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Wibrandis Rosenblatt

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Wibrandis Rosenblatt

Wibrandis Rosenblatt (* 1504 in Säckingen; † 1. November 1564 in Basel) war nacheinander die Frau der drei bedeutenden Reformatoren Johannes Oekolampad, Wolfgang Capito und Martin Bucer.

Leben

Sie war die Tochter von Hans Rosenblatt (um 1475 – um 1530) [1], des späteren Schultheissen von Säckingen und kaiserlichen Feldhauptmannes, der kaum je bei seiner Familie zu Hause war. Über ihre Kindheit ist nichts bekannt. Ihre Mutter Magdalena Strub zog später nach Basel, woher ihre Familie stammte und wo sie mehrere Verwandte im Stadtrat hatte.

1524 heiratete die zwanzigjährige Wibrandis den humanistisch gebildeten Basler Magister Ludwig Keller, der sich auch Ludwig Cellarius († 1526) nannte. Schon im Sommer 1526 starb Cellarius und ließ sie mit einer Tochter zurück, die wie die Mutter Wibrandis hieß.

Die Ehen und Kinder in der Übersicht

  • 1524 bis 1526 mit Ludwig Cellarius († 1526), eine Tochter;
  • 1528 bis 1531 mit Johannes Oekolampad (1482–1531), zwei Töchter und einen Sohn;
  • 1531 bis 1541 mit Wolfgang Capito (1478–1541), fünf Kinder;
  • 1542 bis 1551 mit Martin Bucer (1491–1551), zwei Kinder;

Ehe mit Oekolampad

1528 heiratete der Reformator Johannes Oekolampad die 22 Jahre jüngere Wibrandis, die eine begeisterte Anhängerin der neuen Lehre war. Erasmus von Rotterdam spöttelte, Oekolampad habe als Buße für die Fastenzeit eine attraktive junge Frau geheiratet. In den Augen von Oekolampad war sie zwar etwas zu jung, aber eine gute Christin aus respektabler, aber nicht zu reicher Familie. Ein Jahr nach der Heirat schrieb er an Capito: „Meine Frau ist, was ich mir immer wünschte. Sie ist weder streitsüchtig noch geschwätzig und treibt sich nicht herum, sondern kümmert sich um den Haushalt.“[2] Wibrandis war genau die Ehefrau, wie sie sich die damaligen Reformatoren wünschten: arbeitsam, bescheiden, gehorsam und bibelkundig. Da sie Basler Bürgerin war, bekam Oekolampad 1530 ebenfalls das Basler Bürgerrecht. Aus dieser Ehe entsprangen drei Kinder: Eusebius (nach dem Kirchenlehrer Eusebius von Caesarea), Irene (von griechisch Friede) und Aletheia (von griechisch Wahrheit).

Als Frau eines Reformators hatte Wibrandis das Haus voll mit Gästen, Flüchtlingen und Notleidenden. Sie stand bereits damals in brieflichem Kontakt mit Agnes, der Frau von Capito, und Elisabeth, der Frau von Bucer, ebenso wie mit Anna Zwingli. Im April 1531 starb Oekolampad und ließ Wibrandis als Witwe mit drei Kindern zurück.[3]

Ehe mit Capito

Unterdessen hatte Capito in Straßburg seine Frau durch die Pest verloren. Für einen Witwer mit mehreren Kindern rief eine solche Situation im 16. Jahrhundert nach einer sofortigen Wiederverheiratung. Capito hatte Sabina Bader, die Witwe eines hingerichteten Täufer-Führers aus Augsburg, im Auge, aber sein Freund Bucer fand, der etwas exzentrische Capito brauche eine praktisch veranlagte Frau, die fest in der reformierten Bewegung verankert war. Wibrandis war da eine passende Partie, und Bucer hoffte, dass die Notlage der Witwe von Oekolampad mit ihren drei Kindern Capito von den Augsburgern abhalten würde.

Tatsächlich heiratete der über fünfzigjährige Capito die zwanzig Jahre jüngere Wibrandis und brachte sie nach Straßburg, wo Capito Pfarrer war. Dieser Ehemann war nicht einfach, er litt an Depressionen, war sehr unpraktisch veranlagt und war durch Bürgschaften, die er naiv übernommen hatte, in finanzielle Bedrängnis geraten. Die Pfarrersfrau Wibrandis musste sehr sparsam sein, um die auch in diesem Haus üblichen Flüchtlinge und Hilfesuchenden versorgen zu können. Daneben schenkte sie ihrem Mann in neunjähriger Ehe fünf Kinder (Agnes, Dorothea, Johannes Simon, Wolfgang, Irene). 1541 starb Capito während einer Pestepidemie, welcher auch drei Kinder von Wibrandis zum Opfer fielen: der älteste Sohn Eusebius sowie Dorothea und Wolfgang. Bereits vor Geburt der Tochter Irene von Capito war bereits die frühere Tochter Irene von Oekolampad gestorben.

Ehe mit Bucer

Elisabeth Silbereisen, die erste Frau von Bucer, die bereits 13 Kinder geboren hatte, fiel ebenso wie vier ihrer Kinder derselben Pestepidemie zum Opfer wie Capito. An ihrem Sterbebett ließ sie Bucer und Wibrandis versprechen, einander zu heiraten, um für die Kinder beider Familien zu sorgen. Dies tat Bucer 1542. Wibrandis brachte vier Kinder in die Ehe, die Bucer neben seinem behinderten Sohn Nathanael wie seine eigenen Kinder betrachtete. Auch hier war Wibrandis für einen großen Pfarrhaushalt mit zahlreichen Gästen und Hilfesuchenden verantwortlich, den sie während der vielen Reisen ihres Mannes oft allein verwalten musste. Aus dieser Ehe kamen noch zwei weitere Kinder: Martin, der als Kleinkind starb, und Elisabeth. Bucer sagte über seine Frau, dass sie in jeder Hinsicht perfekt sei, nur dass sie ihn nicht so oft zurechtweise, wie Elisabeth das getan habe.

1548 musste Bucer Straßburg verlassen – seine Verbannung war eine Bedingung von Karl V. für einen Friedensschluss. Er zog nach England, wo ihm von Thomas Cranmer in Cambridge eine Stelle als Theologieprofessor offeriert worden war. Er fühlte sich dort nicht wohl und hatte gesundheitliche Probleme, worauf Wibrandis bei einem Besuch entschied, die ganze Familie müsse nach England. 1549 hatte sie den ganzen Umzug erledigt und kam nach England, um Bucer zwei weitere schwierige Winter hindurch zu pflegen.

1551 starb Bucer, und Wibrandis kehrte nach Straßburg zurück, wo ihre Tochter Aletheia mit einem jungen Pfarrer verheiratet war. Nach dem Tod ihres Schwiegersohns 1553 ging sie mit ihren zwei unverheirateten Töchtern in ihre Heimatstadt Basel und lebte dort als respektierte Witwe, bis sie 1564 ebenfalls an einer grassierenden Seuche, wahrscheinlich der Pest, starb.

Siehe auch: Frauen der Reformation

Literatur

  • Sonja Domröse: Frauen der Reformationszeit. Gelehrt, mutig und glaubensfest. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-55012-0.
  • Irina Bossart: Wibrandis Rosenblatt (1504–1564) – „euer Diener im Herrn“ oder: Das Wort gewinnt Gestalt im Tun. In: Adelheid M. von Hauff (Hrsg.): Frauen gestalten Diakonie. Band 1: Von der biblischen Zeit bis zum Pietismus (). Kohlhammer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-17-019570-7, S. 321–336.
  • Susanna Burghartz: Wibrandis Rosenblatt – Die Frau der Reformatoren. In: Theologische Zeitschrift. Bd. 60, Nr. 4, 2004, S. 337–349, (Digitalisat (PDF; 105,63 KB)).
  • Roland H. Bainton: Frauen der Reformation. Von Katharina von Bora bis Anna Zwingli. 10 Porträts (= Gütersloher Taschenbücher. 1442). 2. Auflage. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 1996, ISBN 3-579-01442-0, S. 84–102.
  • Ernst Staehelin: Frau Wibrandis. Eine Gestalt aus den Kämpfen der Reformationszeit. Gotthelf-Verlag, Bern u. a. 1934.

Belletristik

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Uxor ca est, qualem semper optavi neque aliam vellem..., zitiert bei Bossart (2006), S. 326.
  3. H. J. Selderhuis: Marriage and Divorce in the Thought of Martin Bucer. Bd. 48 Sixteenth century essays & studies, Truman State Univ Press, 1999, ISBN 0-9435-4968-X, S. 123
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