des irdischen Glücks) aus der Erstausgabe von 1635

In Roxwell verfasste Quarles mit Emblemes das Werk, das seinen dauernden Ruhm begründete. Das Buch erschien 1635 in erster Auflage. Den großen Erfolg dieses mit emblematischen Bildern versehenen Gedichtbandes setzte er 1638 mit Hieroglyphics of the Life of Man fort. Um 1638 verließ er dann mit seiner Familie Roxwell und zog nach Terling bei Chelmsford in Essex. Die dortige Gemeinde war auch nach Vertreibung zweier Pastoren nach Neuengland durch Lauds Kirchenpolitik dem Puritanismus treu geblieben, und der neue Pastor John Stalham entwickelte sich unter ihrem Einfluss zum Anhänger Oliver Cromwells. In der Umgebung führte der Zorn über die Auflösung des Kurzen Parlaments 1640 zur Zerstörung von als „papistisch“ angesehenen Büchern, darunter auch das Book of Common Prayer, von liturgischen Gewändern und den von Laud eingeführten Kircheneinbauten wie etwa Altarschranken. Quarles teilte zwar die Frömmigkeit der Puritaner, lehnte aber jede Auflehnung gegen die Obrigkeit ab. In Terling verfasste er 1639 die Aphorismensammlung Enchyridion, die er Usshers Tochter zur Hochzeit widmete. Auch dieses Werk erfreute sich großer Beliebtheit sowohl bei Puritanern als auch bei Royalisten.

Mit dem Druck einer Sammelausgabe seiner beliebtesten Schriften Emblemes und Hieroglyphikes hatte Quarles sich finanziell übernommen. Zudem zahlte sein Schwiegersohn Euseby Marbury ein Darlehen nicht zurück. Trotz einer kleinen Pfründe als Londoner Stadtchronist, die der König ihm 1639 verliehen hatte, war Quarles hoch verschuldet. Vergeblich versuchte er 1641 zu verhindern, dass seine Gläubiger nicht nur mit den als Sicherheit für eine unbezahlte Schuld von 30 Pfund einbehaltenen Druckplatten von Emblemes und Hieroglyphikes die Werke selbst herausbrachten,[12] sondern anschließend mit neuen Druckplatten eine ganze neue Auflage von zweitausend Exemplaren auf den Markt warfen.[13] Wohl auch aus finanziellen Gründen verfasste er um 1640 sein einziges dramatisches Werk, die Komödie The Virgin Widow, in der er im Rahmen einer etwas verwirrenden höfischen Handlung für die Einheit von Kirche, Parlament und König warb. Das Schauspiel wurde vermutlich privat im Hause der Familie Barrington in Hatfield Broad Oak aufgeführt, denn öffentliche Theateraufführungen waren bei den Puritanern verpönt und ab 1642 auch verboten.

1642 brach der Bürgerkrieg aus. Quarles positionierte sich dabei auf der Seite des Königs, wobei er jedoch nicht in erster Linie die Person und politischen Handlungen Karls I. verteidigte, sondern die Ordnungsfunktion der gottgegebenen Monarchie gegen den Anarchismus. Aus dem puritanischen Terling begab er sich ins königliche Hauptquartier Oxford, wo er die drei 1644 publizierten Schriften The Loyall Convert, The Whipper Whipt und The New Distemper verfasste, die teilweise erst nach seinem Tod erschienen. Auch hier warb Quarles, der sich selbst als „no Papist, no Sectarie, but a true Lover of Reformation and Peace“ bezeichnete,[14] um Verständigung der verfeindeten Parteien. Diese drei politischen Schriften wurden nach seinem Tod als Sammelband unter dem Titel The Profest Royalist: His Quarrell with the Times herausgegeben.

Zwar waren Quarles’ Schriften sowohl bei Puritanern und Independents als auch bei Anhängern der episkopalen anglikanischen Kirche beliebt, trotzdem wurde er 1644 durch eine anonyme, vermutlich vom Terlinger Pastor Stalham verfasste Petition des Papismus verdächtigt.[15] Das Lange Parlament ordnete die Durchsuchung seines Hauses an. Verdächtige Schriften wurden beschlagnahmt und verbrannt. Nach Aussagen seiner Witwe verursachte der Schock über diese Anklage seinen frühen Tod. In seiner letzten Krankheit lehnte er den Beistand eines katholischen Arztes ab, um jeden Verdacht von sich zu weisen.[16] Drei Tage später wurde er auf dem Friedhof der St.-Olave-Church in London begraben.

Auf dem Friedhof von St Olave Hart Street, London, wurde Quarles begraben.

Ursula Quarles, die mit neun Kindern mittellos zurückblieb, prozessierte vergeblich um die Rechte an den bereits veröffentlichten Schriften und den beschlagnahmten Manuskripten ihres Mannes. Nur einige seiner nachgelassenen Werke konnte sie selbst veröffentlichen. Der postumen Ausgabe von Solomon’s Recantation gab sie eine Short Relation Of the Life and Death of Mr. Francis Quarles bei,[17] in der sie auch darstellte, wie sein Glaube an Gott und seine Bemühungen um die Einheit der Church of England für ihn immer an erster Stelle gestanden hätten, noch vor der Liebe zu König und Vaterland und der erst an letzter Stelle stehenden Familie, die er durch die nachgelassenen Manuskripte hatte versorgen wollen.[16] Ursula Quarles starb 1652.

Der 1625 geborene Sohn John, der seit 1643 in Oxford studierte, kämpfte 1646 bei der Belagerung der Stadt, in die König Karl II. sich zurückgezogen hatte, auf der Seite der Royalisten. Nach deren Niederlage wurde er aus England verbannt und ging nach Flandern, wo er 1648 sein erstes Buch Fons Lachrymarum, or, A fountain of tears from whence doth flow Englands complaint, Jeremiah’s lamentations paraphras’d, with divine meditations veröffentlichte. Im folgenden Jahr verfasste er einen Klagegesang auf den hingerichteten König. Zu seinen weiteren Werken gehörte eine Fortsetzung von Argalus and Parthenia und eine Totenklage auf Ussher. Er starb 1665 in London an der Pest. Mindestens zwei Töchter wanderten nach Neuengland aus: Die wohl älteste Tochter Frances (1619–1650) heiratete 1636 den Magister und Rektor Euseby Marbury, dessen nicht zurückgezahltes Darlehen Quarles in große Schwierigkeiten brachte, und zog schon 1639 mit ihm nach Maryland, wo Euseby kurz nach 1640 starb. Joanna (* 1633) schloss sich nach dem Tod der Mutter auswandernden Puritanern an und heiratete 1654 in Boston.[6] Über das Schicksal der übrigen Kinder ist nichts bekannt.

Werk

Quarles’ erste Werke waren recht langatmige Nachdichtungen der biblischen Bücher Jona, Esther, Hiob, der Klagelieder Jeremias und des Hohelieds. Bereits in seiner erster Dichtung von 1620, einer Paraphrase der Geschichte des Propheten Jona mit dem auf den ersten Blick makaber wirkenden, auf das beliebte Vanitas-Motiv verweisenden Titel A Feast for Wormes, verwendete er mit Metaphern, Bildern und allegorisch gedeuteter Mythologie dieselben Elemente, die auch seine späteren Werke bestimmten. Erläutert mit zahlreichen Anmerkungen und Zitaten antiker und christlicher Schriftsteller erörterte er dogmatische und diskutierte er moralische Probleme wie beispielsweise, ob Jonas Aufforderung an die Seeleute, ihn über Bord zu werfen, als Selbstmord zu werten sei. Dabei stellte er nicht die Figur und das Schicksal des Propheten ins Zentrum, sondern Gottes Heilswille gegenüber den bußfähigen Niniviten wie auch gegenüber den Lesern.[18] 1630 brachte er diese fünf Gedichte in überarbeiteter Form in dem Sammelband Divine Poems heraus, den er 1632 um ein weiteres Gedicht zur Geschichte Simsons aus dem Buch der Richter erweiterte. Die Divine Poems erfreuten sich bis ins 18. Jahrhundert hinein großer Beliebtheit und wurden mehrmals nachgedruckt.[19] Durch puritanische Auswanderer fanden sie auch in Neuengland Verbreitung.

Mit der Versromanze Argalus and Parthenia veröffentlichte Quarles 1629 sein einziges weltliches Werk, eine Liebesgeschichte, indem er die beliebte Prosadichtung Arcadia von Philip Sidney in Verse brachte. Wie die geistliche Dichtung war auch dieses Werk sehr erfolgreich und brachte es auf zwanzig Auflagen. 1659 verfasste sein Sohn John Quarles eine wenig erfolgreiche Fortsetzung. Das Gedicht Like to the Damask Rose you see, das Quarles der Romanze als Vanitasgedicht anfügte, wurde von Edward Elgar vertont.[20]

Titel der Ausgabe von Argalus and Parthenia von 1647

Mit Divine Fancies: Digested into Epigrammes, Meditations, and Observations wandte sich Quarles 1632 den zu seiner Zeit sehr beliebten epigrammatischen Kurzgedichten zu. Gewidmet war das Werk dem zweijährigen Prinzen, dem späteren König Karl II. Inhaltlich reichte die Spannweite der insgesamt 419 kurzen Gedichte von satirischer Gesellschaftskritik zu Meditationen, in deren bild- und anspielungsreicher Sprache er die Embleme seines nächsten Werks in Worten vorausnahm. Auch Kritik an der Kirchenpolitik des Londoner Bischofs Laud, die den Ausverkauf kirchlichen Besitzes an Laien zur Folge hatte, und an übertriebener Frömmigkeitsdarstellung sowohl der Puritaner als auch besonders der unter der katholischen Königin Henrietta Maria von Frankreich geförderten Katholiken finden sich.[21]

Die im toten Leib gefangenen Seele aus Emblemes (Ausgabe von 1773)

Den großen Erfolg seiner Epigramme übertraf Quarles mit Emblemes (1635), das Karl Josef Höltgen als das „einzige wirklich erfolgreiche englische Emblembuch“ bezeichnet.[22] Für drei der fünf Bücher entnahm er die Embleme mit nur kleinen Änderungen den Kupferstichen, die der aus Friesland stammende Boetius a Bolswert (1580–1633) für das erstmals 1624 erschienene Andachtsbuch Pia Desideria des flämischen Jesuiten Herman Hugo geschaffen hatte. Jedem Emblem sind Motto, Bibelvers, ein mit zahlreichen mythologischen Anspielungen versehenes Gedicht, Zitate aus den Kirchenvätern und ein abschließendes Epigramm hinzugefügt. Mit den fünfzehn Emblemen in Hieroglyphikes verfasste Quarles 1638 eine Fortsetzung. Nachdrucke mit den fast unveränderten Emblemen erschienen bis ins 19. Jahrhundert hinein. Die Beliebtheit dieses Werkes zeigt sich nicht nur in den zahlreichen Neuauflagen, sondern auch in der Übernahme der Embleme in die Alltagskunst. So wurde beispielsweise 2023 in einer Wohnung in York ein auf etwa 1660 datiertes Wandgemälde mit Szenen und Texten aus den Emblemes entdeckt.[23]

Titelblatt der Neuausgabe der Emblems von 1800 mit stilistisch erneuerten Emblemen

Quarles’ einzige Komödie, The Virgin Widow von 1639/40, vereint eine höfische Staatsaffäre mit amüsanten Nebenhandlungen, zusammengehalten von einer bereits im Titel angedeuteten Allegorie: Die jungfräuliche Witwe war ein traditioneller Begriff für die Kirche, die bei Christi Himmelfahrt auf der Erde zurückgelassene „Braut Christi“. In der etwas verwirrenden Handlung soll vermittelt werden, wie die vorübergehend den radikalen Puritanern verfallene englische Kirche zum König als ihrem rechtmäßigen Oberhaupt zurückfindet.[24]

Um 1640 wählte Quarles wieder eine neue Textform. Dabei kommt besonders seinem ersten Prosawerk Enchyridion (altgriechisch ἐγχειρίδιον encheirídion, deutsch ‚Handbuch‘) eine bedeutende Rolle in der englischen Literaturgeschichte zu. Mit dem Titel stellte er sich in die Tradition der Weisheitsliteratur von der Antike (Epiktet) über Erasmus von Rotterdam bis zu Blaise Pascal. Während die Erstauflage von 1640 sich weitgehend auf allgemeine Lebensregeln beschränkt, war die 1641 erschienene Neuauflage um einen politischen Teil mit Bezügen auf die aktuellen Zeitgeschehnisse erweitert. Seine Kritik an den Auseinandersetzungen zwischen König und Langem Parlament umschrieb er mit Metaphern wie Krankheit, die er auch in The Virgin Widow und seinen politischen Pamphleten verwendete.[25] Das Enchyridion war bis ins 19. Jahrhundert sehr beliebt.

Zu den nach Quarles’ Tod herausgegebenen Werken gehört das Prosawerk Barnabas and Boanerges. Es war eins der Manuskripte, die die Verleger Royston und Lowndes für sich beanspruchten. Daher erschienen noch im Sterbejahr des Verfassers 1644 zwei miteinander konkurrierende Ausgaben des zweiten Teils, eine von Lowndes und eine von Ursula Quarles veröffentlicht. Nachdem Ursula Quarles einen Prozess gegen die beiden Drucker verloren hatte, erschien 1646 der erste Teil bei Lowndes und Royston und 1651 die Gesamtausgabe bei Royston allein. Das Buch enthält Meditationen in Form von Selbstgesprächen verschiedener Charaktere zwischen den Versuchungen der Welt und der zur Umkehr aufrufenden göttlichen Gnade. Dabei werden im ersten Teil die sozialen und geistlichen Folgen der Laster behandelt, während im zweiten Teil eher die Bedrängten und Angefochtenen zu Wort kommen. Zu den teilweise satirisch überzeichnet, aber durchweg lebendig und glaubhaft Porträtierten gehören der frühkapitalistische Ausbeuter, der Trinker und der heuchlerische Frömmler ebenso wie der Verfolgte. Bei letzterem Beispiel zeigt Quarles deutlich, dass er sich „als verfolgter Anglikaner und Royalist in einer die Parteigrenzen übersteigenden Solidarität des Leidens mit dem aufrichtigen, verfolgten Puritaner“ sah.[26] Auch Barnabas and Boanerges erreichte bis ins 19. Jahrhundert hinein zwanzig Auflagen.

Werke (Auswahl)

In Klammern ist jeweils das Jahr der Erstausgabe angegeben:

  • A Feast for Wormes. Set forth in a Poeme of the History of Jonah (1620)[27]
  • Job Militant, with Meditations Divine and Moral (1624)[27]
  • Sions Elegies, wept by Jeremie the Prophet[27]
  • Sions Sonets sung by Solomon the King[27]
  • Alphabet of Elegies upon … Dr Aylmer (1625)
  • Argalus and Parthenia. The argument of ye history (1629)
  • Divine Poems (1630)
  • The Historic of Samson (1631)[27]
  • Divine Fancies digested into Epigrams, Meditations and Observations (1632)[27]
  • Alphabet of Elegies as Divine Poems (1633)
  • Emblemes (1635)[28]
  • Hieroglyphikes of the Life of Man (1638)
  • Memorials Upon the Death of Sir Robert Quarles, Knight (1639); zu Ehren seines Bruders
  • Enchyridion, containing Institutions Divine and Moral (1640–41)
  • Observations concerning Princes and States upon Peace and Warre (1642)
  • The Loyal Convert, The Whipper Whipt, und The New Distemper (1644)
  • Barnabas and Boanerges, Judgement and Mercy: Or, Wine and Oyle for afflicted soules poured forth & applied in consolatory [brace] promises, prayers, and soliloquies (Gesamtausgabe 1651, Einzeldrucke der beiden Teile 1644 und 1646)
  • Solomons recantation, entitvled Ecclesiastes paraphrased with a soliloquie or meditation upon every chapter: very seasonable and useful for these times (1645)[27]
  • Shepheards Oracles (1646)
  • Hosanna, or, Divine poems on the passion of Christ (1647)[29]
  • The Virgin Widow (1649)

Beispiel

Delight In God Only (Freude nur an Gott)

I love the earth – she is my Maker’s creature,
She is my mother for she gave me birth.
She is my tender nurse – she gives me food.
But what is a creature, Lord, compared with Thee?
Or what is my mother or my nurse to me?

I love the air – her dainty sweets refresh
My drooping soul and to new sweets invite me.
But what is the air or all the sweets that she
Can bless my soul withal, compared to Thee?

I love the sea – she is my fellow-creature,
My careful purveyor – she provides me store.
She walls me round, she makes my diet greater,
She wafts my treasure from a foreign shore.
But, Lord of oceans, when compared with Thee,
What is the ocean or her wealth to me?

To heaven’s high city I direct my journey,
Whose spangled suburbs entertain mine eye.
Mine eye, by contemplation’s great attorney,
Transcends the crystal pavement of the sky.
But what is heaven, great God, compared to Thee?
Without Thy presence – heaven is no heaven to me.

Without Thy presence – the earth gives no reflection.
Without Thy presence – the sea affords no treasure.
Without Thy presence – the air is a rank infection.
Without Thy presence – the heaven is itself no pleasure.
If not possessed, if not enjoyed in Thee,
What is earth or sea or air or heaven to me?

Without Thy presence – wealth is bags of cares,
Wisdom – but folly, joy – disquiet, sadness.
Friendship is treason and delights are snares,
Pleasures – but pain and mirth – pleasing madness.
Without Thee, Lord, things be not what they be,
Nor have their being when compared with Thee.

In having all things and not Thee – what have I?
Not having Thee – what have my labours got?
Let me enjoy but Thee – what further crave I?
And having Thee alone – what have I not?
I wish nor sea, nor land, nor would I be
Possessed of heaven, [if] heaven [is] unpossessed of Thee!

(Aus dem Gedicht Delight In God Only („Freude nur an Gott“))[30]

Literatur

Weblinks

 Commons: Francis Quarles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 1.
  2. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 22–25.
  3. Alexander B. Grosart: Complete Works in Prose and Verse of Francis Quarles. 1, 1880, S. XI.
  4. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 35–37.
  5. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 40–43.
  6. 6,0 6,1 6,2 Robert Battle: Who Was Ursula Woodgate? Identifying the Wife of Francis Quarles and Mother of Joanna1 (Quarles) Smith of Boston, Massachusetts, and Lyme, Connecticut. In: The New England Historical and Genealogical Register. 173, 2019 S. 101–118; S. 102–103.
  7. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 50–51 und 57.
  8. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 152.
  9. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 154–156.
  10. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 165–180.
  11. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 274–275.
  12. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 267–272.
  13. Francis Quarles' Divine Fancies. A Critical Edition. 1992 S. 3.
  14. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 284.
  15. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 270.
  16. 16,0 16,1 Ursula Quarles: A Short Relation of the Life and Death of Mr. Francis Quarles, by Ursula Quarles, his sorrowfull Widow. Vorwort zu Solomons recantation. 1645 (https://quod.lib.umich.edu/e/eebo/A56841.0001.001/1:3?rgn=div1;view=fulltext).
  17. John Butler: Francis Quarles (1592–1644). Abgerufen am 27. März 2023.
  18. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 71–86.
  19. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 65.
  20. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 58 und 124f.
  21. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 128–146.
  22. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 196.
  23. Sabine Winkler: Mann renoviert Küche – und legt 400 Jahre altes Wandgemälde frei. In: welt.de. 27. März 2023, abgerufen am 28. März 2023.
  24. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 278–280.
  25. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 293–294.
  26. Karl Josef Höltgen: Francis Quarles 1592—1644. Meditativer Dichter, Emblematiker, Royalist. Eine biographische und kritische Studie. Tübingen 1978, S. 302–307, bes. S. 306.
  27. 27,0 27,1 27,2 27,3 27,4 27,5 27,6 In: Frances Quarles: The Complete Works in Prose and Verse. 2, 1880 (https://books.google.li/books?id=g7sxAQAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false).
  28. Francis Quarles: Emblemes. John Marshall, 1635 (https://archive.org/details/emblemes00quar/mode/2up).
  29. Francis Quarles: Hosanna, or, Divine poems on the passion of Christ. Iohn Benson, London 1647 (https://quod.lib.umich.edu/e/eebo/A56987.0001.001?view=toc).
  30. The Complete Works in Prose and Verse Of Francis Quarles (1881), S. 93.
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