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Aminophenazon

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Strukturformel
Strukturformel von Aminophenazon
Allgemeines
Freiname Aminophenazon
Andere Namen
  • 4-Dimethylamino-1,5-dimethyl-2-phenyl-1,2-dihydro-3H-pyrazol-3-on (IUPAC)
  • Dimethylaminophenyldimethylpyrazolon
  • 4-Dimethylaminoantipyrin
  • Aminopyrin
  • 2,3-Dimethyl-4-dimethylamino-1-phenyl-5-pyrazolon
  • Dimethylaminophenazon
  • Pyramidon
Summenformel C13H17N3O
CAS-Nummer 58-15-1
PubChem 6009
ATC-Code

N02BB03

DrugBank DB01424
Kurzbeschreibung

lichtempfindliches, brennbares,[1] weißes bis fast weißes kristallines Pulver oder farblose Kristalle[2]

Eigenschaften
Molare Masse 231,30 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

107–108,5 °C[1]

Löslichkeit
  • löslich in Wasser (55 g·l−1 bei 20 °C)[1]
  • leicht löslich in Ethanol 96 %[2]
Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
06 – Giftig oder sehr giftig

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​301+310​‐​305+351+338 [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Aminophenazon ist der Trivialname und Freiname (INN) einer chemischen Verbindung aus der Gruppe der Stickstoffheterocyclen, die eine Weiterentwicklung des Phenazons darstellt. Beides sind synthetische Pyrazolon-Derivate, die wegen ihrer fiebersenkenden (antipyretischen) und schmerzdämpfenden (analgetischen) Wirkung bereits im 19. Jahrhundert in Arzneimitteln der Farbwerke Hoechst (unter den Handelsnamen Pyramidon bzw. Antipyrin) erfolgreich vermarktet wurden.

Im Unterschied zum Phenazon trägt Aminophenazon in 4-Position des Pyrazolon-Heterocyclus eine Dimethylamino-Gruppe (tertiäres Amin), weshalb es treffender auch Dimethylaminophenazon genannt wird.

Geschichte

Friedrich Stolz und Ludwig Knorr gelten als Erfinder des Wirkstoffs Aminophenazon, der 1897 in dem Medikament Pyramidon durch die Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning AG in Höchst am Main auf den Markt gebracht wurde.

Gewinnung und Darstellung

Kristallines Aminophenazon

Aminophenazon kann aus Phenazon durch Nitrosierung, anschließende Reduktion des 4-Nitrosophenazons und Eschweiler-Clarke-Methylierung gewonnen werden.[3][4]

Verwendung

Aminophenazon ist ein Pyrazolon (Pyrazolin-3-on) mit fiebersenkenden, entzündungshemmenden und analgetischen Eigenschaften. Es ist als Nichtopioid-Analgetikum eine Weiterentwicklung von Phenazon und dreimal stärker wirksam als dieses, jedoch mit dem Risiko einer Agranulozytose. Aminophenazon darf aufgrund des kanzerogenen Metaboliten Dimethylnitrosamin nur noch veterinär verwendet werden (in frühen Stadien des septischen Schockes bei Hund und Katze und in Kombination mit Phenylbutazon)[5] und wird in Kombinationspräparaten seit 1977 durch Propyphenazon ersetzt.[6]

Ein Atemtest mit 13C-markiertem Aminopyrin wurde zur nicht-invasiven Messung der Cytochrom P-450 Aktivität in der Leber verwendet.[7]

Pharmakokinetik

4-Acetylamino-3-methyl-1-phenylpyrazolon: Ein im Urin nachgewiesener Metabolit[8]
Aminophenazon enthält Stickstoff (N, blau) und Sauerstoff (O, rot)

Nach peroraler Gabe wird Aminophenazon rasch resorbiert.[9] Es liegt eine geringe Plasmaproteinbindung vor.[10] Bei Ratten konnte 30 Minuten nach der Gabe eine erhöhte Konzentration in der Nasenschleimhaut und in der Leber nachgewiesen werden.[11]

Im Urin wurde 4-Acetylamino-3-methyl-1-phenylpyrazolon nachgewiesen. Das lässt auf eine oxidative N-Dealkylierung durch das MFO-System[12] (Cytochrom P450-haltige Monooxygenasen oder mischfunktionelle Oxygenasen) in der Leber und anschließender Acetylierung der freien, primären Aminogruppe schließen.[8] Ein analoger Mechanismus wird beim Metabolismus des strukturell sehr ähnlichen Metamizol-Metaboliten 4-Methylaminophenazon nach dessen Resorption beobachtet.[13] Die Metabolisierungsgeschwindigkeit durch das Cytochrom P450-System ist bei Ratten tageszeitenabhängig.[14] Renal kann Aminophenazon unverändert, glucuronidiert oder sulfatiert ausgeschieden werden;[9] nach hohen Dosen kann Rubazonsäure im Harn auftreten,[15] und dessen Rotfärbung bewirken.[13]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Eintrag zu Aminophenazon in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)
  2. 2,0 2,1 Europäisches Arzneibuch 6.2
  3. Beyer-Walter, Lehrbuch der Organischen Chemie, 21. Aufl. Hirzel, Stuttgart 1988, S. 739.
  4. Pharmazeutische Chemie - Teil 6 - Nichtopioide Analgetika (PDF; 529 kB).
  5. Eintrag zu Aminophenazon bei Vetpharm
  6. J. Gasteiger, A. Schunk, Universität Erlangen: Heterocyclen als Arzneimittel.
  7. A. Rocco, G. de Nucci, G. Valente, D. Compare, A. D'Arienzo, L. Cimino, F. Perri, G. Nardone: 13C-aminopyrine breath test accurately predicts long-term outcome of chronic hepatitis C. In: Journal of hepatology. Band 56, Nummer 4, April 2012, S. 782–787, doi:10.1016/j.jhep.2011.10.015. PMID 22173159.
  8. 8,0 8,1 D. E. Hathway: Foreign compound metabolism in mammals, volume 2. The Chemical Society, Burlington House, London, WIV OBN, England, 1972. xv + 513 pp. 14.5 In: Journal of Pharmaceutical Sciences. 62, 1973, S. 186, doi:10.1002/jps.2600620954.
  9. 9,0 9,1 Jones, L.M., et al. Veterinary Pharmacology & Therapeutics. 4th ed. Ames: Iowa State University Press, 1977., S. 363.
  10. Goodman, L.S., and A. Gilman. (eds.) The Pharmacological Basis of Therapeutics. 5th ed. New York: Macmillan Publishing Co., Inc., 1975., S. 347.
  11. E. B. Brittebo: N-Demethylation of Aminopyrine by the Nasal Mucosa in Mice and Rats. In: Acta Pharmacol Toxicol. 51, Nr. 3, S. 227–232, doi:10.1111/j.1600-0773.1982.tb01018.x.
  12. Sullivan, J.B. Jr., G.R. Krieger (eds.). Hazardous Materials Toxicology-Clinical Principles of Environmental Health. Baltimore, MD: Williams and Wilkins, 1992., S. 119.
  13. 13,0 13,1 Mutschler Arzneimittelwirkungen, 9. Auflage, Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, S. 251 f., ISBN 978-3-8047-1952-1.
  14. Doull, J., C.D. Klaassen, and M. D. Amdur (eds.). Casarett and Doull's Toxicology. 2nd ed. New York: Macmillan Publishing Co., 1980., S. 67.
  15. H. Oelschläger: Drug Metabolism: Chemical and Biochemical Aspects von B. Testa und P. Jenner, 700 S., Marcel Dekker, Inc., New York 1976. In: Archiv der Pharmazie. 311, 1978, S. 165, doi:10.1002/ardp.19783110215.

Weblinks

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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Aminophenazon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.