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Bernhard Feilchenfeld

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Grab von Bernhard Feilchenfeld auf dem Jüdischen Friedhof Bocklemünd

Bern(h)ard Feilchenfeld (geboren 16. August 1858 in Düsseldorf; gestorben 28. August 1934 in Köln)[1] war ein deutscher Kaufmann. Er machte sich um mehrere jüdische Organisationen verdient.

Werdegang

Stolperstein für den Sohn Erich Feilchenfeld im niederländischen Putten
Stolperstein für Feilchenfelds Ehefrau Jeanette in Köln

Bernhard Feilchenfeld war ein Sohn des Rabbiners Wolf Feilchenfeld (1827–1913) und von dessen Frau Ernestine, geborene Berend.[2] Der Vater war zunächst Rabbiner in Düsseldorf und ab 1872 über 40 Jahre lang Oberrabbiner von Posen.[3] Der Pädagoge Alfred Feilchenfeld war einer seiner Söhne. Bernhard Feilchenfeld hatte mit seiner Frau Jeanette (1866–1942), geborene Herzfeld, einen Sohn namens Erich und zwei Töchter, Aurelia und Hildegard. Von Beruf war er Kaufmann und betrieb mit seinem Sohn ein Handels-Unternehmen am Rathenauplatz 24 in Köln; laut Kölner Adressbuch von 1925 war Erich Herzfeld auch Teilhaber der Stahlhandlung Amerikaner & Cie, die an der Venloer Straße ansässig war. Sein Geschäftspartner war sein Schwager Albert Amerikaner (1882–1943), der mit Aurelia Feilchenfeld verheiratet war. Unter derselben Adresse am Rathenauplatz war ein weiterer Bruder von Bernhard Feilchenfeld, Joseph (1869–1927), gemeldet, der sich als Lehrer und Gelehrter einen Namen gemacht hatte.[4][5]

Bernhard Feilchenfeld engagierte sich in zahlreichen Ämtern in jüdischen Organisationen.[6] 1902 wurde er zum Vorsitzenden des Israelitischen Unterstützungsvereins in Köln gewählt. Ab 1918 trug dieser Verein den Untertitel Israelitisches Wohlfahrtsamt und ab 1931 Wohlfahrtsamt der Synagogengemeinde Köln. Unter Feilchenfelds Leitung wurde das jüdische Fürsorgewesen in Köln umfassend reorganisiert. Auch betrieb er die Gründung der Deutschen Zentrale für jüdische Wanderarmenfürsorge, von der jüdische mittellose Durchwanderer aus dem Osten in Köln mit Verpflegung, Unterkunft und Reisekosten versorgt wurden.[7]

1920 wurde Feilchenfeld, „ein rheinischer Jude von altem Schrot und Korn“,[8] Vorsitzender des neugegründeten Landesverbandes Rheinland (Linksrhein.) des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV). Dieser Verein hatte sich angesichts zunehmender Judenfeindlichkeit zur Aufgabe gestellt, „in ihrer rheinischen Heimat durch Abwehr und Aufklärung für eine Entgiftung der Atmosphäre zu sorgen und Mitstreiter im Kampf für unsere gerechte Sache zu finden“.[8]

1929 legte Bernhard Feilchenfeld aus Altersgründen alle seine Ämter nieder, und die Synagogen-Gemeinde Köln gründete ihm zu Ehren die Bernhard-Feilchenfeld-Jubiläums-Stiftung. Er starb 1934 im Alter von 76 Jahren nach langer Krankheit in seiner Kölner Wohnung am Rathenauplatz (1933–1945: Horst-Wessel-Platz).[1][7]

1939 waren Erich Feilchenfeld und seine Mutter Jeanette in der Mainzer Str. 22 in Köln gemeldet.[9] Anschließend flüchteten sie offensichtlich in die Niederlande und wurden von dort aus nach Auschwitz deportiert, wo sie am 27. November 1942 ermordet wurden. Für beide wurden im niederländischen Putten Stolpersteine verlegt, wo sich offenbar der letzte Wohnsitz von Mutter, Sohn und auch der Tochter Aurelia befunden hatte.[10] Ein weiterer Stolperstein für Jeanette Feilchenfeld liegt vor dem Haus Mainzer Str. 22 in Köln.

Aurelia Feilchenfeld (1892–1977 in Buenos Aires) wurde im November 1942 aus den Niederlanden nach Bergen-Belsen deportiert und im Juni 1944 von dort entlassen, weil sie die argentinische Staatsbürgerschaft besaß.[11][12] Ihr Mann Albert Amerikaner war inzwischen verstorben. Aurelias Schwester Hildegard (1905–1988 in Newfoundland, New Jersey, USA) überlebte den Holocaust ebenfalls.[13][14]

1975 wurde in Köln-Zollstock eine Straße nach Bernhard Feilchenfeld benannt.[15]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Sterbeurkunde Nr. 219 vom 29. August 1934, Standesamt Köln III. In: LAV NRW R Personenstandsregister. Abgerufen am 16. April 2024.
  2. Ulrich S. Soénius (Hrsg.): Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 85. Böhlau Köln, 2022, ISBN 3412526312, S. 199 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  3. Oberrabbiner Dr. Wolf Feilchenfeld – Posen. In: 'Ost und West. Illustrierte Monatszeitschrift für das gesamte Judentum. Nr. 6, 1913-06 S. 493.
  4. Greven's Adreßbuch von Köln und Umgegend (67.1925), S. 210.
  5. Krzysztof A. Makowski: The Power of Myth, or on the Meanders of Historical Writing. Logos Verlag Berlin GmbH, 2023, ISBN 3832557040, S. 102 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  6. Bernhard Feilchenfeld: Ziele und Wege der Wanderfürsorge. In: Jüdische Arbeits- und Wanderfürsorge. Nr. 5, 1927-11 S. 91.
  7. 7,0 7,1 Bernhard Feilchenfeld s.A.. In: Israelisches Familienblatt. 1934-09-06 S. 3.
  8. 8,0 8,1 Lise Leibholz: Zehn Jahre Landesverband Rheinland des C. V.. In: 'CV-Zeitung. Nr. 5, 1930-01-31 S. 53. zitiert nach 1930. In: geschichtswerkstatt-dueren.de. 27. Januar 2016, abgerufen am 15. April 2024.
  9. Greven's Adreßbuch der Hansestadt Köln (81,1.1939) - Digibib. In: digibib.genealogy.net. Abgerufen am 16. April 2024.
  10. Erich Feilchenfeld. In: joodsmonument.nl. Abgerufen am 16. April 2024 (nederlands).
  11. Holocaust Survivors and Victims Database -- Aurelia Amerikaner-Feilchenfeld. In: ushmm.org. 27. März 2019, abgerufen am 17. April 2024 (english).
  12. Arolsen Archives - International Center on Nazi Persecution. 01020402 005. In: collections.arolsen-archives.org. 17. April 2024, abgerufen am 17. April 2024 (english).
  13. Wim Vonk: Putten krijgt ‘struikelstenen’ voor joodse slachtoffers. In: deputtenaer.nl. 25. Juni 2021, abgerufen am 16. April 2024 (nederlands).
  14. Aurelia Feilchenfeld. In: joodsmonument.nl. Abgerufen am 16. April 2024 (nederlands).
  15. Kölner Straßennamen-Lexikon. 1 Auflage. Jörg-Rüshü-Selbstverlag, Köln 2000, S. 50.
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