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Adolf Sternheim

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Adolf Sternheim (geb. 14. September 1871 in Dortmund-Aplerbeck; gest. 15. April 1950 in Ilten) war ein deutscher Verfolgter des Nationalsozialismus und Philanthrop bereits vor dem Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit.

Berty und Martin Goldschmidt
Lina Sternheim
Adolf Sternheim - Grab

Leben und Werk

Adolf Sternheim heiratete Lina Goldstein, mit der er zwei Töchter Berty und Ilse bekam, und kam 1910 nach Lemgo. Er wurde Mitinhaber der Getreide- und Futterhandlung Sternheim und Archenhold. Er engagierte sich in der Synagogengemeinde Lemgo, in der er Vorsitzender und Rechnungsführer wurde. Als Gründungsmitglied war er von 1911 bis 1933 Vorsitzender der Freiwilligen Krieger- und Sanitätskolonne des Roten Kreuzes Lemgo.[1][2] Im Herbst 1933 musste er sein Geschäft aufgeben. Am 28. Juli 1942 wurde er zusammen mit seiner Frau und weiteren jüdischen Bürgern und Bürgerinnen Lemgos nach Theresienstadt (über Bielefeld) deportiert; dort kamen seine Frau, die ältere Tochter Berty Goldschmidt und sein Enkelkind Martin Goldschmidt um.[3][4] Am 21. Juni 1945 kehrte Sternheim in sein ehemaliges Wohnhaus in Lemgo, Paulinenstr. 5 zurück.[5]

Trotz vieler weiter bestehender Vorurteile und Widerstände gegenüber Juden im Land Lippe[6] begann Adolf Sternheim bald nach seiner Rückkehr nach Lemgo sich politisch und sozial zu engagieren. Adolf Sternheim wurde Vorsitzender der Jüdischen Kultusvereinigung des Landes Lippe. Er erstellte 1948 eine Liste der umgekommenen lippischen jüdischen Mitbürger, protestierte 1946 bei der Lippischen Landesregierung gegen die Verteilung jüdischer Flüchtlinge auf die Dörfer[7], unterstützte aus Gefangenschaft oder KZ Zurückkehrende politisch und sozial,[8] unterstützte dabei auch Karla Raveh, die ebenfalls nach Lemgo zurückgekehrt war[9] und setzte sich 1947 auch beim Vorstand des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Westfalens für die Anerkennung von Gemeindemitgliedern als Juden ein.[10] Im Oktober 1948 wurde eine Gedenkfeier für die NS-Opfer unter den lippischen Juden im Lemgoer Gymnasium abgehalten.[11]

Sternheim war Mitbegründer der FDP im Kreis Lemgo, gehörte auch dem VVN an und organisierte mit anderen eine der ersten Gedenkveranstaltungen an die Opfer des Holocaust in Deutschland. 1947 war er an der Neugründung der Ortsgruppe des Roten Kreuzes beteiligt.[12] Am 19. April 1950 starb er in Ilten. Er ist in Lemgo auf dem jüdischen Friedhof an der Konsul-Wolf-Straße beerdigt.

Würdigung

In Lemgo sind zwei Preise nach Sternheim benannt, die im jährlichen Wechsel verliehen werden. Die Stadt Lemgo würdigt mit der Adolf-Sternheim-Ehrennadel verdiente Persönlichkeiten der Stadt.[13] Die im Jahr 2010 erstmals von der Sparkasse Lemgo gestiftete Adolf-Sternheim-Auszeichnung wird Vereinen, Gruppen und Organisationen verliehen, deren Projekte in unmittelbarer Verbindung zu ehrenamtlichem Engagement für Lemgo stehen müssen.[14]

Literatur

  • Kurzbiographie Sternheims, Online verfügbar im Internetangebot der Stadt Lemgo
  • Artikel der Lippischen Landes-Zeitung vom 23. April 2012 (online)
  • Arie Goral-Sternheim Impressionen einer westfälischen Kindheit (online) Seite 116 ff. aus: A. Goral-Sternheim Jeckepotz. Eine jüdisch-deutsche Jugend 1914-1933, 2. Auflage, Hamburg 1996

Einzelnachweise

  1. Artikel in der Lippischen Landes-Zeitung: Rotes Kreuz feiert seinen 100. Geburtstag, 11./12. Juni 2011
  2. Hehner-Rügge, Karin: Skript und Foto zur Einladung der Sternheim-Ehrung,Lemgo, 2009, Stadtarchiv.
  3. Karin Hehner-Rügge: Adolf Sternheim - ein Menschenfreund, Rede anlässlich der Verleihung der Sternheim-Ehrennadel am 14. August 2009
  4. Verfolgte in der NS-Zeit und ihre Familienangehörigen (Verfolgung aus rassistischen Gründen), Stadtarchiv Lemgo, Version vom 27.01.2012.
  5. Materialsammlung ‚Deportation der Juden 1939-1945‘ im Stadtarchiv Lemgo.
  6. siehe Dokumentation von Wolfgang Müller ([1] online) aus: Stadt Detmold (Hg.) Detmold in der Nachkriegszeit. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts bearb. von Wolfgang Müller, Hermann Niebuhr und Erhard Wiersing, Aistehsis Verlag, Bielefeld 1994, ISBN 3-925670-94-7
  7. Wolfgang Müller a.a.O. Anm. 34 m.w.N.
  8. Pohlmann, Hanne und Klaus, Scheffler, Jürgen: Lokale Erinnerung im Schatten der Vergangenheit. Die Gedenkfeier für die lippischen Juden in Lemgo 1948, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, 2009
  9. Raveh, Karla, Helene Rosenberg, 2003: Überleben. Der Leidensweg der jüdischen Familie Frenkel aus Lemgo, Forum Lemgo, Schriften zur Stadtgeschichte, 5. Aufl., 2003.
  10. Wolfgang Müller a.a.O. Anm. 40
  11. http://www.hexenbuergermeisterhaus.de/lokaleerinnerung.html
  12. hiergeblieben.de, Lippische Landes-Zeitung: Über das Leben von Adolf Sternheim / Drei Lemgoer fassen die Biografie des jüdischen Bürgers zusammen 23.04.2012
  13. Pressemitteilung der Stadt Lemgo
  14. hiergeblieben.de: Lippische Wochenschau Online vom 10. September 2010: Sternheimauszeichnung der Sparkasse Lemgo / Zwei Geldpreise für besondere Projekte
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adolf Sternheim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.