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Allan Gerson

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Allan Gerson

Allan Gerson (19452019), US-amerikanischer Anwalt

Leben

  • Der tachles-Newsletter vom 5. Dezember 2019 schreibt:

Allan Gerson verstorben

Der Anwalt wurde durch seinen Erfolg für Hinterbliebene des Attentats auf den Pan Am-Flug 103 im Jahr 1988 international bekannt.

Es hat 14 Jahre gebraucht. Aber im Jahr 2002 konnte der Anwalt Allan Gerson die libysche Regierung zu einem Vergleich in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar für die Hinterbliebenen der am 21. Dezember 1988 über dem schottischen Lockerbie explodierten Boeing 747 bewegen. Für den Bombenanschlag auf den Pan Am-Flug 103 waren laut britischen Behörden und dem FBI zwei Agenten des Gaddafi-Regimes verantwortlich. Damals kamen insgesamt 270 Menschen um.

Sein beharrliches und innovatives Engagement für die Angehörigen hat Gerson international bekannt gemacht. Während früh Anzeichen auf Libyen als Urheber des Bombenanschlags auftauchten, standen einer erfolgreichen Zivilklage gegen das Gaddafi-Regime zunächst unüberwindbare Hürden im Wege. 1993 wies ein amerikanisches Gericht die erste Klage von Gerson und dessen Kollegen Mark Zaid aufgrund der durch die staatliche Souveränität für Libyen gegebene Immunität ab. Doch mit geduldiger Lobby-Arbeit konnte Gerson den US-Kongress 1996 zu einer Novelle bewegen, die Klagen gegen souveräne Staaten in Fällen von Terrorismus erlaubt. Eine zweite Klage brachte schliesslich den Erfolg und Zahlungen in Höhe von zehn Millionen Dollar je Opfer.

Gerson hat den Fall in dem Buch «The Price of Terror» geschildert. Seither wurden aufgrund des von ihm durchgesetzten Gesetzes Klagen gegen Kuba, Iran, Syrien und 2016 auch im Namen von 9-11-Opfern gegen Saudi Arabien eingebracht.

Gerson ist am Sonntag im Alter von 74 Jahren in Washington an der Creuzfeldt-Jakob-Krankheit verstorben. Sein Leben verlief ausserordentlich dramatisch. Geboren wurde er 1945 als Sohn polnisch-jüdischer Nazi-Flüchtlinge im sowjetisch-zentralasiatischen Samarkand als Elik Gerzon. Anschliessend konnte die Familie in die amerikanische Besatzungszone in Westdeutschland gelangen. Die Aufnahme in ein DP-Lager war den Gerzons jedoch nur über den Kauf von Personal-Dokumenten einer anderen Familie namens Blumstein geglückt. Ende 1950 schifften sie sich unter diesem Namen nach New York ein und lebten dort sieben Jahre lang in ständiger Furcht vor Entdeckung als illegale Immigranten. Dann fasste der Vater Mut und konnte mit Hilfe eines Anwaltes und einem freundlich gesonnenen Richter die Einbürgerung erreichen. Die Familie nannte sich fortan Gerson.

Der junge Allan besuchte zunächst eine orthodoxe Tagesschule und studierte dann an der New York University, der Hebrew University in Jerusalem und der Yale Law School Recht und Internationale Beziehungen. Anschliessend wurde Gerson im US-Justizministerium tätig. Dort führte er erfolgreiche Ermittlungen gegen in die USA immigrierte NS-Schergen aus Osteuropa. Er empfand diese Aufgabe jedoch als durchaus problematisch, da auch seine Familie gegen amerikanisches Recht verstossen und unter falschen Angaben eingewandert waren. 1981 wechselte Gerson als Rechtsberater zur UN-Mission der USA. Er war neben seiner privaten Praxis später auch für Think Tanks wie das «American Enterprise Institute» und das «Council on Foreign Relations» tätig.

Die «New York Times» würdigt diesen verdienstreichen Juristen nun als nachdenklichen und ernsthaften Kämpfer für Gerechtigkeit, der seine Erfahrungen im fortgeschrittenen Alter als «Pflicht zu erinnern und Zeugenschaft abzulegen» beschrieben hat.

Weblinks (Auswahl)

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