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Alpensteinbock

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Alpensteinbock
Steinbock 2006 08 2.jpg

Alpensteinbock (Capra ibex)

Systematik
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Ziegenartige (Caprini)
Gattung: Ziegen (Capra)
Art: Alpensteinbock
Wissenschaftlicher Name
Capra ibex
Linnaeus, 1758

Datei:Steinwild Augstmatthorn.ogv

Der Alpensteinbock (Capra ibex) oder Gemeiner Steinbock – zur Abgrenzung von anderen Steinböcken – ist eine in den Alpen verbreitete Art der Ziegen. Ein weiblicher Steinbock wird Steingeiß genannt.

Merkmale

Schädel

Ein Alpensteinbock hat im Durchschnitt eine Kopfrumpflänge von 150 cm und eine Schulterhöhe von 90 cm. Geißen sind etwa 40 kg schwer, wohingegen Böcke über 100 kg wiegen können. Der Bock verfügt über ein imposantes, gebogenes Gehörn (bis zu 1 m Länge), während die Geiß nur kurze, kaum gebogene Hörner hat. Die Böcke besitzen einen Ziegenbart. Böcke haben im Sommer ein dunkelbraunes Fell; das Fell der Weibchen ist mehr rötlich oder goldbraun. Im Winter wird das Fell beider Geschlechter gräulich.

2012 am Rotmoosferner im hinteren Ötztal, Österreich ausgegrabene Reste eines Alpensteinbocks wurden untersucht, als mindestens 3300 Jahre alt bestimmt und belegen, dass die Exemplare damals etwas größer ausgebildet waren. Das 40 cm lange Teil eines Horns ist erstmals 2014 im Archäologiemuseum Bozen ausgestellt.[1]

Lebensraum

In den Alpen lebt der Steinbock auf der Höhe zwischen der Wald- und Eisgrenze. Dabei steigt er bis in Höhen von 3500 m auf. Im Winter bleibt er allerdings in tieferen Lagen als im Sommer, und auch im Sommer steigt er zum Fressen oft auf alpine Wiesen ab, während er zum Übernachten die großen Höhen aufsucht.

Lebensweise

Eine Steinbockherde setzt sich aus zehn bis zwanzig Weibchen und Jungtieren zusammen. Daneben gibt es die weniger stabilen Junggesellenherden noch nicht ganz ausgewachsener Böcke sowie einzeln lebende alte Böcke. Zur Fortpflanzungszeit (in den Alpen Dezember/Januar) suchen die Böcke die Weibchen auf und versuchen, Kontrolle über die Herde zu erlangen. Zwischen konkurrierenden Böcken kommt es dabei zu Kämpfen. Ein Bock muss mindestens sechs Jahre alt sein, um eine Chance zu haben, diese Kämpfe zu überstehen und einen Harem zu gewinnen. Über den Winter bleibt der Bock bei der Herde und verlässt sie im Frühling.

Nach einer Tragzeit von fünf bis sechs Monaten kommt im Mai oder Juni ein Jungtier, selten auch zwei zur Welt. Das Junge kann vom ersten Tag an laufen, wird aber ein Jahr lang von der Mutter gesäugt. Die Lebensdauer eines Steinbocks kann über zwanzig Jahre betragen.

Die Wiedereinbürgerung des Steinwildes in den Alpen hat in einigen Regionen auch gezeigt, dass Steinwild einen großen Einfluss auf die sie umgebende Landschaft hat. Aufgrund der in den 1920er Jahren wieder eingebürgerten Steinböcke nahm im Bereich des Schafberg und des Piz Albris bei Pontresina im Oberengadin die Hangabtragung zu. Verantwortlich dafür waren die Vertritt-Schäden, die das Steinwild verursachte.

Steinbock und Mensch

Wappen des Kantons Graubünden

Im Paläolithikum und bis in die Jungsteinzeit waren Steinböcke in manchen bergigen Regionen über Jahrtausende Hauptjagdwild des Menschen.[2][3]

Der Steinbock wurde in der früheren Zeit stark mystifiziert, was dazu führte, dass fast alles Verwertbare des Steinbocks, vom Blut über die Haare bis hin zu den Exkrementen, als Medizin gegen verschiedene Krankheiten eingesetzt wurde. Dies führte fast zum Aussterben der Art in Europa. Mitte des 17. Jahrhunderts war der Alpensteinbock auf dem Territorium des Gotteshausbundes, dessen Wappentier er war, ausgerottet,[4] und Anfang des 19. Jahrhunderts war der Steinbock im gesamten Alpenraum bis auf etwa 100 Tiere im italienischen Gran Paradiso ausgerottet. Der valdostanische Förster Josef Zumstein und der Naturkundler Albert Girtanner konnten 1820 die Behörden dazu bewegen, die letzten Steinböcke im Gran Paradiso zu schützen. Ab 1821 wurden Steinböcke im gesamten Gebiet des Hauses Savoyen unter Schutz gestellt. 1856 machte König Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont die Region zu einem seiner Jagdreviere. Dank eines erfolgreichen Wiederansiedlungsprogrammes aus diesem Restbestand von etwa 100 Tieren ist der Steinbock inzwischen wieder in weiten Teilen seines ursprünglichen Lebensraums verbreitet. Alle heute in den Alpen lebenden Steinböcke stammen von diesen 100 Tieren ab.

Obwohl von der Schweiz (deren Kanton Graubünden das Tier immerhin im Wappen trägt) wiederholt Gesuche für Steinböcke gestellt wurden, erlaubte Viktor Emanuel III. den Export von Steinböcken nicht. So wurden dann 1906[5] die ersten Tiere in die Schweiz geschmuggelt und in den Wildpark Peter und Paul bei St. Gallen gebracht, wo sie gezüchtet wurden. 1911 erfolgte mit diesen Tieren eine erste Aussetzungsaktion. Ab 1915 wurden zur Züchtung auch Steinböcke in den Alpenwildpark Harder bei Interlaken gebracht, zuerst ein Zuchtpaar aus dem Wildpark Peter und Paul, anschließend direkt aus dem Gran Paradiso. Sämtliche heute in der Schweiz lebenden Steinböcke stammen von Tieren aus den zwei Tierparks ab. Die Art gilt als gesichert; in der Schweiz wird der Bestand seit 1977 durch Jagd reguliert.

Bestände

Steinbock im Februar in den französischen Alpen

In der Schweiz leben 17.147 Tiere (Stand 2011)[6] und in Italien 13.500 Steinböcke, das entspricht zusammen zwei Drittel der Gesamtpopulation in den Alpen, die etwa 45.000 Tiere umfasst. Der Bestand in Österreich, wo 1924 die ersten Tiere erfolgreich wieder angesiedelt werden konnten, beläuft sich auf 4435 Tiere. Die Wiederansiedlung von Alpensteinböcken findet in der Regel breite Unterstützung innerhalb der Bevölkerung und bei den Kommunen, da ein Bestand von Steinböcken häufig in der touristischen Vermarktung von alpinen Ferienorten genutzt wird.

In den französischen Alpen leben circa 10.000 Steinböcke (Stand 2014)[7], vor allem im Nationalpark Mercantour, auf dessen bis 1947 zu Italien gehörendem Gebiet in den Seealpen bereits im Jahr 1921 die Wiederansiedlung begann, und im Nationalpark Vanoise, der mit circa 2500 Tieren die größte französische Steinbockpopulation aufweist.

In Deutschland gibt es fünf Populationen: zwei kleinere in der Nähe vom Graswangtal/Ammerwald sowie in der Nähe von Bayrischzell und drei größere in den Allgäuer Alpen, an der Benediktenwand und im Hagengebirge. Der Beginn der Wiederbesiedlung in den deutschen Alpen war 1936 bei Berchtesgaden. Ebenso wie in Slowenien mit 400 Individuen, ist der Bestand an frei lebenden Alpensteinböcken in Deutschland mit 300 Tieren eher gering; einige Exemplare leben auch in Liechtenstein.

Systematik

Der Alpensteinbock ist eine von mehreren als Steinböcke bezeichneten Arten der Gattung der Ziegen (Capra). Früher wurde er aufgrund äußerer Merkmale mit dem Sibirischen Steinbock (C. sibirica) und dem Syrischen oder Nubischen Steinbock (C. nubiana) zu einer Art zusammengefasst.

Genetische Untersuchungen deuten allerdings stark darauf hin, dass der Alpensteinbock, der Sibirische Steinbock und der Nubische Steinbock jeweils eigene Arten darstellen, wobei der Sibirische Steinbock an der Basis der wilden Ziegenarten steht. Die äußerlichen Ähnlichkeiten zum Alpensteinbock und zum Nubischen Steinbock wären demnach kein Zeichen enger Verwandtschaft, sondern Plesiomorphien. Der Alpensteinbock gleicht dagegen in genetischer Hinsicht sehr dem äußerlich recht verschiedenen Iberiensteinbock, der ihm geographisch auch am nächsten steht.[8]

Bilder

Literatur

  • Robert Hofrichter: Die Rückkehr der Wildtiere. Wolf, Geier, Elch & Co. Stocker, Graz, 2005, ISBN 3-7020-1059-9.
  • Marco Giacometti (Hrsg.): Von Königen und Wilderern. Die Rettung und Wiederansiedlung des Alpensteinbockes. Salm, Bern 2006, ISBN 3-7262-1415-1.
  • Peter Meile, Peider Ratti, Marco Giacometti: Der Steinbock. Biologie und Jagd. Salm, Bern 2003, ISBN 3-7262-1412-7.
  • D. E. Wilson, D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  • Eugenio Dupré, Luca Pedrotti, Serena Arduino: Alpine Ibex Conservation Strategy. Varese 2001 (Studie zur Verbreitung des Steinbocks in den italienischen Alpen, englisch).
  • Parc National de la Vanoise (Hrsg.): Le Guide du Parc National de la Vanoise. Glénat, Grenoble 2003, ISBN 2-7234-4304-3.
  • Rudolf Käch: Steinbock - König der Alpen. Verlag von Ah Druck, Sarnen 2013, ISBN 978-3-9524104-0-0.
  • Wolfgang Schröder, Fotos: Pete Dine: Steinböcke: Sie sind noch einmal davon gekommen.... In: Geo-Magazin. Hamburg 1979,3, S.96-112. Informativer Erlebnisbericht: "Als >springende Apotheke< und Jagdtrophäe gleichermaßen begehrt, waren sie vor 125 Jahren fast ausgerottet. Einem italienischen König ist es zu danken, dass die letzten 50 gerettet wurden. Heute klettern wieder 14 000 Steinböcke in den Alpen." ISSN 0342-8311

Weblinks

Wiktionary: Steinbock – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Alpensteinbock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://tirol.orf.at/news/stories/2632967/ Gletscherfund: Steinbockreste aus Bronzezeit, ORF.at vom 25. Februar 2014
  2. Ivana Fiore, Antonio Tagliacozzo, Pier Francesco Cassoli: Ibex exploitation at Dalmeri rockshelter (TN) and "specialized hunting" in the sites of the Eastern Alps during the Tardiglacial and the early Holocene. In: Preistoria Alpina 1998, Band 34, S. 173–183.
  3. Joseph Edward Beaver: Paleolithic Ungulate hunting: simulation and mathematical modelling for archaeological interference and explanation. Dissertation, University of Arizona, 2007.
  4. Jon Mathieu (1987), Bauern und Bären. Octopus, Chur.
  5. Kanton Graubünden: 100 Jahre Steinbock in der Schweiz: Kanton Graubünden feiert die Wiederansiedlung
  6. Eidgenössische Jagdstatistik des Bundesamts für Umwelt BAFU, Auswahl: geschützte Säugetiere, Steinbock, ganze Schweiz, Bestand, Zahlen; abgerufen am 12. September 2012
  7. Les bouquetins en France
  8. E. Y. Kazanskayal, M. V. Kuznetsoval, A. A. Danilkin: Phylogenetic Reconstructions in the Genus Capra (Bovidae, Artiodactyla) Based on the Mitochondrial DNA Analysis. In: Russian Journal of Genetics. Bd. 43, Nr. 2, 2007, S. 181–189 (Zusammenfassung)
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