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Mentalitätsgeschichte

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Mentalitätsgeschichte ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d. h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche, darzustellen und zu erklären.

Die Mentalitätsgeschichte entstand im Zusammenhang mit der Annales-Schule, auch wenn Johan Huizingas Herbst des Mittelalters als Pionierwerk dieses historischen Ansatzes gilt.

Über Mentalitäten erfährt man aus den üblichen Quellen nur sehr wenig, deshalb ist die Erschließung neuer Quellengattungen für die Mentalitätsgeschichte typisch. Philippe Ariès etwa verarbeitete für L'enfant et la vie familiale sous l'ancien régime (Das Kind und das Familienleben im Absolutismus) nicht nur Briefe und Tagebucheinträge, sondern auch Porträts, um Kindermode zu analysieren, und altes Spielzeug.

Die Themenbereiche der Mentalitätsgeschichte sind sehr vielfältig und umfassen Sexualität und Liebe, Tod und Feste, Alphabetisierung und besonders die Einstellung von breiten Bevölkerungsschichten zu großen historischen Ereignissen, etwa zum Ersten Weltkrieg. In Deutschland hat die Mentalitätsgeschichte keine große Tradition, an den Universitäten hat sie keinen wichtigen Vertreter.

Es sei an dieser Stelle auf den von Philippe Ariès in seinem Aufsatz "Die Geschichte der Mentalitäten"[1] erwähnten deutschen Soziologen Norbert Elias hingewiesen, den er in seinem Werk als einen "Einzelgänger, [dessen] Gedankengänge und Einsichten von großer Wirkung" auf die "Idee der Mentalitäten" gewesen ist, bezeichnet.

In Frankreich zählen dazu neben dem erwähnten Philippe Ariès zum Beispiel Robert Mandrou, Georges Duby, Jacques Le Goff und Fernand Braudel innerhalb der Annales-Schule, Daniel Roche und Roger Chartier. Auch die Begründer der Annales-Schule Lucien Febvre und Marc Bloch unternahmen schon Studien in dieser Richtung.[2] Sie hat auch Verbindungen zur angelsächsischen Strömung der Neuen Kulturgeschichte.

Literatur

  • André Burguière (Hrsg.): Mentalitäten-Geschichte. Zur historischen Rekonstruktion geistiger Prozesse (= Wagenbachs Taschenbücherei. Bd. 152). Herausgegeben von Ulrich Raulff. Wagenbach, Berlin 1987, ISBN 3-8031-2152-3.
  • Peter Dinzelbacher (Hrsg.): Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in Einzeldarstellungen (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 469). Kröner, Stuttgart 1993 (2., durchgesehene und ergänzte Auflage. ebenda 2008, ISBN 978-3-520-46902-1).
  • Jean Pierre Rioux, Jean François Sirinelli (dir.) Pour une histoire culturelle, Paris, Le Seuil, 1997,
  • Laurent Martin et Sylvain Venayre (Hrsg) L’histoire culturelle du contemporain, Paris, Nouveau Monde, 2005
  • Pascal Ory: L’histoire culturelle, Paris, PUF, 2007
  • Roger Chartier Cultural History. Between practices and representations, Cornell University Press 1988
  • Philippe Poirrier Les enjeux de l'histoire culturelle, Paris, Seuil, 2004
  • Hasso Spode: Was ist Mentalitätsgeschichte? In: Kulturunterschiede , hg. v. Heinz Hahn, Frankfurt 1999 [1]
  • Peter Burke Strengths and Weaknesses in the History of Mentalities. in Burke Varieties of Cultural History, Cambridge: Polity Press, 1997, S. 162–82
  • Sabine Tanz: Vom Sinn der Mentalitätsgeschichte. Bilanz und Ausblick, in: Mittelalterforschung nach der Wende 1989, hg. v. Michael Borgolte (Historische Zeitschrift. Beihefte N. F., 20), München 1995, S. 227-238

Quellen

  1. Philippe Ariès, Die Geschichte der Mentalitäten, in: Jacques LeGoff, Roger Chartier, Jacques Revel (Hrsg): Die Rückeroberung des historischen Denkens. Grundlagen der Neuen Geschichtswissenschaft, Frankfurt/M: Fischer, 1994, p.138f
  2. Philippe Poirrier: L´histoire culturelle en France, pdf

Siehe auch

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mentalitätsgeschichte aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.