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Elga Kern

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Elga Gundela Kern (geborene Hochstätter 13. August 1888 in München; gestorben 30. Juli 1957 in Heidelberg) war eine deutsche Publizistin.

Leben

Elga Kern studierte Biologie und wurde promoviert. Sie arbeitete als Publizistin und als Übersetzerin für polnische und französische Literatur. Über ihr Leben ist wenig bekannt. Wahrscheinlich ist sie nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 aus Deutschland emigriert. In Polen war sie nach 1933 an der Herausgabe einiger Bücher, darunter zwei deutschen Schulfibeln, und Übersetzungen beteiligt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte ihre letzte Veröffentlichung in München im Jahr 1955.

Kern gab 1927 im Verlag Ernst Reinhardt 35 Gesprächsprotokolle mit Prostituierten heraus. Zugrunde lagen Gespräche mit circa einhundert Prostituierten im Land Baden, die vor dem Inkrafttreten des Reichsgesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten am 1. Oktober 1927 geführt wurden. Kern wohnte zu der Zeit in Heidelberg. Sie hat diese Gespräche aufgezeichnet und in indirekter Rede wiedergegeben. In dem jeweiligen Interview hat sie auch einen Intelligenztest durchgeführt. Sie hat außerdem die Aussagen mit den Polizeiregistereinträgen abgeglichen und hat Auskünfte bei den Pfarrämtern der Herkunftsorte eingeholt. Jedem Gespräch hat sie einen Befund aus ihrem persönlichen Eindruck der Frauen beigefügt. Eine Bearbeitung und Veröffentlichung weiterer Details, von Kern als „Katamnesen“ bezeichnet, sollte zwei Jahre später erfolgen, was allerdings nicht geschah. Die Aufzeichnungen gingen später offenbar verloren.

Ebenfalls 1928 erschien ein Buch mit autobiografischen Skizzen von sechzehn Frauen in gesellschaftlich herausgehobener Stellung, die von Kern um einen Beitrag für das Buchprojekt gebeten worden waren. Das Buch erschien danach bis 1932 in drei weiteren Auflagen. 1930 folgte ein zweiter Band mit weiteren 25 Beiträgen, beide Bände wurden vom Verlag als Vierzig führende Frauen Europas beworben. Kern hielt sich 1930 in Polen auf und lernte die Sprache.[1]

Kerns Bücher wurden im nationalsozialistischen Deutschland 1934 verboten, die Autobiografiebände wahrscheinlich deshalb, weil sie auch Beiträge von Jüdinnen und auch von Kommunistinnen enthielten.

Im Jahr 1955 gab Kern im Verlag Reinhardt ein Buch mit Selbstzeugnissen von Intellektuellen der Gegenwart heraus. Von den 35 protokollierten Selbstaussagen der Prostituierten aus dem Jahr 1928 wurden 1985 von der Publizistin Hanne Kulessa achtzehn ausgesucht und herausgegeben. Der Verlag Emil Reinhardt gab zu seinem einhundertjährigen Bestehen 1999 eine Neuausgabe der Führenden Frauen Europas heraus, darin waren nunmehr 20 der 41 autobiografischen Beiträge enthalten.

Schriften

  • (Hrsg.): Führende Frauen Europas. München : E. Reinhardt, 1928
    • Führende Frauen Europas : Elga Kerns Standardwerk von 1928/1930. Neu hrsg. und bearb. von Bettina Conrad und Ulrike Leuschner. Mit einem Vorw. von Edda Ziegler. München ; Basel : E. Reinhardt, 1999
  • Wie sie dazu kamen : 35 Lebensfragmente bordellierter Mädchen nach Untersuchgn in badischen Bordellen. Mit Faksimiles von Protokollen. München : E. Reinhardt, 1928
    • Wie sie dazu kamen : Lebensfragmente bordellierter Mädchen. Hrsg. und Nachwort Hanne Kulessa. Neuwied : Luchterhand, 1985
  • Vom alten und neuen Polen : Mit 16 Wiedergaben nach Originalen von polnischen Künstlern. Zürich; Stuttgart : Rascher, 1931
  • Niemcy wczorajsze i dzisiejsze. Warschau : Towarzystwo Wydawnictw Perjodycznych, 1934 [Deutschland gestern und heute]
  • Maria Dąbrowska: Nächte und Tage. Übersetzung Elga Kern. 1935 [Nachweis nur bei Kürschner]
  • Marja Piłsudska : matka Marszałka : wizerunek życia. Warschau : Nakładem Głównej Księgarni Wojskowej, 1935
  • Ola und Arno : Fibel für die erste Klasse der Volksschule : Deutsch und Polnisch. Mit Rudolf Kern; H Kraft; Ludwik Ryszard Bandura; Roman Wyspiański. Warschau : Biblioteka Polska, 1937
  • (Hrsg.): Wegweiser in der Zeitwende. Selbstzeugnisse von Bertrand Russell ... [u.a.] München ; Basel : Reinhardt, 1955

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Elga Kern: Brief an Jeanne Rij-Rousseau, Mannheim, den 5. Januar 1931
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Elga Kern aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.