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Felix Rohatyn

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Felix Rohatyn

Felix Rohatyn (19282019), US-amerikanischer Investmentbanker und Diplomat

Leben

Der tachles-Newsletter vom 16. Dezember 2019 schreibt:

„Der Retter von New York ist tot“

Am Samstag ist in Manhattan Felix Rohatyn verstorben. Der als Kind vor den Nazis aus Frankreich geflohene Finanzier wurde 91 Jahre alt.

Seine Verdienste als Finanzier und Berater von Unternehmen oder Politikern sind enorm und werden nun in Nachrufen angemessen gewürdigt. Doch in die Geschichte ist der am Samstag im Alter von 91 Jahren verstorbene Felix Rohatyn als «Retter von New York City» im Juni 1975 eingegangen. Rohatyn war seinerzeit Geschäftsführer der legendären Investmentbank Lazard Frères in Manhattan und hatte sich seit seinem Einstieg dort am Ende der 1940er Jahre den Ruf eines geradezu genialen «Dealmakers» erworben. Rohatyn hat dies einmal als «Lösung eines Puzzles bezeichnet, was neben Sorgfalt und strategischem Denken auch eines eisernen Willens» bedürfe.

Dies hat er 1975-1983 als Chef der «Municipal Assistance Corporation» in New York bewiesen. Die Stadt war Mitte der 1970er Jahre überschuldet, litt unter Kriminalität, einer bröckelnden Infrastruktur, einer stagnierenden Wirtschaft und explodierenden Kosten infolge teurer Tarifverträge und einer unfähigen, aufgeblähten Verwaltung. Nachdem die Wall Street weitere Kredite verweigert hatte, stand die stolze Metropole vor dem Bankrott. Politische Insider bei den Demokraten und deren Gouverneur beriefen daraufhin den ihnen als Spender und klugen Kopf bekannten Rohatyn als Krisenmanager und gründeten dazu die «Municipal Assistance Corporation» als Vehikel für die Aufnahme und Strukturierung von Krediten.

Der Finanzier führte zudem Verhandlungen mit den städtischen Gewerkschaften und konnte diesen Stellenkürzungen von 20 Prozent abringen. Hand in Hand damit schnürte Rohatyn ein Rettungspaket aus kurzfristigen Krediten in Höhe von einer Milliarde Dollar und handelte sodann die längerfristige Sanierung der Stadt aus. Ein Hindernis dabei war die Verweigerung des republikanischen Präsidenten John Ford von Kreditgarantien an die Stadt. Die «Daily News» hat dies am 30. Oktober 1975 in einer der bekanntesten Schlagzeilen der amerikanischen Geschichte festgehalten: «Ford To City: Drop Dead» («Ford an die City: Von mir aus könnt Ihr verrecken»). Auch dank des überwältigend negativen Echos auf die Headline konnte Rohatyn selbst dieses Hindernis ausräumen.

Rohatyn war 1928 in eine wohlhabende jüdische Unternehmerfamilie in Wien geboren worden. Ein Vorfahr ist Grossrabbiner Polens gewesen. Die Familie zog bereits 1935 nach Frankreich. Dort gelang Felix und der Mutter 1942 die knappe Flucht vor den deutschen Besatzern, die ihn schliesslich nach Manhattan führte. Die Familie hatte Kontakt zu André Meyer, der damals Lazard geführt hat. Vom Militärdienst unterbrochen, verbrachte Rohatyn seine Karriere bei dem traditionsreichen Haus. Seine Erfahrung als schutzloser Flüchtling hat ihn jedoch nie verlassen. Rohatyn hat einmal gesagt, der einzige «permanente Reichtum» sei, «was man im Kopf mit sich trägt».

Nach seinem Engagement für New York hatte Rohatyn Ambitionen auf politische Ämter. Hoffnungen auf das Amt des Finanzministers unter Bill Clinton scheiterten zwar an seiner vorherigen Tätigkeit als Geschäftsberater für den unabhängigen Präsidentschafts-Kandidaten Ross Perot. Aber Clinton ernannte Rohatyn immerhin zum Botschafter in Frankreich.

In späteren Jahren engagierten er und seine Frau Elizabeth sich zunehmend philanthropisch. Sein Gespür für grundlegende Probleme Amerikas hat der bekennende Linksliberale dabei nie verloren. So trat Rohatyn neben den lesenswerten Memoiren «Dealings» 2009 mit einer wichtigen Studie über die alternde Infrastruktur Amerikas hervor und forderte in «Bold Endeavors: How Our Government Built America, and Why It Must Rebuild Now» dafür massive Investitionen des Staates.

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