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Alfred Wiener (Publizist)

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Alfred Wiener (geb. 16. März 1885 in Potsdam; gest. 4. Februar 1964 in London) war ein deutscher Jude, der einen Großteil seines Lebens der Dokumentation des Antisemitismus und Rassismus in Deutschland und Europa sowie der Aufklärung der Verbrechen des Naziregimes gewidmet hat. So war er unter anderem Gründer der Wiener Library und deren langjähriger Direktor.

Leben

Alfred Wiener wurde als Sohn des Kaufmanns Karl Wiener geboren. Die Familie stammte ursprünglich aus Oberschlesien. Wiener besuchte von 1896 bis 1905 das Viktoria-Gymnasium Potsdam, von 1905 bis 1910 studierte er Geschichte, Philosophie, jüdische Theologie und orientalische Sprachen an der Universität zu Berlin und gleichzeitig an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Er verbrachte die Jahre 1909 bis 1911 im Nahen Osten, und nach einem weiteren Studienjahr in Heidelberg promovierte er dort über ein Thema aus der arabischen Literatur.[1] Während des Ersten Weltkriegs war er Soldat und bekam das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Ab 1919 war er hochrangiger Vertreter des Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C. V.) und identifizierte die NSDAP schon 1925 als Hauptbedrohung für die Juden in Deutschland.

1928 war er federführend an der Errichtung des „Büro Wilhelmstraße“ des C. V. beteiligt, welches die Aktivitäten der Nazis dokumentierte und bis 1933 Anti-Nazi-Material veröffentlichte. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 flohen Wiener und seine Familie nach Amsterdam, wo er gemeinsam mit Dr. David Cohen das Jewish Central Information Office (JCIO) gründete. 1939 flüchtete Wiener mit seiner Sammlung nach London. Den Großteil der Kriegsjahre verbrachte Wiener in den USA, wo er Material für das JCIO sammelte, aber auch für die britische und amerikanische Regierung arbeitete. Er kehrte 1945 nach London zurück, wo er das JCIO in eine Bibliothek und ein Forschungszentrum umwandelte.

Wieners erste Ehefrau Margarethe starb 1945, kurz nach der Befreiung von Bergen-Belsen, auf dem Weg in die Schweiz. 1953 heiratete er seine zweite Ehefrau Lotte Philips.

Mitte der 50er Jahre reduzierte Wiener seine Arbeit an der Wiener Library und reiste regelmäßig nach Deutschland, um Vorträge für Jugendliche zu halten und Kontakte zu Kirchenorganisationen herzustellen. 1955 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Zitat

Bereits 1925 hatte Alfred Wiener geschrieben:

„Wir […] wissen, wie wir dem Feind begegnen. Für jeden ihrer Redner müssen wir zwei haben, für jedes ihrer Flugblätter brauchen wir zehn […] Wir müssen den deutschen Bürgern die Gefahr erklären […] Kämpft gegen die völkische Bewegung, nicht um der Juden willen, sondern um des Vaterlandes willen, das unter einem Wulle oder Hitler in ein Meer von Blut und Tränen versinken wird.“[2]

Literatur

  • Ben Barkow: Alfred Wiener and the making of the Holocaust Library. Vallentine Mitchell, London 1997, ISBN 0-85303-328-5.
  • Avraham Barkai: Wehr dich! Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V.) 1893–1938. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49522-2 (books.google.de).
  • Hermann Schroeder: Titel Eine Bibliothek gegen den Nazismus: 50000 Bücher und Berge von Zeitschriften in London. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 127, 1960, S. 414, DNB 1030675562, aus: Die andere Zeitung. 6. 1960 (The Wiener Library, gegründet von Alfred Wiener 1939).
  • Michael Hagemeister: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ vor Gericht. Der Berner Prozess 1933–1937 und die „antisemitische Internationale“. Zürich : Chronos, 2017, ISBN 978-3-0340-1385-7, Kurzbiografie S. 582

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfred Wiener (Publizist) im Munzinger-Archiv, abgerufen am Internationales Biographisches Archiv 13/1964 vom 16. März 1964
  2. Broder: Jüdischer Kalender 2009–2010 / 5770. 4. Februar / 20. Schewat
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alfred Wiener (Publizist) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.