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Erysipel

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Klassifikation nach ICD-10
A46 Erysipel
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Das Erysipel (Betonung: Erysi'pel, wörtliche Bedeutung etwa gerötete Haut: gr. ἐρυσίπελας) ist eine bakterielle Infektion der oberen Hautschichten und Lymphwege und zeigt sich als scharf begrenzte starke Rötung. Das Erysipel geht von kleinen Hautverletzungen aus und tritt meist im Gesicht, an Armen oder Beinen und seltener am Nabel auf. Andere Bezeichnungen für das Erysipel sind Wundrose und Rotlauf.

Ursache

Ursache ist meist eine akute Infektion der Haut durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes). Selten können andere Erreger für die Entstehung eines Erysipels verantwortlich sein. Dazu gehören Streptokokken anderer Gruppen, Staphylococcus aureus und gramnegative Stäbchen wie Klebsiella pneumoniae. Die Eintrittspforte für die Krankheitserreger ist häufig ein Epitheldefekt – eine Wunde, eine Rhagade oder Fußpilz. Beispielsweise verformt sich bei Fußpilz der Nagel, was meist zu kleinen Verletzungen des Nagelbetts und damit zu einer Eintrittspforte für Bakterien führt. Insbesondere chronische Wunden stellen in Folge des verlängerten Wundverlaufs eine fortbestehende Eintrittspforte für Bakterien dar und können zu einem Erysipel führen.[1] In einigen Fällen kann eine auslösende Wunde auch vergebens gesucht werden.

Patienten mit Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödemen) sind stärker gefährdet, an einem Erysipel zu erkranken, insbesondere bei vorbestehendem Lymphgefäßschaden. Grund hierfür ist, dass die Lymphbahnen einen Abtransport von eingedrungenen Bakterien in die Lymphknoten bewirken, dort werden dann die Bakterien durch Abwehrzellen abgetötet. Beim Lymphgefäßschaden funktioniert dieser Transport nur bedingt.

Symptome

Typische scharf begrenzte Hautrötung beim Erysipel

Typisch für das Erysipel ist eine sich rasch ausbreitende, hochrote, abgestufte, flammenförmige und scharf begrenzte Hautrötung. Die gerötete Haut liegt zunächst noch im Niveau der Umgebung, schwillt später an und ist überwärmt. Die Symptome können von kleinen roten Punkten ohne Begleiterscheinungen bis zum hochfieberhaften Infekt mit Schüttelfrost und schwerer Beeinträchtigung reichen. In einigen Fällen bilden sich Blasen, die einbluten können (bullöses Erysipel/hämorrhagisches Erysipel).

Verlauf

Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu 2 Tagen beginnt das Erysipel meistens plötzlich mit Fieber und Schüttelfrost. Erst Stunden später zeigen sich die typischen Hautveränderungen.

Diagnose und Differentialdiagnose

Das Erkennen dieser Krankheit bereitet meist keine Schwierigkeiten und kann manchmal als „Blickdiagnose“ gestellt werden. Die Diagnose wird somit in der Regel „klinisch“ gestellt – ein Erregernachweis ist meist nicht möglich. Schwierigkeiten bereiten Erysipele auf vorgeschädigter Haut, z. B. bei einem postthrombotischen Syndrom. Verwechslungsgefahr besteht mit einer so genannten Stauungsdermatitis vor allem im Bereich der Beine bzw. einer akuten Dermatitis im Gesichtsbereich. Ein sich symmetrisch vom Nasenrücken auf die angrenzenden Wangen ausbreitendes Erysipel wird als „Schmetterlingserysipel“ bezeichnet. Dies ist zu unterscheiden von einem Schmetterlingserythem beim Lupus erythematodes. Auch eine allergische Kontaktdermatitis oder ein Angioödem müssen von einem Erysipel abgegrenzt werden. Bei dem nicht seltenen Erysipel der Ohrmuschel ist differentialdiagnostisch eine Perichondritis in Betracht zu ziehen, da die Wahl des Antibiotikums davon abhängt. Eine unter Umständen zu Beginn ähnlich aussehende bakterielle Erkrankung der Haut und Unterhaut, die aber einen rasenden Verlauf hat, ist die nekrotisierende Fasziitis. Differentialdiagnostisch muss auch die Möglichkeit des Anfangsstadiums einer Lyme- Borreliose, ausgelöst durch einen Zeckenstich, abgeklärt werden. Hier muss es nicht immer zu einer kreisförmigen Rötung kommen, sondern es kann sich auch ein sogenanntes Erythema migrans, eine flächige Hautrötung ausbilden, die leicht mit einem Erysipel zu verwechseln ist. Dies sollte mithilfe eines großen Blutbildes inklusive Untersuchung des Borrelien-Titers vorsichtshalber abgeklärt werden.

Behandlung

Patienten mit bullösem (blasenbildendem) oder bullös-hämorrhagischem (blasenbildend-blutendem) Erysipel werden meist stationär ins Krankenhaus aufgenommen. In der Regel ist eine hochdosierte intravenöse antibiotische Therapie notwendig, da das Erysipel eine ausgesprochene Neigung zu Rezidiven (Rückfällen) zeigt. An erster Stelle stehen Penicillin oder Cephalosporine wie beispielsweise Cefuroxim. Die Therapie bei schwerer Erkrankung (herabgesetztes Allgemeinbefinden, hohes Fieber etc.) erfolgt als intravenöse Dauertropfinfusion.

Die Behandlung leichterer Formen kann auch mit Antibiotikatabletten erfolgen. Tritt während einer nichtstationären Behandlung eine Blasenbildung (bullös) auf, muss sofort der Arzt aufgesucht werden, um eine Verschlimmerung zum offenen (hämorrhagischen) Zustand zu verhindern.

Antibiotikaresistenzen gegen Penicillin stellen bei der Behandlung der Erkrankung fast nie ein Problem dar. Zur Akutbehandlung werden weiterhin kühlende Umschläge mit Wasser oder desinfizierenden Substanzen (z. B. Hydroxychinolon-Lösung) eingesetzt. Bettruhe ist empfohlen. Außerdem muss die Eintrittspforte der Bakterien behandelt werden (z. B. Fußpilz, Nagelpilz), um ein Rezidiv zu vermeiden.

Folgeschäden sind nur in extremen, unbehandelten Fällen bei Patienten mit operierter Herzklappe zu befürchten. Risikopatienten sollten den Hausarzt daher frühzeitig aufsuchen. Beim hämorrhagischen Erysipel kann nach dem Abheilen der Blasenzone eine Vernarbung auftreten, die zu einer bleibenden Hautverfärbung führt.

Komplikationen

Zwar zeigt das Erysipel eine spontane Rückbildungstendenz; ohne Behandlung treten jedoch oft Rezidive auf, die durch das Verkleben der Lymphbahnen zu Störungen des Lymphabflusses (sekundäres Lymphödem bis hin zur Elephantiasis) eines Armes oder Beines führen können. Über eine Rezidivquote von 30 % innerhalb von drei Jahren wird berichtet, weshalb oft eine intravenöse antibiotische Behandlung über zehn Tage empfohlen wird.

Weitere Komplikationen sind eine Thrombophlebitis sowie eine Hirnvenenthrombose und eine Meningitis bei Auftreten im Gesicht durch den Eintritt der Erreger in Kollateralvenen in der tiefen Gesichtsregion. Eine nekrotisierende Fasziitis kann bei einem Erysipel am Unterschenkel entstehen und im Anfangsstadium mit diesem verwechselt werden.

Formen

  1. bullöses Erysipel – eine Verlaufsform, bei der meist am 2. oder 3. Tag schlaffe Blasen entstehen.
  2. hämorrhagisches Erysipel – bei Einblutungen in die Läsion
  3. ekchymatöses Erysipel – bei kleinflächigen Einblutungen
  4. gangränöses Erysipel – ein Erysipel mit Hautnekrosen
  5. wanderndes Erysipel – (Erysipela migrans) – ein Erysipel, das sich in die Umgebung ausbreitet, während es sich im Zentrum der Läsion wieder zurückbildet.
  6. phlegmonöses oder abszedierendes Erysipel – ein Erysipel, das in die Tiefe fortschreitet. Der phlegmonöse Rotlauf ist selten und erfordert oft eine chirurgische Intervention.
  7. glattes oder flaches Erysipel – (Erysipelas glabrum oder Erysipelas laevigatum) – ein Erysipel im Frühstadium mit einer glatten und glänzenden Oberfläche im übrigen Hautniveau.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Joachim Dissemond: Blickdiagnose Chronischer Wunden Über die klinische Inspektion zur Diagnose. Viavital Verlag, Köln 2016, ISBN 978 3 934371 55 2, Seite 286

Literatur

  • Rudolf Probst, Gerhard Grevers, Heinrich Iro: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-13-119031-0, S. 49.

Weblinks

 Commons: Erysipel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Erysipel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.