Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Alexander-von-Humboldt-Stiftung

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung (AvH, in eigener Schreibung Alexander von Humboldt-Stiftung) ist eine gemeinnützige Stiftung der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Forschung. Sie fördert Wissenschaftskooperationen zwischen ausländischen und deutschen Forschern und unterstützt die sich daraus ergebenden wissenschaftlichen und kulturellen Verbindungen. Im Jahr 2015 umfasste der Haushalt Ausgaben von über 100 Millionen Euro.[1] Im Jahre 2018 war die Alexander von Humboldt-Stiftung unter allen Stiftungen öffentlichen Rechts in Deutschland diejenige mit den höchsten ausgewiesenen Zweckausgaben (113 Mio. Euro).[2]

Hauptgeschäftsstelle der Stiftung (Luftaufnahme 2014)

Geschichte

Die erste nach Alexander von Humboldt benannte Stiftung, die Alexander von Humboldt-Stiftung für Naturforschung und Reisen, wurde bald nach dem Tod des Naturforschers 1860 in Berlin gegründet. Die Initiative ging von Gustav Magnus aus, der auch die Finanzierung sicherstellte.[3] Als Schatzmeister wirkte Alexander Mendelssohn. Die Stiftung war der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin beigeordnet, unterstützte Forschungsreisen deutscher Wissenschaftler ins Ausland, verlor jedoch in der Inflation Anfang der 1920er Jahre ihr Kapital.

1925 wurde die Stiftung auf Betreiben des Auswärtigen Amtes neu gegründet und unterstützte fortan ausländische Wissenschaftler und Doktoranden während ihres Studiums in Deutschland. Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches musste sie ihre Tätigkeit 1945 erneut einstellen.

Auch auf Anregung ehemaliger Humboldt-Gastwissenschaftler wurde die heutige Alexander-von-Humboldt-Stiftung am 10. Dezember 1953 von der Bundesrepublik Deutschland errichtet.[4] Seitdem hat die Stiftung über 28.000 Wissenschaftler aus rund 140 Ländern gefördert, darunter 55 Nobelpreisträger.[5] Sie betreut die ausländischen, zumeist jungen Gastwissenschaftler aller Fachgebiete während ihrer Forschungsaufenthalte in Deutschland und wird dabei vom Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie von weiteren nationalen und internationalen Partnern gefördert.[6] Besonderes Augenmerk wird auf die Förderung von Kontakten zwischen ehemaligen Stipendiaten und den deutschen Wissenschaftlern gelegt. Durch die Arbeit der Stiftung entsteht ein aktives Netzwerk von Wissenschaftlern in der ganzen Welt.

Die Stiftung ist Mitglied in der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, einem formlosen Zusammenschluss von deutschen Wissenschaftsorganisationen. Das Berliner Büro befindet sich im WissenschaftsForum Berlin.

Leitbild

Die Stiftung verfügt über ein Leitbild, das jeweils im Jahresbericht der Stiftung veröffentlicht wird. Das Leitbild betont etwa, dass Personen und keine Projekte gefördert werden, es keine Quoten gibt, und die Stipendiaten und Preisträger ihre Forschungsthemen und Kooperationspartner frei wählen können. Es lautet in Auszügen:

„Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert Spitzenleistungen in der Forschung: Wichtigstes Auswahlkriterium ist der Nachweis hoher individueller Qualifikation. [...]

Die Humboldt-Stiftung fördert Personen: Fortschritte in der Wissenschaft hängen auch heute von der Qualifikation und vor allem dem Pioniergeist einzelner Persönlichkeiten ab. Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert deshalb Personen und keine Projekte. [...]

Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert Kreativität durch Eigenständigkeit und Freizügigkeit: Die von der Humboldt-Stiftung Geförderten sind in der Wahl ihrer Forschungsthemen, ihrer wissenschaftlichen Gastgeber sowie ihrer wissenschaftlichen Vorgehensweise frei.

Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert ein (wissenschaftliches) Leben lang: Mit vielfältigen Förderinstrumenten ermöglicht sie es den Humboldtianern, nach der Rückkehr in ihr Heimatland den Kontakt zu Deutschland und die Zusammenarbeit mit ihren Fachkollegen aufrecht zu erhalten.

Die Alexander von Humboldt-Stiftung ist neutral: Die Auswahl der Geförderten erfolgt unabhängig von Religion, ethnischer und sozialer Herkunft, nationaler Zugehörigkeit oder Geschlecht. Die Stiftung ist frei von weltanschaulichen oder kommerziell definierten Vorgaben. [...]“[7]

Sitz

Sitz der Stiftung ist Bonn-Bad Godesberg. Die Hauptgeschäftsstelle umfasst einen Gebäudekomplex aus einer denkmalgeschützten Villa von 1905 (Jean-Paul-Straße 12) und einem 1975–76 als Erweiterungsbau für die Stiftung errichteten Bürogebäude mit Büros, Repräsentationsraum und Wohnungen (Mirbachstraße 3–5). In Bad Godesberg ließ die Stiftung 1965/66 nach einem Entwurf von Erich Schneider-Wessling auch ein Gästehaus (Herderstraße 57) erbauen, das heute unter Denkmalschutz steht.[8][9][10]

„Gleich an doppelter Stelle hat sich die Alexander-von-Humboldt-Stiftung in der Godesberger Villengegend durch Bauwerke höchsten künstlerischen Ranges ein bleibendes Verdienst erworben. (…) Neben dem Gebäude der Geschäftsstelle ragt das allseits mit Lob bedachte Gästehaus der Stiftung hervor. (…) Das Gebäude wirkt leicht und schwerelos; Durchlässigkeit und Transparenz, Offenheit und Vermittlung – das sind die leitenden Formeln und Gesetze, denen die architektonische Gestalt des Gästehauses verpflichtet ist.“

Vergebene Stipendien und Preise

Für Postdoktoranden vergibt die Stiftung seit 1953[12] das Humboldt-Forschungsstipendium mit dem Aufenthalten von Gastwissenschaftlern in Deutschland gefördert werden,[13] sowie seit 1979 das Feodor Lynen-Forschungsstipendium für Gastaufenthalte von Wissenschaftler aus Deutschland bei einem Mitglied des Humboldt-Netzwerks im Ausland.[14] Von 1953 bis 2018 wurden insgesamt über 25000 Humboldt-Stipendien vergeben und knapp 4000 Feodor-Lynen-Stipendien.[15]

Die Humboldt-Stiftung vergibt den Humboldt-Forschungspreis an verdiente ausländische Wissenschaftler. Seit 2002 wird der Sofja Kovalevskaja-Preis vergeben. Die Stiftung verleiht weiterhin seit 2008 die Alexander-von-Humboldt-Professur, mit 3,5 bzw. 5 Mio. Euro den höchstdotierten Preis für Forschung in Deutschland. Weitere Preise sind etwa der Anneliese Maier-Forschungspreis für Geistes- und Sozialwissenschaftler aus dem Ausland, sowie der Georg Forster-Forschungspreis für Wissenschaftler aller Fachrichtungen aus Schwellen- und Entwicklungsländern.[16] Zudem vergibt die Humboldt-Stiftung seit 1982 gemeinsam mit dem französischen Hochschul- und Forschungsministerium jährlich den Gay-Lussac-Humboldt-Preis an französische Wissenschaftler und vergab bis 2016 zusammen mit der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) den Max-Planck-Forschungspreis. Dieser wurde 2018 durch den gemeinsam mit der MPG jährlich an einen Forscher aus dem Ausland verliehenen Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis ersetzt.[17]

Willkommenskultur

Mit dem „Preis für die freundlichste Ausländerbehörde“ begann 2003 das Engagement der Stiftung für eine Willkommenskultur: Ausländische Wissenschaftler sollen sich in Deutschland gut aufgenommen fühlen. Weitere Initiativen zur Stärkung des Forschungsstandorts machten in den Folgejahren in Deutschland Schule, darunter der 2006 erstmals ausgelobte Wettbewerb „Welcome Centres für international mobile Forscher“, ein Ideenwettbewerb für weltoffene Universitäten. Bundesweit entstanden mit den Welcome Centres hervorragende Serviceangebote für international mobile Gastwissenschaftler.

Im Jahr 2015 startete die Philipp Schwartz-Initiative. Mit dem Programm für gefährdete Forscher unterstützt die Stiftung Wissenschaftler, die Schutz in Deutschland suchen, weil ihnen in ihren Heimatländern Krieg oder Verfolgung drohen. Namensgeber des Programms ist Philipp Schwartz, der 1933 die „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“ gründete.

Präsidenten seit 1953

Generalsekretäre

Bekannte Preisträger und Stipendiaten der Stiftung

Zeitschrift

Seit 2001 gibt die Stiftung die Zeitschrift Humboldt-Kosmos : Forschung, Diplomatie, Internationalität heraus.[21] Vorgänger dieser Zeitschrift waren die Mitteilungen der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die seit 1966 erschienen sind.[22]

Literatur

  • Christian Jansen: Exzellenz weltweit : die Alexander-von-Humboldt-Stiftung zwischen Wissenschaftsförderung und auswärtiger Kulturpolitik ; (1953 - 2003), unter Mitarb. von Christoph Nensa, Köln : DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag 2004, ISBN 978-3-8321-7423-1.

Weblinks

 Commons: Alexander von Humboldt-Stiftung – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. N. N.: Jahresbericht 2015 (PDF). 2016, abgerufen am 28. Juni 2018.
  2. Liste der größten gemeinwohlorientierten Stiftungen. In: Bundesverband Deutscher Stiftungen. Abgerufen am 11. November 2020.
  3. August Wilhelm von Hofmann: Heinrich Gustav Magnus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 77–90
  4. Geschichte. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 22. Juli 2021.
  5. Humboldt-Netzwerk. In: Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 15. November 2017.
  6. Partner, Förderer und Finanzen. In: Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 15. November 2017.
  7. siehe Jahresbericht 2016 der Humboldt-Stiftung, PDF, Download, Zugriff am 15. November 2017
  8. Ingeborg Flagge: Architektur in Bonn nach 1945: Bauten in der Bundeshauptstadt und ihrer Umgebung. Verlag Ludwig Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0479-4, S. 94, 114.
  9. Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 123.
  10. Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21, Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 83–85.
  11. Frank-Lothar Kroll: Bundeshauptstadt Bonn. Ein Danaergeschenk? In: Bundesministerium für Bauwesen, Raumordnung und Städtebau (Hrsg.): Vierzig Jahre Bundeshauptstadt Bonn 1949–1989. C. F. Müller, Karlsruhe 1989, ISBN 3-7880-9780-9, S. 92–115 (hier: S. 112).
  12. Geschichte. Alexander von Humboldt-Stiftung, abgerufen am 22. Juli 2021.
  13. Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden. Alexander von Humboldt-Stiftung, abgerufen am 5. Februar 2020.
  14. Feodor Lynen-Forschungsstipendium. Alexander von Humboldt-Stiftung, abgerufen am 5. Februar 2020.
  15. Vergebene Stipendien und Preise 1953 bis 2018. Alexander von Humboldt-Stiftung, abgerufen am 5. Februar 2020.
  16. Alle Programme von A-Z. In: Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 15. November 2017.
  17. Max-Planck-Humboldt-Forschungspreis. Alexander-von-Humboldt-Stiftung, abgerufen am 5. Februar 2020.
  18. Nachruf Ruth Ziervogel-Tamm. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 3. August 2015. https://www.humboldt-foundation.de/web/pressemitteilung-2009-13.html
  19. Heinrich Pfeiffer im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar), http://www.munzinger.de/search/go/document.jsp?id=00000017556
  20. 20,0 20,1 Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an zwei Humboldtianer. Website der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Abgerufen am 19. März 2010.
  21. siehe Normdaten der Zeitschrift in der Deutschen Nationalbibliothek unter http://d-nb.info/022117326
  22. siehe Normdaten unter http://d-nb.info/01261842X
50.68767.1655
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Alexander-von-Humboldt-Stiftung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.