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Diskussion:Fritz Ascher

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tachles Newsletter 3.9.2020:


«Der Vereinsamte» in Höxter

Das Forum Jacob Pins zeigt eine Ausstellung zu «Clowns in der Kunst Fritz Aschers».

Anlässlich des 50. Todestages des Künstlers zeigt das Forum Jacob Pins in Höxter vom 6. September bis zum 29. November 2020 rund 40 Gemälde und Grafiken des Berliner Spät-Expressionisten Fritz Ascher (1893-1970). Der jüdische Berliner wurde von den Nationalsozialisten als «entarteter» Künstler verfolgt. Sein Schicksal steht exemplarisch für zahlreiche Künstlerinnen und Künstler der«verlorenen Generation» deren Karrieren 1933 abrupt unterbrochen oder beendet worden sind.

«Der Vereinsamte. Clowns in der Kunst Fritz Aschers» wurde in Zusammenarbeit mit der «Fritz Ascher Society» in New York organisiert und zeigt erstmalig Aschers gesamte Werkgruppe zum Thema des Clowns, das den Künstler sein Leben lang beschäftigt hat. Die Ausstellung stellt diese Arbeiten den nach 1945 dominierenden Seelenlandschaften Aschers gegenüber.

Der Künstler wurde 1893 in Berlin-Zehlendorf als erstes Kind einer assimilierten, jüdischen Familie geboren. Im Alter von 17 Jahren besuchte er die Kunstakademie in Königsberg. Vor dem Ersten Weltkrieg ging er zurück in die Kunstmetropole Berlin, wo er bei Lovis Corinth studierte und im Umfeld expressionistischer Künstler zu einer eigenen, kraftvollen Bildsprache fand.Nach der Machtergreifung der Nazis tauchte Ascher 1933 bei Freunden unter. Nach kurzer Gefangenschaft im Konzentrationslager Sachsenhausen und im Potsdamer Gefängnis überlebte er die Jahre bis 1945 in einem Kellerversteck in Berlin Grunewald. In dieser Zeit der Isolation und Angst vor der drohenden Deportation konnte er nicht mehr malen. Er schrieb jedoch zahlreiche Gedichte.

Unmittelbar nach der Befreiung 1945 durch die Alliierten begann Fritz Ascher erneut mit der Malerei. Zunächst überarbeitete er ältere Gemälde wie ein Porträt Ludwig van Beethovens und «Der Golem» (1916). Bald Ascher fand in der Natur sein eigentliches Thema. Heftige kreative Schaffensphasen wechselten jedoch mit Phasen grosser Verzweiflung. Ascher ist im März 1970 in Berlin verstorben. Der Künstler hat sich seit etwa 1916 in Gemälden, Zeichnungen, Lithografien und Gedichten intensiv mit der Figur des Clowns, des Bajazzo befasst, etwa gleichzeitig mit Künstlern wie Max Beckmann, Marc Chagall, oder Pablo Picasso.

Dass sein Werk nun wieder zugänglich wird, ist Rachel Stern zu danken, der Direktorin der «Fritz Ascher Gesellschaft für Verfolgte, Verfemte und Verbotene Kunst» in New York (https://fritzaschersociety.org). Über die Figur des Clowns lässt sich von Ascher eine Brücke zu dem deutsch-jüdischen Künstler Jacob Pins (1917 – 2005) schlagen, dem das Forum in Höxter gewidmet ist (www.jacob-pins.de). Auch in Pins´ Werk spielt die Figur des Narren eine besondere Rolle. Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger, reich illustrierter Katalog.