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Fernstudium

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Bei einem Fernstudium findet, im Gegensatz zum Präsenzstudium, der größte Teil des Studiums abseits des Campus statt. Im Gegensatz zu Präsenzvorlesungen erwirbt der Student sein Wissen durch besonders aufbereitete Skripte, Präsenzseminare, multimediale Lehrmaterialien sowie die Leistungskontrolle anhand der Korrektur von Einsendeaufgaben oder Prüfungen.

Dabei ist der Begriff Fernstudium, das zur Erlangung eines akademischen Grades (z. B. Diplom, Bachelor oder Master) führt und das an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule stattfindet, von dem Fernunterricht abzugrenzen, auch wenn umgangssprachlich beide Begriffe synonym verwendet werden. Eine internetgestützte Darbietungsform des Fernstudiums stellt das Online-Studium dar.

Geschichte

Das vor dem Ersten Weltkrieg gegründete Rustinsche Lehrinstitut für Selbstunterricht in Potsdam (später Düsseldorf) war in Deutschland der erste und bis in die 1960er Jahre hinein auch der einzige Anbieter eines systematischen Fernunterrichts („Methode Rustin“). Das Institut gab auch die erste Zeitschrift, die sich speziell dem Thema Fernunterricht widmete, heraus.

Das Rustinsche Lehrinstitut hatte drei Begründer: Den Architekten Simon Müller, den Weinhändler August Bonneß und den Buchhändler Robert Hachfeld; das Wort "Rustin" ist ein Kunstwort und sollte werbewirksam sein. Seit 1903 gab das Institut Lehrbriefe zur Vorbereitung auf die Abiturprüfung heraus.[1]

Die ersten Fernunterrichtsangebote wurden ursprünglich auch als Korrespondenzkurse bezeichnet, da der Student und die betreuende Einrichtung per Post miteinander in Kontakt standen. Das traditionelle Fernstudium hat wegen seiner Anonymität und des Zeitmangels der meist berufstätigen Studenten oft hohe Abbruchquoten. In den Zeiten der Kommunikation über einen virtuellen Campus, Foren, Blended Learning sowie durch die Einführung der Bachelor-/Masterstudiengänge ist die Nachfrage nach akademischen Fernstudien allerdings wieder angestiegen.

In der DDR wurden ersten Fernstudienkurse, die einen Hochschulabschluss zum Inhalt hatten ab Mitte der 1950er Jahre eingeführt. In allen Studiengängen war nach und nach auch ein Fernstudium möglich und ermöglichte den akademischen Abschluss für Berufstätige auch im Rahmen des 2. Bildungsweges und konnte bis zur Promotion führen. Neben dem Fernstudium wurden teilweise auch Abendstudiengänge eingerichtet. Nicht selten wurden diese bestehenden Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Wende aus Kostengründen abgewickelt.

Studium

Eine elektronische Form des Fernstudiums stellt das Online-Studium dar, bei dem Studieninhalte in Audio-, Video- oder Schriftform über das Internet bereitgestellt werden. Die Betreuung durch Lehrkräfte findet in der Regel über Chat, Videokonferenzen, E-Mails oder Telefone statt. Ergänzend werden meist kürzere Präsenz- und Prüfungsphasen an einer Hochschule angeboten. Ein digitaler „Lernraum“ ermöglicht, digitale und interaktive Lernmaterialien über das Netz anzubieten, sowie die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Studenten sowie der Studenten untereinander. Im Vergleich zum klassischen Fernstudium zeichnen sich Online-Studiengänge durch geringere Abbrecherquoten aus. Allen Methoden gleich ist die freie Zeiteinteilung der Studenten – welche eine hohe Eigenmotivation voraussetzt. Eine Studie mit 300 deutschen Unternehmen mit mindestens 150 Mitarbeitern im Januar 2007 ergab, dass die Absolventen eines Fernstudiums bei Personalverantwortlichen anerkannt seien.[2]

Anbieter im deutschsprachigen Raum

In der Bundesrepublik Deutschland ist die 1974 gegründete FernUniversität in Hagen mit über 85.000 (Stand Juni 2013) Studierenden nicht nur der größte Anbieter von Fernstudien, sondern auch die größte Universität Deutschlands. Durch einen Staatsvertrag zwischen den Ländern erhielt sie den gesamtstaatlichen Auftrag, Fernstudien auch über das Bundesland Nordrhein-Westfalen hinaus anzubieten. In West- und später in Gesamtdeutschland war sie lange Zeit die einzige nennenswerte Institution, die ein akademisch ausgerichtetes Fernstudium anbot. In der Schweiz arbeitet die Stiftung „Universitäre Fernstudien Schweiz“ mit der Fernuniversität Hagen zusammen, bietet aber auch eigene Studiengänge an. In Österreich besteht eine Kooperationsvereinbarung mit der Johannes Kepler Universität Linz. Des Weiteren bietet die Fernfachhochschule Schweiz (FFHS) seit 1998 eidgenössisch anerkannte Fachhochschul-Studiengänge im kombinierten Fernstudium an.

Private – staatlich anerkannte – Anbieter, die ausschließlich Fernstudiengänge anbieten, sind unter anderem die AKAD University mit bundesweit 32 Prüfungszentren (welche die erste private deutsche Fern-Fachhochschule war), die SRH Fernhochschule Riedlingen, die APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft in Bremen, die Wilhelm Büchner Hochschule, die Private Fachhochschule Göttingen, die Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH), die Diploma Hochschule mit bundesweiten Studienzentren, die Internationale Hochschule Bad Honnef - Bonn (IUBH) sowie die größte deutsche private Fernhochschule HFH Hamburger Fern-Hochschule mit über 10.000 Studenten.

Zunehmend bieten auch Präsenz-Fachhochschulen und Universitäten Fernstudiengänge oder weiterbildende Fernstudien an. Dies wird unterschiedlich umgesetzt. Etabliert haben sich Modelle innerhalb der Hochschule, mit einer eigenen privatrechtlich organisierten Gesellschaft bzw. Institut und durch Kooperationen mit anderen Anbietern. Beispielhaft für das Kooperationsmodell sind die angebotenen Fernstudiengänge der Technischen Akademien und auch des Europäischen Hochschulverbundes. Die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) in Berlin mit ihrem Fernstudienangebot wird als sogenannte „public private partnership“ gemeinsam von der Freien Universität Berlin und der Stuttgarter Klett-Gruppe getragen. Die Hochschule Wismar bietet mit dem eigenen privatrechtlichen Fernstudienzentrum WINGS berufsbegleitende Fernstudiengänge mit staatlichem Hochschulabschluss Bachelor, Diplom und Master an. Ein universitäres technisches Ingenieurfernstudium bietet z. B. die TU Dresden in den Studiengängen Bauingenieurwesen und Maschinenwesen. Auf postgraduale (weiterbildende) Fernstudiengänge spezialisiert hat sich das Distance and Independent Studies Center der TU Kaiserslautern (DISC). Die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) in Koblenz bietet als wissenschaftliche Einrichtung der Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland in Kooperation mit Fachhochschulen berufsbegleitende Fernstudiengänge in wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen sowie technischen Fachrichtungen an. Das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Universität Koblenz-Landau bietet in Kooperation mit den Fachbereichen der Hochschule wissenschaftliche Weiterbildungen in den Bereichen Naturwissenschaft/Technik, Humanwissenschaften und Management an. Das Programm des ZFUW der Universität Koblenz-Landau umfasst Fernstudiengänge mit Masterabschlüssen, Fernstudienkurse mit spezifisch berufsbezogenen Inhalten, Universitäts-Zertifikatslehrgänge sowie Tages- und Wochenendseminare.

Katholische Theologie bzw. Religionspädagogik kann in Deutschland nicht an einer Universität oder Fachhochschule als Fernstudium, sondern lediglich bei der Domschule Würzburg belegt werden. Jedoch ist das Studium kirchlich anerkannt und qualifiziert für den kirchlichen Dienst. In der Schweiz kann man katholische Theologie als Fernstudium an der Universität Luzern studieren. Das dortige Studium berechtigt sogar zur Priesterweihe, sofern das Nebenfach ebenfalls theologischer Natur ist.

Auch eine englische Universität, die Middlesex University, bietet – in Kooperation mit der österreichischen KMU Akademie – ein Fernstudium mit acht verschiedenen Schwerpunkten für den deutschsprachigen Raum an. Die Universität Liverpool ist über die Higher Education Services GmbH in Österreich mit einem Fernstudienangebot vertreten. Mit der Änderung der Gesetzeslage für sogenannte Studien universitären Charakters bietet die private österreichische WWEDU seit Anfang 2013 neue Fernstudienlehrgänge in Kooperation mit der FH Burgenland.

Eine Auswertung des Statistischen Bundesamts für das Berichtsjahr 2013 zeigt, dass bei privaten Hochschulen 29 % der Studenten in Fernstudiengängen eingeschrieben sind. Bei den öffentlichen Hochschulen sind dagegen nur 5 % und bei den kirchlichen Hochschulen nur 2 % der Studierenden in einem Fernstudiengang eingeschrieben.[3]

Nationale Interessenvertretungen in Deutschland für das Fernstudium bzw. die Fernlehre sind das Forum DistanceE-Learning und die Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen (AGF).

Siehe auch

Literatur

  • Online-/Distance-Education: Entwicklungslinien und Trends des Fernstudiums. Schneider Verlag, Baltmannsweiler 2017-06-01, ISBN 978-3834017543.
  • Zinn, Holger und Dieckmann, Heinrich: Geschichte des Fernunterrichts, Gütersloh 2017.
  • Wilhelm Bierfelder: Das Fernstudium im Hochschulwesen. Organisationsmodelle des Hochschulfernstudiums (= Tübinger Beiträge zum Fernstudium. Bd. 3). Betz, Weinheim u. a. 1969.
  • Jung, Markus und Oppermann, Anne: 100 Fragen und Antworten zum Fernstudium. Feldhaus Verlag. Hamburg 2010.
  • Moore, M., Kearsley, G.: Distance Education: A Systems View, Belmont, CA: Wadsworth, 1996.
  • Alexandra Puppe: Die Integration der Absolventen des postgradualen Fernstudiums Bibliothekswissenschaft an der HU Berlin in den Arbeitsmarkt : Ergebnisse einer Umfrage zum beruflichen Verbleib, Berlin : Inst. für Bibliotheks- und Informationswiss., Humboldt-Univ. zu Berlin, 2006

Weblinks

Wiktionary: Fernstudium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. WirtschaftsWissenschaftliche FernAkademie: Fernlehrgänge im Bereich Wirtschaftswissenschaft. Abgerufen am 2. November 2017.
  2. Fernstudierende stehen bei Personalchefs hoch im Kurs, Pressemitteilung der Euro-FH
  3. Private Hochschulen in Deutschland, Buschle Nicole und Haider Carsten in WISTA-Ausgabe 1/2016 Seite 80
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fernstudium aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.