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Michael Born (Journalist)

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Michael Born (* 30. Juli 1958 in Lahnstein; † 4. März 2019 in Graz, Österreich[1]) war ein deutscher Fernsehjournalist. Born wurde 1996 als „Filmfälscher“ und „Kujau des Fernsehens“ bekannt, nachdem zahlreiche seiner vermeintlichen Dokumentarfilme, die er für die Fernsehmagazine Stern TV, Spiegel TV Magazin, ZAK und andere geliefert hatte, als Fälschung entlarvt worden waren.[2]

Leben

Der ausgebildete Schiffsoffizier war in den 1980er-Jahren als Journalist in Krisengebieten tätig.

Nachdem Born in seinen Filmen für Fernsehmagazine reale Kriegsberichte mit Archivaufnahmen von Explosionen versehen hatte, bemerkte er, dass dieses Material nur sehr oberflächlich geprüft wurde. Daraufhin habe er diese Methode immer häufiger angewandt. So zeigte Born Kinder, die angeblich als Kindersklaven in Indien für IKEA Teppiche knüpften, oder ein Ku-Klux-Klan-Treffen in der deutschen Eifel, das er aber nur mit Freunden inszeniert hatte. Born rechtfertigte sein Vorgehen mit dem Hinweis, dass zu Beginn nicht der Spaß am Fälschen, sondern die Sorge um die eigene Sicherheit und journalistischer Eifer im Vordergrund gestanden hätten.[3] Er behauptete, brisante Informationen aus erster Hand über illegale Kinderarbeit in Indien oder über Schmuggelrouten für Drogen in die Europäische Union erhalten zu haben. Diese Vorkommnisse real zu dokumentieren sei ihm aber dermaßen gefährlich erschienen, dass er sich dafür entschieden habe, diese seiner Überzeugung nach zutreffenden Begebenheiten einfach „nachzustellen“. Mit der Zeit nahm deren Dreistigkeit offenbar zu, bis er schließlich entlarvt wurde, weil die Stimme des angeblichen Ku-Klux-Klan-Redners laut polizeilichem Gutachten mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit identisch war mit der Stimme des angeblichen Drogenkuriers aus Guadeloupe. Die Staatsanwaltschaft bewegte daraufhin einen von Borns Mitarbeitern zu einem umfangreichen Geständnis und klagte Born an.[3][4]

Der damalige Chefredakteur von stern TV Günther Jauch verteidigte sich bei seiner Vernehmung gegen den Vorwurf mangelnder Sorgfalt mit der Begründung, er habe „nie im Schneideraum“ gearbeitet.[5][6] Allerdings änderte stern TV anschließend grundsätzlich seine Personalpolitik. Hatte man bis dahin überwiegend auf Freiberufler und Zulieferfirmen gesetzt, wurde nun eine dauerhafte Redaktion mit festangestellten Mitarbeitern aufgebaut.[7]

Prozess und Haft

Im Prozess vor dem Landgericht Koblenz rechtfertigte sich Michael Born mit dem auf Einschaltquoten fixierten Mediensystem und warf den nachlässigen Redakteuren eine wesentliche Mitschuld an seinen Fälschungen vor.[8] Das Gericht verurteilte Born im Dezember 1996. Die Anklage warf ihm 32 gefälschte Dokumentationen vor, von denen ihm 16 nachgewiesen werden konnten. Bei einigen der anderen Filme erkannte das Gericht eine Mitschuld oder den Auftrag durch die beteiligten Sendeanstalten an.

Laut Berliner Zeitung verbietet kein Gesetz die Irreführung der Zuschauer, und das Strafmaß – vier Jahre Haft – habe deshalb auf anderen Delikten basiert, unter anderem: Fahren ohne Fahrerlaubnis, illegaler Waffenbesitz, Urkundenfälschung und Volksverhetzung.[9]

1997 verließ Born die Justizvollzugsanstalt Wittlich als Freigänger.[10] Ab 2002 lebte er in Griechenland.[3] Am 4. März 2019 starb Born in Graz, wo er in den letzten Monaten bei Regisseur und Filmemacher Roland Berger gelebt und mit diesem an einem Theaterprojekt mit dem Titel Born to fake gearbeitet hatte.[1]

Schriften

  • Michael Born: Wer einmal fälscht… – Die Geschichte eines Fernsehjournalisten. Mit einem Nachwort von Volker Lilienthal. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1997, ISBN 3462026674.

Literatur

  • Martin Doll: Fälschung und Fake. Zur diskurskritischen Dimension des Täuschens. Kadmos, Berlin 2012, ISBN 978-3865991409, S. 349–358.
  • Thomas Pritzl: Der Fake-Faktor. Spurensuche im größten Betrugsfall des deutschen Fernsehens. kopäd, 2006, ISBN 3-938028-69-6.
  • Matthias Junge: Grimme-Preis für Michael Born. In: Heide Baumann, Clemens Schwender (Hrsg.): Kursbuch Neue Medien. Ein Reality-Check. DVA, Stuttgart, München 2000, ISBN 3-421-05319-7, S. 178–197.
  • Johannes Hof: Informationsgesellschaft und Demokratieentwicklung – Von der Mediendemokratie zur Internetdemokratie? Diplomarbeit der Fachhochschule Stuttgart. PDF; 3,4 MB, abgerufen am 15. Juni 2013.
  • Kay Hoffmann: Das dokumentarische Bild im Zeitalter der digitalen Manipulierbarkeit. In: ders. (Hrsg.): Trau-Schau-Wem. Digitalisierung und dokumentarische Form. UVK Medien, Konstanz 1997, S. 13–28 (PDF).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Michael Born in Graz gestorben. In: Kleine Zeitung, 5. März 2019. Abgerufen am 5. März 2019.
  2. Werner A. Perger: Unter Fälschern. In: Die Zeit, 2. Februar 1996, abgerufen am 15. Juni 2013.
  3. 3,0 3,1 3,2 Die Bilder aus dem Lügenfernsehen. In: NDR, 2011, Panorama-Reporterin A. Reschke im Interview mit Michael Born, abgerufen am 15. Juni 2013.
  4. Burkhard Strassmann: Gut gefälscht ist halb gewonnen. In: Die Zeit, 2. Februar 1996, abgerufen am 15. Juni 2013; Marika Schaertl, Günther Bähr, Uli Martin: Absurdes Theater. In: Focus, 5. Februar 1996, abgerufen am 15. Juni 2013.
  5. Volker Lilienthal: Der Zeuge Günther Jauch im Filmfälscher-Prozeß. In: Die Zeit, 1. November 1996, abgerufen am 15. Juni 2013.
  6. W. Timpe: Wir sind Opfer – Günther Jauch hat die gefälschten Beiträge des Michael Born gesehen, geprüft und gesendet – schuldig aber sollen andere sein. In: Die Woche, 25. Oktober 1996.
  7. Hinter den Kulissen. Die Themen bitte! In: Stern TV, abgerufen am 15. Juni 2013.
  8. Gisela Friedrichsen: Ich bei der Arbeit, sozusagen. In: Der Spiegel, 23. September 1996, abgerufen am 15. Juni 2013.
  9. http://www.berliner-zeitung.de/warum-der-tv-faelscher-michael-born-bald-nach-hollywood-geht-born-in-the-usa-16442770
  10. Oliver Gehrs: Warum der TV-Fälscher Michael Born bald nach Hollywood geht: Born in the USA. In: berliner-zeitung.de. 6. Oktober 1997, abgerufen am 9. Juli 2015.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Michael Born (Journalist) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.