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Der Pojaz

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Der Pojaz ist der letzte Roman des Schriftstellers und Publizisten Karl Emil Franzos (des Wiederentdeckers von Georg Büchner). Er wurde etwa 1893 beendet (Vgl. Scheichl 2008) und erschien zunächst in Fortsetzungen im „Berliner Tagblatt" (Vgl. Lim 2008, 109). 1905 gab seine Witwe den Roman posthum heraus. Es handelt sich um einen Entwicklungsroman, in dem das Leben eines galizischen Jungen beschrieben wird, der Schauspieler werden möchte.

Inhalt

Satirisch wird die Entwicklung eines intelligenten, verträumten und spottlustigen Jungen namens Sender Glatteis beschrieben. Senders Eltern sterben kurz nach seiner Geburt (sein Vater war ein Schnorrer), so dass Sender bei Rosel Kurländer in einem fiktiven galizischen Dorf namens Barnow aufwächst, ohne zu wissen, dass sie nicht seine Mutter ist. Sender hat offenbar die Begabung, Geschichten zu erzählen und Menschen nachzuahmen von seinem Vater geerbt. Er erhält im Dorf deswegen den Spitznamen „Pojaz“ (von „Bajazzo“).

Sender sperrt sich gegen ostjüdische Ausbildung und Traditionen. Er will Schauspieler werden, wozu er notwendigerweise Deutsch lernen müsste. Die nötigen Sprachkenntnisse eignet er sich auf verschiedenen Wegen an (von einem strafversetzten k. u. k. Soldaten, einem Mönch in einem Kloster, bei der Arbeit beim Schreiber des Dorfes), obwohl es gesellschaftlich verpönt ist, die deutsche Bildungssprache zu beherrschen (weil die Rabbis Deutsch - und die dahinterstehende moderne Alltagskultur der Metropolen und der entwickelteren Gegenden Österreich-Ungarns- als eine Gefahr für den orthodoxen Glauben betrachten).

Sender lernt schließlich Adolf Nadler kennen, einen Theaterdirektor, der - nachdem er Senders außerordentliche schauspielerische Begabung erkannt hat- ihn nicht nur mit Literatur versorgt (besonders erwähnt werden im Roman Schillers Die Räuber und Lessings Nathan der Weise), sondern ihn auch einlädt, sich an seinem Theater zu beteiligen. Sender verlässt das Dorf - nachdem er zu seiner Freude aus gesundheitlichen Gründen keinen Wehrdienst leisten muss - , weil für ihn ein Heiratsvermittler nach vielen, von Sender unverfroren vereitelten, Versuchen, doch noch eine Verlobte gefunden hat, schneidet seine Haare und legt die traditionellen Kleider ab, er wird zu einem „Deutsch“, einem Westjuden. Eine Rückkehr ins Dorf scheint nicht mehr möglich, doch als Sender durch einen Sturm aufgehalten wird, kehrt er krank ins Dorf zurück und stirbt dort nach der glücklichen Wendung aller Konflikte.

Ausgabe

Literatur

  • Günther A. Höfler: Psychoanalyse und Entwicklungsroman. Karl Emil Franzos „Der Pojaz“, München, Südostdeutsches Kulturwerk, 1987
  • Oskar Ansull (Hrsg.): Zweigeist Karl Emil Franzos. Ein Lesebuch von Oskar Ansull, darin das Kapitel "Der Pojaz. Materialien zu einem Roman" Seite 259-271, Potsdam, Deutsches Kulturforum östliches Europa ISBN 3-936168-21-0
  • Lim 2008: Jong-Dae Lim, Karl Emil Franzos in Czernowitz, in: Spuren eines Europäers. Karl Emil Franzos als Mittler zwischen den Kulturen, hg. v. Amy-Diana Colin / Elke-Vera Kotowski / Anna Dorothea Ludewig, Hildesheim / Zürich / New York 2008, 109-125.
  • Scheichl 2008: Sigurd Paul Scheichl, Karl Emil Franzos und die Schwierigkeit literarhistorischen Etikettierens, in: Spuren eines Europäers. Karl Emil Franzos als Mittler zwischen den Kulturen, hg. v. Amy-Diana Colin / Elke-Vera Kotowski / Anna Dorothea Ludewig, Hildesheim / Zürich / New York 2008, 139-157.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Der Pojaz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.