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Der Gott des Gemetzels (Film)

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Filmdaten
Deutscher TitelDer Gott des Gemetzels
OriginaltitelCarnage
ProduktionslandFrankreich, Deutschland, Polen
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr2011
Länge80 Minuten
AltersfreigabeFSK 12[1]
JMK 10[2]Vorlage:Infobox Film/Wartung/JMK ohne JMKID
Stab
RegieRoman Polański
DrehbuchRoman Polański,
Yasmina Reza
ProduktionSaïd Ben Saïd,
Oliver Berben,
Martin Moszkowicz
MusikAlexandre Desplat
KameraPaweł Edelman
SchnittHervé de Luze
Besetzung

Der Gott des Gemetzels (Originaltitel: Carnage, engl. für „Gemetzel“) ist eine Schwarze Komödie von Roman Polański aus dem Jahr 2011. Der Film basiert auf dem preisgekrönten Theaterstück Der Gott des Gemetzels der französischen Dramatikerin Yasmina Reza.[3]

Handlung

Der Film folgt in der Art eines Kammerspiels zwei Elternpaaren, den Cowans und den Longstreets, die sich zum Gespräch zusammensetzen, nachdem ihre Kinder in eine Schlägerei verwickelt waren.[4] Die Handlung spielt größtenteils im Wohnzimmer der Longstreets, mit kurzen Ausflügen in Hausflur, Küche und Bad.

Prolog: Die erste Einstellung zeigt eine Gruppe von Kindern im Brooklyn Bridge Park. Es kommt zu einem Streit, bei der sich ein Junge wehrt, indem er ein anderes Kind mit einem Ast schlägt. Die gesamte Szene wird in einer einzigen, statischen Kameraeinstellung und ohne Schnitt gezeigt; die originale Tonspur ist stumm, an ihrer Stelle ist instrumentale Musik von Alexandre Desplat zu hören, deren Intensität sich allmählich steigert.

Schnitt: Penelope Longstreet, die Mutter des Opfers, hält den Vorfall schriftlich am Computer fest. Michael Longstreet, der Vater, und das gegnerische Elternpaar Nancy und Alan Cowan schauen ihr über die Schulter. Man hat sich getroffen, um die Angelegenheit zu bereinigen, doch es beginnt ein Disput um einzelne Worte, über den Tathergang und um die Heftigkeit der Attacke, bei der das Kind der Longstreets verletzt worden ist. Als Geste dafür, dass der Konflikt ihrer Kinder nicht auch das Verhältnis der Eltern prägen soll, bieten die Longstreets den Cowans selbstgebackenes Apfel-Birnen-Cobbler an und bitten sie zu bleiben, um sich kennenzulernen und das Geschehene aufzuarbeiten. In der Folge des Gesprächs kommt es zu immer heftigeren Kontroversen, anschließenden Beschwichtigungen sowie neuerlichen verbalen Ausbrüchen und Unterstellungen.

Allmählich werden die Berufe und auch die Charaktere der vier Personen deutlich: Nancy Cowan ist Anlageberaterin, ihr Mann Alan ist Rechtsanwalt und gerade für einen Pharmakonzern tätig. Penelope Longstreet arbeitet im Buchhandel und ist Co-Autorin eines Buchs über Afrika, ihr Mann Michael arbeitet als Haushaltswarenhändler. Im Folgenden brechen Konflikte der beiden Ehepaare auf und es werden Abneigungen gegenüber dem jeweils anderen Paar deutlich. Es bilden sich im Laufe des Gesprächs immer wieder wechselnde Allianzen. Die beiden Männer sympathisieren schließlich miteinander, als sie entdecken, dass sie sich beide als Jungen ebenfalls prügelten und Ivanhoe als Vorbild hatten. Immer wieder wird das Gespräch unterbrochen, weil Alan Cowan auf seinem Blackberry geschäftliche Anrufe empfängt und weil Michael Longstreet von seiner Mutter, die sich in einem Krankenhaus befindet, angerufen wird. Michael erfährt dabei, dass sie das Medikament nimmt, von dem Alan gerade versucht, Berichte über dessen gefährliche Nebenwirkungen herunterzuspielen und zu diskreditieren.

Im Laufe der Auseinandersetzungen erfährt der Zuschauer, dass Penelope nach strikten Moralvorstellungen lebt und dies ebenso von anderen verlangt. Ihr Mann Michael scheint zunächst freundlich und um Versöhnung bemüht zu sein, entpuppt sich aber schließlich als nihilistisches Ekel, der den Hamster seiner Tochter aussetzt und dem alles in seinem Leben gleichgültig zu sein scheint. Nancy ist eine Geschäftsfrau, die – anscheinend vom stets telefonierenden Alan alleine gelassen – mühsam versucht, ihren Sohn zu erziehen; Alan wiederum ist ein zynischer Geschäftsmann, der Penelope mit seinen frauenfeindlichen Bemerkungen provoziert. Die Beziehungssituation mit Alan schlägt Nancy derart auf den Magen, dass sie sich im Wohnzimmer erbricht. Dabei werden die auf dem Wohnzimmertisch liegenden seltenen Kunstkataloge von Penelope und die Hose von Alan verunreinigt. Penelope, der die Bücher sehr viel bedeuten, versucht zusammen mit Michael einige Bildbände mit einem Handföhn zu trocknen und gleichzeitig mit einem Parfüm den Geruch des Erbrochenen zu übertünchen.

Nach diesem Vorfall bietet Michael Single-Malt-Whisky an. Befeuert vom Alkohol kommt es zu noch heftigeren Beschuldigungen und Wutausbrüchen, bei denen schließlich Penelope Nancys Handtasche durch das Wohnzimmer wirft, Nancy das Handy ihres Mannes in einer Blumenvase versenkt und später auch die darin befindlichen Tulpen zerstört. Als es schließlich nach den Ausbrüchen zu einem Moment des Schweigens kommt, endet der Film. In der letzten Wohnzimmer-Szene sieht man, wie das Handy von Alan, das schließlich aus der Blumenvase genommen, von Michael mit dem Föhn getrocknet und in eine Schale gelegt worden war, aufgrund eines Anrufs vibriert und sich in der Schale bewegt.

Epilog: Auf der Wiese im Brooklyn Bridge Park sieht man den zuvor ausgesetzten Hamster der Longstreets, der offenkundig draußen überlebt hat. Dahinter stehen die beiden Kontrahenten aus der Einstiegszene und spielen miteinander.

Hintergrund

Obwohl der Film in Brooklyn spielt, wurde er in Paris gedreht, da gegen Regisseur Polański in den Vereinigten Staaten ein Haftbefehl vorliegt. Der Film lief im Wettbewerb der 68. Filmfestspiele in Venedig. Außer den vier Hauptdarstellern sind noch Roman Polanskis Sohn Elvis Polanski als Zachary Cowan und Eliot Berger als Ethan Longstreet zu sehen. Allerdings sieht man sie nur von Weitem einmal in der Anfangs- und einmal in der Schlussszene.[5]

Kritik

„‚Gott des Gemetzels‘ bietet ein Dialogfeuerwerk voller satirischer Pointen und humoristischer Highlights, das kaum Pausen zum Atmen lässt. Diese erzählerische Dichte behält auch Polanski in seinem nur 79 Minuten langen Film bei. Was als vernünftiges Gespräch unter Elternpaaren beginnt, wird so fast unausweichlich zu einem Streit voller Vorwürfe, Besserwisserei und schließlich Beleidigungen. Die vier sehr verschiedenen Protagonisten – von der Weltverbesserin, die glaubt, alle anderen erziehen zu müssen, bis zum zynischen Anwalt – lassen nach und nach ihre Masken und Hemmungen fallen, um wie Kinder auszuteilen, ohne einstecken zu können. Die Gesellschaftssatire mag nicht gerade subtil ausfallen, aber gerade die Zuspitzung macht sie zu einem köstlichen Vergnügen: Hinter der Fassade des zivilisierten Bürgertums stecken auch nur eitle, unreife Menschen, die mit Stöcken aufeinander losgehen würden, wenn sie Regeln und Normen nicht daran hindern würden.“

Björn Becher: Filmstarts[6]

„Gleich mehrmals öffnet sich der Boden unter den Figuren, der Hass droht sie zu verschlingen, dann springen sie zurück und bedecken den Abgrund mit einem provisorischen Boden: Small Talk, Schmeichelei, einem Seien-wir-doch-vernünftig! Jedoch, schon ein paar Minuten später tut sich der Abgrund wieder auf, ein Zimmervulkan der verdrängten Wut offenbart sich, es ist der Gott des Gemetzels, der Hass zwischen uns allen. Es ist die pure Mechanik, und sie können nichts dagegen tun, es ist stärker als sie. Das Zwanghafte, es sitzt in den Augenfalten von Jodie Foster, im gemütlichen Gesichtsfett von John C. Reilly, im Grinsen von Christoph Waltz, in der bodenlosen Nervosität von Kate Winslet. Wenn man davon redet, dass hier ein Turnier unter Großmeistern stattfindet, dann muss man auch sagen, wer es gewinnt. Es ist der Europäer Christoph Waltz, dessen ergebenes Höflichkeitsgrinsen die Errungenschaft einer offenbar untergehenden Zivilisation ist: ein elastisches, überdehntes, an die Grenzen des Möglichen gehendes Friedenssignal, unter welchem die Mundwinkel und das ganze Waltz-Gesicht zu zerreißen drohen, ein Lächeln, welches an einen überspannten Bogen erinnert: die größte Wut, in einen Habitus umgeschlagen – nach innen gestülpter, konkaver Hass sozusagen.“

Peter Kümmel: Von schlimmen Eltern. In: Die Zeit[7]

Auszeichnungen

Golden Globe Award

Satellite Award

  • Beste Nebendarstellerin – Kate Winslet (nominiert)
  • Bester Nebendarsteller – Christoph Waltz (nominiert)

Europäischer Filmpreis

Goya

  • Bester europäischer Film – Roman Polanski (nominiert)

César

  • Bestes adaptiertes Drehbuch – Roman Polanski und Yasmina Reza (nominiert)

Cinema Writers of Spain

  • Bestes adaptiertes Drehbuch – Roman Polanski, Yasmina Reza (nominiert)

Boston Society of Film Critics Award für das beste Schauspielerensemble

  • Kate Winslet, Jodie Foster, Christoph Waltz und John C. Reilly

San Diego Film Critics Society Awards

  • Bestes Ensemble Kate Winslet, Jodie Foster, Christoph Waltz und John C. Reilly (nominiert)

Filmfestspiele von Venedig

  • Nominiert – Goldener Löwe
  • Gewonnen – Kleiner Goldener Löwe

Círculo de Escritores Cinematográficos

  • Bestes Drehbuch- Roman Polanski

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Der Gott des Gemetzels. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, November 2011 (PDF; Prüf­nummer: 129 869 K).
  2. Alterskennzeichnung für Der Gott des Gemetzels. Jugendmedien­kommission.
  3. Hopewell J. & Keslassy E.: Polanski’s ‘Carnage’ rolls out sales. In: Variety, 1. November 2010. Abgerufen am 16. April 2011. 
  4. Weltproblem Blutrachekino. In: FAZ. (Zitat: „Das Kind von Waltz und Winslet hat das Kind von Reilly und Foster verdroschen. Die Eltern des Geschlagenen laden die des Schlägers zu sich ein“).
  5. Nachweis auf IMDB
  6. Kritik auf Filmstarts.de
  7. Kritik auf Zeit.de
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Der Gott des Gemetzels (Film) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.