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Erzieher

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Erzieherin mit Kindern (1963)

Erzieher ist die Bezeichnung des Berufes der Absolventen einer staatlichen Ausbildung an einer Fachschule, einer Akademie oder eines pädagogischen Berufskollegs. Kindergärtner ist eine in Deutschland veraltete Berufsbezeichnung, da Erzieher nicht nur in der Arbeit mit Kindern, sondern auch in der Beschäftigung mit Jugendlichen und der Betreuung älterer, sowie behinderter Menschen arbeiten. Circa 97 % der Erzieher sind Frauen[1][2], weshalb häufiger die weibliche Form Erzieherin verwendet wird.

Ausbildung

Die Ausbildung in Deutschland wird von den Ländern unterschiedlich gestaltet. Die Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung ist in der Regel ein qualifizierter Sekundarabschluss 1 (Realschulabschluss). Die Ausbildungszeit unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland und dauert drei bis fünf Jahre.

Die Ausbildung erfolgt - je nach Bundesland - an Fachschulen für Sozialpädagogik, Fachakademien für Sozialpädagogik, Oberstufenzentren oder Berufsfachschulen für Sozialwesen bzw. Berufskollegs und ist damit eine schulische Ausbildung, die nach den Gesetzen des BAföG gefördert werden kann. Es gibt auch die Möglichkeit für mehrjährige Berufstätige im Sozialwesen eine Nachqualifizierung zu erwerben. Diese findet dann an Fachschulen statt und ist mit der Ausbildung an Berufsfachschulen gleichgestellt. In den letzten Jahren sind im Rahmen des Bologna-Prozesses zunehmend Studiengänge im Bereich Früh- und Elementarpädagogik gegründet worden, die mit dem Bachelor of Arts abschließen. Es ist möglich als studierte Pädagogin, eine staatliche Anerkennung als Erzieher zu beantragen. Auf das Studium kann gewöhnlich ein Teil einer abgeschlossenen Erzieherausbildung angerechnet werden. Umgekehrt gibt es zunehmend die Möglichkeit für Erzieher, die Hochschulreife und Studienberechtigung zu erwerben.

In einigen Bundesländern gliedert sich die Ausbildung in ein ein- bis zweijähriges Vorpraktikum mit einem anschließenden meist zweijährigen Schulbesuch und einem abschließenden Anerkennungsjahr. Andere deutsche Länder regeln die Ausbildung über eine rein schulische Ausbildung mit integrierten, länger andauernden Praktika. Für einzelne Bundesländer ist für die Aufnahme in die entsprechende Schule zwingend eine vorausgegangene Ausbildung vorgeschrieben (zum Beispiel die zum Sozialassistenten).

In einigen Ländern (zum Beispiel Nordrhein-Westfalen) kann die Ausbildung in Verbindung mit der Fachhochschulreife (FHR) oder der Allgemeinen Hochschulreife (AHR) gewählt werden.

Die Ausbildung kann auch berufsbegleitend erfolgen, dann in der Regel mit zwei Tagen Schule und drei Tagen Arbeit wöchentlich sowie mehreren schulischen Ausbildungsblöcken. Dieses Angebot ist allerdings abhängig vom Bedarf an Erziehern. Gibt es diesen Bedarf nur reduziert oder kaum, werden solche Ausbildungsangebote seltener zu finden sein.

Die Ausbildung zum Erzieher kann auch über einen Fernlehrgang erfolgen. Der Fernlehrgang Erzieher spricht vor allem Personen an, die bereits in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sind (Sozialassistenten, Kinderpfleger o. ä.), ihrer Beschäftigung weiter nachgehen möchten und gleichzeitig die Ausbildung zum Erzieher absolvieren möchten.

Inhalte

Die Inhalte der Ausbildung sind regional sehr unterschiedlich und können folgende Fächer, eventuell auch in Kombination miteinander oder fächerübergreifend, beinhalten:

Pädagogik, Psychologie, Soziologie (bzw. zusammengefasst zu Erziehungswissenschaft(en)), Didaktik und Methodik der sozialpädagogischen Praxis, Religionslehre bzw. Religionspädagogik, Sonderpädagogik bzw. Heilpädagogik, Kinder- und Jugendliteratur, Jugendrecht und Familienrecht, Medienpädagogik, Musikerziehung, Bewegungslehre, Rhythmik, medizinische Grundkenntnisse bzw. Gesundheitslehre, Kunst- und Werkerziehung, politisch-gesellschaftliche Aspekte sowie praktische Anleitung z. B. in Gesprächsführung oder Formen der Betreuung. In der Ausbildung erfolgt meist eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Praxisfeld bzw. eine bestimmte Klientel wie Kindergarten, Schulhort, Heimerziehung usw.

Die Ausbildung endet mit der Staatlichen Anerkennung durch die entsprechende Landesschulbehörde. Unter Umständen (zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen) ist mit dem Abschluss auch der Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulzugang möglich.

Berufsfelder

Berufsfelder, in denen Erzieher traditionell arbeiten, sind: Kinderkrippen, Kindergärten, Schulhorte, Kindertagesstätten, Integrationskindergärten und -horte, Ganztagesschulen, Behinderteneinrichtungen, sozialpädagogisch betreute Spielplätze (z.B. Abenteuerspielplatz) sowie Einrichtungen der Jugendhilfe (Heime) und Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. Hinzu kommen Einsatzstellen in Krankenhäusern und selten in der Seniorenarbeit. Sie arbeiten auch mit psychisch kranken Menschen, z. B. auf psychiatrischen Stationen in Krankenhäusern oder in der ambulanten oder einrichtungsgebundenen Langzeitbetreuung.

Die Tätigkeitsfelder von Erziehern sind sehr vielfältig. Sie umfassen die Aufsicht, Erziehung, Bildung, Betreuung und Pflege von Kindern und Jugendlichen, das Organisieren und Durchführen von Freizeitaktivitäten und vieles mehr. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrkräften sowie anderen Kontaktpersonen der Klienten und Ämter (insbesondere dem Jugendamt), in sehr vielen Fällen, wenn die Einrichtung einen kirchlichen Träger hat, auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Eine besondere Form der Betreuung von Kleinkindern ist die Rolle des Bindungserziehers.

Die Partizipation der Kinder (die Beteiligung gemäß ihrem Alter und Entwicklungsstand) ist ebenfalls bei allen Aktivitäten zu berücksichtigen. Zudem rückt seit PISA/IGLU und den Bildungsplänen der Länder der Bildungsauftrag der jeweiligen Einrichtung weiter ins Blickfeld. Gerade im Bereich der Kindertageseinrichtungen sollen die Kinder explizit bei ihren Selbstbildungsprozessen unterstützt werden.

Viele Erzieher orientieren sich in Richtung Tagesmutter bzw. Kinderbetreuung. Die Berufsaussichten sind regional verschieden. Trotz sinkenden Geburtenzahlen steigt der Bedarf an Erziehern durch die Umwandlung von Halbtagsschulen in Ganztagsschulen und die Ausweitung der vorschulischen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sodass es in manchen Regionen (z. B. Berlin) zu einem Mangel an pädagogischen Kräften kommt.

Geschichtlicher Hintergrund

Erziehungseinrichtungen gehören zu den ältesten gesellschaftlichen Institutionen, z. B. in Form von Waisenhäusern. Später kamen Besserungsanstalten und Arbeitshäuser hinzu, welche in erster Linie der Verwahrung und Bestrafung dienten. In bürgerlichen Häusern wurden auch Erzieher zur Betreuung und Beschulung der Kinder beschäftigt. Mit der bürgerlichen Aufklärung wurde ein aus heutiger Sicht verklärtes Bild von Kindheit vertreten und die Einstellung, mit Erziehung aus einem Menschen praktisch alles machen zu können. Aus diesem Gedanken wurde der Kindergarten als neue Institution entwickelt.

Bis ins 19. Jahrhundert war öffentliche Erziehung oftmals so grausam, dass sie heute als Misshandlung unter Strafe gestellt würde. Mit der Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhunderts trat allmählich eine neue Blickrichtung auf. Die Erziehung sollte vom Kind aus geschehen. Später wurden antiautoritäre und demokratische Erziehungsansätze entwickelt. Bis in die 60er Jahre wurden Erzieher fast ausschließlich in Kindergärten und -horten beschäftigt. In der Folgezeit wurde die Ausbildung mit dem Abschluss staatlich anerkannter Erzieher bundesweit eingeführt, und die möglichen Einsatzgebiete erweiterten sich wesentlich.

Von großer Bedeutung für die Ausbildung von Erziehern war die Studie zur Kompetenzentwicklung von Erziehern („Wie Schüler Erzieher werden“), die Andreas Gruschka 1985 im Rahmen des Kollegschulversuchs Nordrhein-Westfalen vorlegte: Er eruierte vier Entwicklungsaufgaben, welche die Kompetenzentwicklung und Identitätsbildung in diesem Bildungsgang ausmachen sollten.

Siehe auch

Literatur

  • Hartmut Böcher (Hrsg.), Britta Ellinghaus u. a.: Erziehen, bilden und begleiten – Das Lehrbuch für Erzieherinnen und Erzieher. Bildungsverlag Eins, Troisdorf 2010, ISBN 978-3-427-40275-6
  • Angelika Diller, Thomas Rauschenbach (Hrsg.): Reform oder Ende der Erzieherinnenausbildung? Beiträge zu einer kontroversen Fachdebatte. VS Verlag, 2006, ISBN 3-87966-434-X
  • Sigrid Ebert: Erzieherin – Ein Beruf im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik. Herder, Freiburg 2006
  • Walter Ellermann (Hrsg. Peter Thiesen): Das sozialpädagogische Praktikum, 2. überarb. Auflage, Cornelsen Verlag, Berlin 2010
  • Elke Helbig: Auslandspraktikum für Erzieherinnen. In: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 7, Bildungsverlag EINS, Troisdorf, 2009, ISBN 978-3-427-75415-2
  • Norbert Kühne: Praktikantinnenbetreuung. In: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 1, Bildungsverlag EINS, Troisdorf, 2005, ISBN 3-427-75409-X
  • Pamela Oberhuemer: Kinderbetreuung in Europa. Beltz Verlag, Weinheim u.a., 1997 ISBN 3-407-55789-2
  • Thomas Rauschenbach, Karin Beher, Detlef Knauer: Die Erzieherin. Ausbildung und Arbeitsmarkt. Juventa, Weinheim 1995
  • Peter Thiesen: Das Survival-Buch für Erzieherinnen - Wie Sie den Berufsalltag erfolgreich bestehen. 4. Auflage, Lambertus, Freiburg 2010

Weblinks

Wiktionary: Erzieher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Erzieher aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.