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Claude Guillon

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Claude Guillon (* 17. September 1952 in Paris) ist ein französischer Schriftsteller, Essayist und politischer Aktivist.

Leben

Guillon tat sich insbesondere als nachdrücklicher Verfechter des Rechtes auf einen selbstbestimmten Tod hervor. Große Bekanntheit erlangte er 1982 durch sein gemeinsam mit Yves Bonniec verfasstes Buch Suicide, mode d'emploi: histoire, technique, actualité (auf Deutsch erschienen als Gebrauchsanleitung zum Selbstmord), das im Frankreich der Ära Mitterrand eine hitzige gesellschaftliche und politische Kontroverse zu den Themen „Recht auf Suizid“ und Euthanasie hervorrief und mit mehr als 100.000 verkauften Exemplaren zu einem Bestseller wurde.

Als politischer Aktivist fiel Guillon durch zahlreiche Flugblätter auf, in denen er das Militär und die kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen attackierte. Daneben hat Guillon auch literarische Texte veröffentlicht, so etwa „42 Gründe für Frauen mich zu meiden“ (mit Illustrationen von Edmond Baudoin).

Die „Gebrauchsanleitung zum Selbstmord“

Guillons politisches Hauptwerk, in dem er das Recht auf Suizid propagiert, zog unmittelbar nach seinem Erscheinen 1982 eine lebhafte, mitunter bittere, gesellschaftliche Debatte über Legitimität bzw. Illegitimität des Suizides als einer menschlichen Handlung und insbesondere über die Vertretbarkeit oder Unvertretbarkeit Suizidwilligen Informationen über die Wege und Möglichkeiten möglichst leicht und schmerzfrei die eigene Selbsttötung zu verwirklichen zugänglich zu machen.

Die „Gebrauchsanleitung stellt zum einen eine Kulturgeschichte des Suizides dar - i.e. beschreibt das Werk die verschiedenen Haltungen die verschiedene Gesellschaften, Staatssysteme, Religionsgemeinschaften, Rechtssysteme, philosophischer Schulen und theologischer Richtungen im Laufe der Geschichte zum Thema Selbsttötung einnahmen. Daneben erfüllt es aber auch den „Anspruch“ den es in seinem Titel selbst erhebt, also eine „Gebrauchsanleitung“, ein Leitfaden zur möglichst erfolgreichen Verwirklichung eines Suizides zu sein. Dies leistet das Buch indem es nach der Art einer Gebrauchsanleitung die verschiedenen Praktiken zur Verwirklichung eines Suizides darlegt und diese in Hinsicht auf ihre „Erfolgsaussichten“ bewertet.

In Frankreich wurde das Buch nach heftigen Debatten im Parlament, in den Medien und in der Öffentlichkeit schließlich verboten nachdem man es zum Anlass für eine 1987 verabschiedete Novellierung der Tötungsgesetze genommen hatte: Seither ist die „Ermutigung/Veranlassung“ eines Menschen zum Suizid in Frankreich strafbewehrt. Das vom Parlament erwünschte Ziel, so eine weitere Verbreitung des Buches zu unterbinden wurde gleichwohl nur bedingt erreicht, da das Buch sich in der Zwischenzeit allein in Frankreich mehr als 100.000 Mal verkauft hatte und bereits in sechs andere Sprachen übersetzt worden war. 1991 - inzwischen waren neben der parlamentarischen Untersuchung der Angelegenheit auch mehr als zehn Strafverfahren um das Werk angestrengt worden - wurde der Verkauf - nicht aber der Besitz oder die Weitergabe - der Gebrauchsanleitung endgültig verboten.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Gebrauchsanleitung nach dem Erscheinen der Übersetzung von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf den Index gesetzt. 1985 wurde das Verbot durch das Verwaltungsgericht Köln aufgehoben, das die Indizierung mit der Begründung die Prüfstelle habe sich „einer Gesamtwürdigung des Buches entzogen“ für rechtswidrig befand. Seitdem war das Buch frei im Handel.[1]

Mit der Bekanntgabe im Bundesanzeiger Nr. 95 vom 27. Juni 2008 wurde das Buch allerdings folgeindiziert und in Teil A der Liste der jugendgefährdenden Medien eingetragen und ist somit nicht mehr frei im Handel erhältlich.

Guillon vertritt in seinem Werk die Auffassung, dass es jedem Menschen frei stehen müsse mit seiner eigenen Person und seinem eigenen Leben alles tun zu dürfen wodurch dieser keinem anderen Menschen einen Schaden zufügen würde, dass es also nichts anderes als das gute Recht eines jeden Menschen sein müsse sich zu töten, wenn er nicht mehr zu leben wünsche und dass es daher nichts anderes als ein Gebot des Anstandes sei, einem grundsätzlich und dauerhaft am Leben nicht mehr interessierten Menschen Informationen und Mittel zum Freitod in die Hand zu geben. Guillons Gegner warfen ihm hingegen vor, dass sein Werk die Menschen auf unverantwortliche Weise zum Suizid animieren würde, da es diesen als eine praktikable Möglichkeit in ihr Bewusstsein heben würde. Insbesondere das 10. Kapitel der Gebrauchsanweisung, das beschreibt welche Arzneien in welcher Dosierung eingenommen, einen schnellen und schmerzfreien Tod herbeiführen, geriet ins Fadenkreuz der - vor allem aus kirchlichen und konservativen Kreisen kommenden - Kritiker.

2004 veröffentlichte Guillon ein zweites Buch, in dem er sich mit der Kontroverse um seine Person und sein Buch befasst.

Werke

  • Claude Guillon et Yves le Bonniec: Suicide, mode d'emploi: histoire, technique, actualité. Alain Moreau, Paris 1982 (réimpr. 1987), ISBN 2852090007.
  • Claude Guillon, Droit à la mort: Suicide, mode d'emploi, ses lecteurs et ses juges. Hors Commerce, Paris 2004, ISBN 2915286345.
  • Claude Guillon: Droit de réponse au texte de Marcela Iacub. In: Libération, 1. November 2005

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Selbstmordbuch freigegeben. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1985, S. 151 (online).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Claude Guillon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.