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Christian Stangl

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Christian Stangl

Christian Stangl (* 10. Juli 1966 in Landl)[1] ist ein österreichischer Alpinist und „Skyrunner“. Er wurde durch zahlreiche besonders schnelle Besteigungen hoher Berge bekannt. Im Jahr 2010 wurde Stangl einem breiten Publikum bekannt, als er einräumen musste, den Gipfel des K2 (8.611 m) nicht wie zuvor behauptet erreicht zu haben. Die Kontroverse zog weitere Zweifel an seinen bisherigen Erfolgen nach sich. Im Jahr 2012 konnte er aber zweifelsfrei den höchsten Punkt des K2 erreichen. Seitdem bemüht er sich um eindeutige Belege für seine Besteigungen.

Leben und Unternehmungen

Kindheit und Jugend

Christian Stangl wurde 1966 in Landl im Osten des Gesäuses geboren. Sein Vater, ein Holzlastfahrer, nahm Stangl häufig im Zuge seiner Arbeit ins Gebirge mit, sodass Stangl schon früh mit dem Wandern und Bergsteigen begann. Nach der Schulzeit erlernte Stangl den Beruf eines Elektrotechnikers. Mit 15 unternahm er bereits allein mehrtägige Touren. Wenig später begann er mit dem Klettern und unternahm erste Hochtouren in den Westalpen. Schon bald folgten erste Solo- und Speedbegehungen, Enchaînements und Winterbegehungen, hauptsächlich im Gesäuse.[2] 1989 begann er die Ausbildung zum Bergführer.[3]

Höhenbergsteigen

Mit dem Höhenbergsteigen begann Christian Stangl Anfang der 1990er-Jahre. Beim Versuch, seinen ersten Siebentausender, den 7.285 m hohen Ogre zu besteigen, wurde er 1991 von einer Lawine schwer verletzt.[4] Es folgten ein Versuch am Latok II 1993 und mehrere hohe Andengipfel. 1998 erreichte Stangl mit dem Shisha Pangma seinen ersten Achttausender, wobei er den Berg nach seinen Angaben als Erster über die „Britenroute“ in der Südwand solo und im Alpinstil bestieg. In den nächsten Jahren versuchte Stangl Erstbegehungen am Gasherbrum I und konnte eine Solobesteigung des Cho Oyu (2001) verzeichnen, laut seinen Angaben handelt es sich dabei um eine Erstbegehung.[3]

Beginn des „Skyrunning“

Ab 1995 entwickelte Stangl anlässlich schneller Besteigungen hoher Andengipfel die Idee, Höhenbergsteigen „auf Zeit“ auszuprobieren und sich den geringeren Materialbedarf bei schnellen, eintägigen Begehungen zunutze zu machen.[5] 2002 bestieg er den Aconcagua in 4h 25min vom Basislager zum Gipfel, was er als seinen ersten Skyrun bezeichnet. 2003 unternahm er mit seinem „Jogging-High-Projekt“ einen ersten Serienskyrun, der Neun Sechstausender in 18 Tagen umfasste. Im darauffolgenden Jahr versuchte er am Broad Peak eine erste Besteigung eines Achttausenders an einem Tag und erreichte den Kibo in 5 h 36min.[3] 2005 bestieg Stangl in den Anden zehn Sechstausender in sieben Tagen, 2006 folgten drei Sechstausender an einem Tag.

In seiner theoretischen Konzeption des Skyrunnings orientiert sich Stangl am Alpinstil und bezeichnet seinen Begehungsstil selbst als „Superalpinstil“.[6] Dies bezieht sich auf den Verzicht auf feste Hochlager, Träger und künstlichen Sauerstoff. Stangl benutzt jedoch, wenn vorhanden, die von anderen Teams vorbereiteten Spuren und Fixseile, sodass sein Begehungsstil oft in entscheidenden Punkten vom Alpinstil abweicht.[6][7]

Seven-Summits-Speed-Project

Mit der ersten Besteigung des Mount Everest innerhalb von einem Tag 2006 begann Stangl seinen Versuch, alle Seven Summits, die höchsten Gipfel der Kontinente, im Skyrunning-Stil zu besteigen. Dieses Projekt schloss er am 7. Dezember 2007 mit einem neuen Rekord am Mount Vinson erfolgreich ab. Die Gesamtzeit für die Besteigung aller sieben Gipfel gibt er mit 58 Stunden und 45 Minuten an, sie beträgt damit etwa ein Achtel der sonst üblichen Zeit.[3][8]

Die Einzelzeiten bei dieser Unternehmung waren:

Weitere Skyrunning-Projekte

Es folgten vier Sechstausender an einem Tag (2008) und im selben Jahr ein erster Versuch am K2. Stangl musste abbrechen, nachdem infolge von Eislawinen 11 Menschen ums Leben gekommen waren. Im Jahr 2008 schloss Stangl auch seine Bergführerausbildung ab.[3] In der Folge entwickelte er die Idee, auch die Seven Second Summits im Skyrunning-Stil zu besteigen und somit als Erster sowohl die Seven Summits als auch die Seven Second Summits zu besteigen. Seit 2009 verfolgt er dieses Ziel unter dem Titel „14 seven summits“.[9]

Kontroverse um den K2 2010

Eine besondere bergsteigerische Leistung wollte Stangl am 12. August 2010 im Zuge seines „14 seven summits“-Projektes für sich verbuchen. Er gab an, um 10 Uhr vormittags den Gipfel des K2 (8611 m), des zweithöchsten Berges der Erde erreicht zu haben. Stangl sei bei dieser Tour insgesamt 70 Stunden unterwegs gewesen, das wäre Rekordzeit gewesen. Er wäre zudem der erste Bergsteiger seit 2008 gewesen, der den Gipfel des K2 erreicht hätte. Für das von ihm „14 Seven Summits“ getaufte Projekt, was die Besteigung der Seven Summits und der Seven Second Summits meint, fehle dem Steirer somit noch der Mount Tyree, den Stangl noch im Dezember 2010 besteigen wollte.

Allerdings gab es sehr schnell Zweifel an dieser Besteigung. So sollen laut den Bergsteigern, die mit Stangl zur gleichen Zeit am K2 waren, wie Zsolt Török, George Dijmarescu und Maxut Zhumayev, keine Spuren von Stangl auf dem von ihm selber beschriebenen Weg vorhanden gewesen sein. Die von Stangl beschriebene Route konnte er also ihrer Meinung nach nicht genommen haben.

Auch das Wetter auf den Bildern der Gipfelbesteigung passte nicht zu den am Tag der Beschreibung vorherrschenden Bedingungen. So zeigen die Bilder einen sonnigen Tag, im Gegensatz zu den Beobachtungen der Bergsteiger am K2.

Weiterhin war Stangl nach der Rückkehr vom K2 bei bester Gesundheit, kein Anzeichen einer Erschöpfung war zu erkennen. Noch am gleichen Tag trat Stangl den Heimweg an. So blieben zwei ungenaue Fotos der einzige Beweis des Gipfelerfolges, da er weder Handy noch GPS-Gerät bei sich trug.

Stangl selber gab auf Nachfrage an, sich zu diesem Thema nicht äußern zu wollen,[10] nahm jedoch kurz darauf in einer E-Mail Stellung zu den Vorwürfen und begründete das ungenaue Gipfelfoto mit der Tatsache, allein auf dem Gipfel gestanden zu haben, sowie beim Abstieg teilweise einen anderen Weg genommen zu haben und so den anderen Bergsteigern nicht begegnet zu sein.[11]

Am 7. September 2010 gab Stangl zu, dass er den Gipfel des K2 nicht erreicht hatte. Das vermeintliche Gipfelfoto sei etwa 1.000 Höhenmeter unter dem Gipfel aufgenommen worden. Stangl gab an, so sehr unter Druck gestanden zu sein, dass er sich die Gipfelbesteigung nur eingebildet habe.[12] Laut Medienberichten vom 8. September 2010 hatte Stangl das Basislager in 5.300 m Höhe gar nicht verlassen. Da das Wetter am betreffenden Tag nicht zum Himmel am „Gipfelfoto“ passt und das Foto nach einem Vergleich mit früheren Bildern in der Nähe von Lager 3 aufgenommen wurde, geht man davon aus, dass es von einem früheren Versuch stammt.[13][14]

Weitere Kritik

Seit Stangls Geständnis, den Gipfel des K2 nicht erreicht zu haben, verstärken sich die Zweifel auch an anderen seiner Angaben. Einer kritischen Überprüfung sollen u.a. die in seiner offiziellen Biografie behauptete erste Solobesteigung der Britenroute des Shishapangma in Tibet im Jahre 1998 nicht standhalten: „Herr Stangl war Teil einer baskischen Expedition, und er machte den ganzen Aufstieg im Team mit dem baskischen Kletterer Kike de Pablos. Sie teilten sich auch Zelt und Nahrung“, erklärte der mexikanische Bergsteiger Héctor Ponce de León, der damals auch dort war.[15] Stangl meint dazu: „Es gab damals nur ein einziges Zeitfenster. Wie hätte ich es verhindern sollen, dass jemand parallel zu mir ebenfalls auf den Berg geht?“[16]

Ähnlich verhält es sich mit der Besteigung des 8188 Meter hohen Cho Oyu im Jahr 2001, die der Steirer als „neues Kapitel der Alpingeschichte“ und als „neue Route auf einen Achttausender im Alleingang“ vermarktete. Im Aufstieg wich Stangl hier zwar zunächst vom Standardweg ab, die letzten 1400 Höhenmeter bestritt er aber auf der herkömmlichen Route. Und auch der Alleingang ist umstritten: Stangl übernachtete auf 7500 Meter im Zelt des Italieners Marco Chiantore. Beide – so bestätigte Chiantore – brachen dann gemeinsam zum Gipfel auf, den sie auch zeitgleich erreichten.[17]

Auch Stangls Angaben zu seiner Besteigung des Mount Everest im Jahr 2006 sollen ausgeschmückt sein. Der Vorarlberger Bergführer Wilfried Studer – er war damals vor Ort - ist sich sicher, dass Stangl nicht wie behauptet vom vorgelagerten Basislager auf 6500 Meter, sondern vom Nordsattel auf etwa 7000 Meter Höhe gestartet ist. Im Widerspruch zum Prinzip des „Skyrunners“, oberhalb des Basislagers ohne fremde Hilfe auszukommen, steht ein weiteres Detail: Kurz vor dem Gipfelsturm, so bezeugt Studer, orderte der Steirer via Funkgerät Kochgas, das ein Träger wenige Stunden vor Stangls Start zum Lager auf dem Nordsattel brachte.[15]

Andere Unternehmungen und Privates

Christian Stangl unternahm bereits in seiner Jugend lange Fahrradtouren. So fuhr er 1985 in 28 Tagen quer durch die Alpen, wobei er Berge wie Matterhorn, Mont Blanc und Ortler bestieg.[3] 2005 durchquerte Stangl die Atacamawüste allein in 34 Tagen, wobei er eine Strecke von 900 Kilometern zurücklegte.[3] Als Training unternimmt er lange Fahrradtouren, so fuhr er etwa 2002 in 21 Tagen von Admont nach Gibraltar.[18]

Christian Stangl arbeitet als Bergführer und Projektmanager. Er leitet weiters Vorträge und Seminare für Führungskräfte.[19] Mit seiner Lebensgefährtin, die auch an der Organisation seiner Unternehmungen beteiligt ist, lebt er in Hall bei Admont.[20]

Literatur

  • Christian Stangl und Ernst Kren: Skyrunner. Unglaubliche Aufstiege eines alpinen Protagonisten. Leykam, Oktober 2009, ISBN 3701176426.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel über Christian Stangl auf www.alpin.de. Abgerufen am 2. August 2010.
  2. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 15-17
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Stangl, Kren, Skyrunner, S. 184-190
  4. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 24-29
  5. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 65-67
  6. 6,0 6,1 Stangl, Kren, Skyrunner, S. 66
  7. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 158
  8. Slideshow mit Zeitangaben auf sueddeutsche.de. Abgerufen am 1. Februar 2010.
  9. Christien Stangl: Jagd auf die „14 seven summits“. Abgerufen am 22. September 2010.
  10. Stangls Statement auf 8000ers.com. Abgerufen am 31. August 2010.
  11. Streit um Gipfelsiege von Stangl auf bergsteigen.at. Abgerufen am 1. September 2010.
  12. Besteigung „nur eingebildet“ auf ORF.at. Abgerufen am 8. September 2010.
  13. Stangl: Ich war doch nicht auf dem K2 auf bergsteigen.at. Abgerufen am 14. September 2010.
  14. Doppelte Gipfellüge: Stangl war nur im 5.300-Meter-Lager auf krone.at. Abgerufen am 14. September 2010.
  15. 15,0 15,1 Der Falter: Weitere Heldengeschichten von „Skyrunner“ Christian Stangl halten einer kritischen Überprüfung nicht stand., abgerufen am 22. September 2010
  16. News: Erfolge von Christian Stangl erschwindelt?, abgerufen am 22. September 2010
  17. ALPIN.de: Fall Stangl: Der „Falter“ legt nach, abgerufen am 22. September 2010
  18. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 144
  19. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 222
  20. Stangl, Kren, Skyrunner, S. 9, 238
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Christian Stangl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.