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Alliteration

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Die Alliteration (von lateinisch ad „zu“ und littera „Buchstabe“) ist eine literarische Stilfigur oder ein rhetorisches Schmuckelement, bei der die betonten Stammsilben benachbarter Wörter (oder Bestandteilen von Zusammensetzungen) den gleichen Anfangslaut (Anlaut) besitzen. Eine Sonderform der Alliteration ist das Tautogramm, bei dem jedes Wort mit demselben Buchstaben beginnt.

In phonetisch geschriebenen Sprachen, in denen ein Laut nur eine Schreibweise hat, stimmen dann auch die ersten Buchstaben überein (z. B. „fromm und frei“ oder „Mann und Maus“), wie es die Übersetzung aus dem Lateinischen suggeriert. Da das deutsche Schriftsystem jedoch kein rein phonetisches ist, werden die identischen Anlaute in Alliterationen oft nicht mit dem gleichen Buchstaben verschriftlicht. Umgekehrt handelt es sich nicht automatisch um eine Alliteration, wenn die betonten Silben in Wortgefügen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben geschrieben werden. Bei „schön und sauber“ handelt es sich zum Beispiel um keine Alliteration, da hier der Buchstabe „s“ verschiedene Laute darstellt. In „schön“ ist das „s“ Teil des Graphems <sch>, welches ein [ʃ] repräsentiert, während das „s“ in „sauber“ ein [z] darstellt. Beispiele für Alliterationen, in denen die Stammsilbenanlaute mit unterschiedlichen Buchstaben dargestellt werden, wären „Der frühe Vogel fängt…“ [deɐ'fʁy:ə'foːgl'fɛŋt] oder „Ein alter Opa“ [ʔaɛn'ʔaltɐ'ʔoːpaː].

Wo regelhafte Alliterationen dem Bau von Versen zugrunde liegen, spricht man von alliterativen Versen oder Stabreimen. Der Stabreim ist somit ein Sonderfall der Alliteration. Historisch gesehen tritt die Alliteration jedoch vor allem in freier Form auf. Verwandte Klangfiguren sind das Homoioteleuton (gleiche Wortenden) und die Assonanz (gleiche Binnenvokale).

Die Alliteration kann die Zusammengehörigkeit miteinander verknüpfter Ausdrücke unterstreichen. Sie bewirkt außerdem eine bessere Einprägsamkeit, weshalb sie häufig in Werbetexten (z. B. „Spiel, Spaß und Spannung“ oder „Milch macht müde Männer munter“) und in pointierten Wendungen (z. B. „Land und Leute“ oder „veni vidi vici“) – auch in poetischen/literarischen Texten („Röslein, Röslein, Röslein rot“) – verwendet wird. Zudem strukturiert die Alliteration als Klangfigur den Text auf der phonologischen und musikalischen Ebene.

Literarische Alliteration

Alliterationen waren und sind in Dichtung und Rhetorik vieler Sprachen weit verbreitet. Heraklit drückte einen wesentlichen Gedanken seiner Philosophie so aus: „Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί(„Polemos panton men pater esti“ – „Der Krieg [kann auch im Sinne von Streit verstanden werden] ist der Vater aller Dinge“).

Auch die Römer hatten eine Vorliebe für Alliterationen. Cato war bekannt dafür, dass er jede Ansprache im Senat mit „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam(„Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden sollte“) beendete. Ein anderes berühmtes Beispiel ist CaesarsVeni vidi vici(„Ich kam, ich sah, ich siegte“).

In der germanischen Versform des Stabreims wurde die Alliteration zu einem strengen Prinzip entwickelt. Sowohl die nordische Edda als auch das altenglische Beowulf-Gedicht sind in alliterativen Metren abgefasst. Der früheste Beleg eines germanischen alliterierenden Stabreims ist eine Aufschrift auf einem Goldhorn von Gallehus: „ek hlewagastiz holtijaz horna tawido“ („Ich, Hlewagastiz, zu Holt gehörig, machte das Horn.“).[1]

In der Neuzeit ist wohl das finnische Kalevala, das um der Alliteration willen teilweise sogar sinnlose Wörter verwendet, am reichsten an Alliterationen. Auch sonst gibt es in der finnischen Dichtung und Rhetorik eine starke Tradition von Alliterationen.

Im Deutschen finden sich literarische Alliterationen bis in die Gegenwart ebenfalls sehr häufig, besonders in den germanisierenden Versuchen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Wilhelm Jordan: Da wallen und wogen die Wipfel des Waldes; Richard Wagner: Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagala weia! / Wallala weiala weia!). Die in heutiger Rezeption oft als unfreiwillig komisch empfundene Verwendung solcher Erscheinungen, die an die Stelle der einst beabsichtigten Steigerung eines nicht mehr zeitgemäßen Pathos tritt, wird in jüngerer Zeit ersetzt durch den Einsatz der Alliteration zur Verstärkung „freiwilliger Komik“.

Im G-Sketch von Heinz Erhardt beginnen alle Wörter mit dem Buchstaben G.[2] Der Sketch wirkt improvisiert, ist aber inklusive der scheinbaren Nachdenkpausen vollständig durchgeplant.

Der Schriftsteller Francis Nenik hat 2013 ein Buch mit 26 Storys in strenger Alliteration veröffentlicht.[3] (Eine ebenfalls auf Alliterationsbasis verfasste Rezension zu diesem Buch schrieb Redakteur Chris Popp vom Online-Magazin booknerds.de[4]). Jens Sparschuh hat mit Waldwärts einen „Reiseroman, von A bis Z erlogen“ (2004) erdichtet, der kapitelweise aus Kurzprosa in strikter Alliteration besteht und sich auch gut als Kinderbuch eignet. Alex Dreppec (2003) hat eine komplette, vielfach in Ausschnitten nachgedruckte Gedichtsammlung verfasst, die aus einem Gedicht pro Buchstabe und ausschließlicher Alliteration besteht (Ausschnitt aus „Bienenkönigin“: Bist bestenfalls bedenkenlos / Bedeckender Bekleidung bloß … / Bestaune bezaubernde Beinarbeit. / Bettlaken besudeln? / Bin bereit.). Diese Art und Weise des Einsatzes der Alliteration hat in jüngerer Zeit z. B. Eingang in Standardwerke deutschsprachiger komischer Lyrik gefunden (z. B. „Hell und Schnell“, herausgegeben u. A. von Robert Gernhardt).

Nichtliterarische Alliteration

Auch in der Alltagsrhetorik kommen Alliterationen häufig bei der Bildung von phraseologischen Zwillingsformeln vor (z. B. frank und frei, gang und gäbe, klipp und klar).

Im Boulevardjournalismus, aber auch in Schlagzeilen anderer Medienbereiche, bedient man sich der Alliteration, um Vorgänge zu dramatisieren oder zu karikieren. Beispiele: „Prölls Partei piesackt Partner per Pisa-Prüfung“, „Roter Raser-Rambo“, „Baby-Beweis“, „Baby-Benz“, „Eis-Eltern“, „Hunger-Hund“, „Katzenkraft“, „Klum-Kugel“, „Schnitzel-Stefan“, „Suppen-Sylvie“, „Boxen-Blockade“, „Beach-Beauties“, „Klinsi-killt-King-Kahn“, „Tanga-Terror“.

Alliterationen werden auch gerne in Werbeslogans eingesetzt. Beispiele: „Ausstieg mit Augenmaß“, „Bigger, Better, Burger King“, „Geiz ist geil“, „Kleidung clever kaufen bei Kik“, „Manner mag man eben“, „Milch macht müde Männer munter“, „Weil einfach einfach einfach ist“.

Sowohl die Zweitidentitäten vieler Superhelden (Clark Kent, Peter Parker, Bruce Banner etc.) als auch die Bewohner Entenhausens aus den Disney-Comics in der deutschen Fassung haben zum Großteil alliterative Namen. Beispiele: Donald Duck, Dagobert Duck, Mickey Maus, Kater Karlo, Klaas Klever, die Drillinge Tick Trick und Track, Daniel Düsentrieb. Auch Lucky Luke, die Titelfigur einer belgischen Comic-Serie, kann hier genannt werden.

Der italienische Süßwarenhersteller Ferrero brachte mit seinem Produkt Kinder-Überraschung, auch bekannt als „Überraschungsei“, verschiedene Serien von Sammelfiguren, deren Namen immer aus einer Alliteration gebildet wurden, auf den Markt. Beispiele: Teenie Tapsi Törtels, Happy Hippos, Crazy Crocos, Dapsy Dinos, Peppy Pingos, Drolly Dinos, Funny Fanten, Mega Mäuse.

Die Versionen der erfolgreichen Linuxdistribution Ubuntu haben Namen, die aus einem Adjektiv und einem Tiernamen bestehen, die jeweils mit dem gleichen Buchstaben beginnen. Beispiele: Warty Warthog, Hoary Hedgehog, Breezy Badger, Dapper Drake, Edgy Eft, Feisty Fawn, Gutsy Gibbon, Hardy Heron, Intrepid Ibex, Jaunty Jackalope, Karmic Koala, Lucid Lynx, Maverick Meerkat und Natty Narwhal.

Als alter Kinderreim ist folgende Alliteration bekannt: „Wir Wiener Wäscherweiber wollten weiße Wäsche waschen, wenn wir wüssten, wo weiches warmes Wasser wär“. Etliche Zungenbrecher beruhen ebenfalls auf Alliterationen[5] (beispielsweise „Zwischen zwei Zwetschgen­zweigen zwitschern zwei Zeisige. Zwei Zeisige zwitschern zwischen zwei Zwetschgenzweigen“).

Sonderformen

Innerhalb eines Wortes

Bei Wörtern wie Wirrwarr, Schnickschnack, Mischmasch, Zickzack, Krimskrams, Singsang und anderen beginnen beide Silben mit demselben Buchstaben, genauer gesagt mit demselben Anlaut. Oft ist die ganze Silbe verdoppelt – außer dem Vokal. Im Deutschen folgt der Vokal der zweiten Silbe häufig der dritten Ablautreihe des Vokales der ersten Silbe. Darum nennt man diese Art von Wörtern alliterierend-ablautend. Manche dieser Wörter ahmen außerdem in ihrem Klang die Sache nach, die sie beschreiben, bzw. den Vorgang, den sie beschreiben (Lautmalerei/Onomatopoesie).

Intensiva unter Verwendung des Bindeglieds -itze-

Sonderformen der Alliteration innerhalb eines Wortes sind die Bildungen unter Verwendung der Bindesilben -itze-, die zur Eigenschaftsverstärkung in der Regel bei Farben verwendet werden und üblicherweise in süd- und westdeutschen Sprachräumen in Mundartvariationen zu finden sind. Die ursprüngliche Ableitung ist in dem Wort Blitz zu vermuten, der erste bzw. die ersten beiden Buchstaben vom Anlaut des Adjektivs wird/werden im Wort vorgestellt und mit dem Bindeglied -itze- verbunden. Beispiele:

  • blitzeblau
  • gitzegelb (verbildlicht/vereinfacht wurde daraus: quittegelb)
  • gritzegrau
  • gritzegrün
  • ritzerot

Jenseits dieser Intensiva auf Farben findet man entsprechende mundartliche Wortbildungen bei anderen Eigenschaftsworten, beispielsweise

  • blitzeblank
  • britzebreit
  • klitzeklein

Blitzeblank ist hier als blitzend blank zu verstehen. Eine analoge Alliterationen mit einem Substantiv (Anlaut + -itze- + Wort) ist der Hitzeblitz (aufbrausender Mensch), die reguläre Bildung wäre Blitzeblitz. Um die Wiederholung des ganzen Wortes zu vermeiden, wurde auf den Anlaut verzichtet, später auf „Hitze“ umgedeutet.[6]

Einzelnachweise

  1. Diether Krywalski (Hrsg.): Handlexikon zur Literaturwissenschaft. Band 1: Ästhetik – Literaturwissenschaft, mat. (= Rororo 6221 Rororo-Handbuch). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-16221-0.
  2. Der G-Sketch von Heinz Erhardt auf YouTube
  3. Francis Nenik: Ach, bald crashen…, Leseprobe aus dem Alliterations-Buch. ed. cetera, Leipzig 2013.
  4. Rezension von Chris Popp zu Francis Neniks Alliterationsbuch auf booknerds.de
  5. Zungenbrecher (PDF; 107 kB)
  6. Sprachwissenschaftliche Untersuchungen von Heinrich Tischner, abgerufen am 26. September 2011.

Weblinks

Wiktionary: Alliteration – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alliteration aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.