Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Ludwig Wihl

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ludwig Wihl, auch Louis Wihl (geb. 24. Oktober 1807 in Wevelinghoven, Département de la Roer, Französisches Kaiserreich; gest. 16. Januar 1882 in Brüssel), war ein deutscher Altphilologe, Orientalist, Literat und Publizist.

Leben

Ludwig Wihl war eines von vielen Kindern des Metzgers, „Ellenwarenhändlers“ und jüdischen Religionslehrers Mosche ben Israel (ab 1808 Moses Wihl) und dessen Ehefrau Tiltz Salomon (Walburga Levenstein). Sein älterer Bruder war der im Jahr 1800 geborene David, der 1825 die Ausbildung zum „Lehrer an einer mosaischen Elementarschule“ bestand.[1] Ein anderer Bruder war Lazarus Wihl, der sich von 1843 bis 1848 an der Kunstakademie Düsseldorf zum Porträt- und Historienmaler ausbildete.

Ludwig Wihl wuchs in Wevelinghoven bei Grevenbroich auf und besuchte das Evangelische Gymnasium in Köln. Gefördert vom Kölner Erzbischof Ferdinand August von Spiegel konnte er ein Studium der Klassischen Philologie und orientalischer Sprachen antreten, das ihn über die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn an die Ludwig-Maximilians-Universität München führte, wo er 1830 mit der 1831 veröffentlichten Schrift De gravissimis aliquot Phoenicum inscriptionibus Commentatio philologico-critica zum Dr. phil. promoviert wurde.[2] In dieser Schrift, die er Eduard von Schenk, dem Kölner Erzbischof von Spiegel und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling gewidmet hatte, vertrat er unter anderem die These, dass die antike griechische Kultur durch Einwanderung von Phöniziern eine bedeutende Änderung erfahren habe und dass die phönizische Sprache „hebräisch“ gewesen sei.[3]

Nach vergeblichem Bemühen, unter Beibehaltung seiner mosaischen Konfession Dozent an einer preußischen Hochschule zu werden, ging er nach Frankfurt am Main. Dort arbeitete er mit Karl Gutzkow an dessen Zeitschrift Phoenix, später in Hamburg an dessen Telegraph für Deutschland. In den 1830er Jahren hielt er sich außerdem in Paris auf, wo er 1837 Heinrich Heine kennenlernte, ferner in London. Durch Romantische Dichtungen (1833) trat er als Lyriker in Erscheinung. Nach einer Sammlung seiner Gedichte (1836) veröffentlichte er nach einem Aufenthalt in England von ihm übersetzte Arbeiten englischsprachiger Dichter, die unter dem Titel Englischer Novellenkranz (1839) erschienen. Nachdem sich Wihl mit Gutzkow überworfen hatte, ging er wieder nach Frankfurt, wo er 1840 von dem Kaufmann Marquard Georg Seufferheld (1781–1848) Mittel zur Gründung eines Erziehungsinstituts erhielt. Dieses Institut musste nach eineinhalb Jahren schließen, weil es Schüler christlicher Konfession nicht aufnehmen durfte.

Nach Aufenthalten in Amsterdam und Utrecht – wohl als freier Literat oder als Lehrer – war er 1848 als Redakteur einer politischen Tageszeitung in Paderborn anzutreffen. Ein Artikel in dieser Zeitung zog einen Prozess und eine Verurteilung zu Festungshaft nach sich, der sich Wihl durch Flucht nach Frankreich entzog. Nach anfänglichem Aufenthalt in Paris trat er bald eine Stelle als Literatur-Lehrer an einer höheren Schule in Grenoble an. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges musste er als Staatsbürger Preußens Frankreich verlassen. Er ging nach Brüssel, wo er von einer kleinen Pension lebte und 1882 verstarb.

Wihl beurteilte seinen Zeitgenossen Heinrich Heine bei gewisser Kritik an dessen Charakter („Sucht nach Allerweltsautorität“) durchaus positiv, wie aus seinem 1838 im Telegraph für Deutschland veröffentlichten Aufsatz H. Heine in Paris hervorgeht. Umgekehrt verhöhnte Heine ihn als „Rabbi Faiwisch“, als „trauernden Schwalben-Rabbi Wihl“ und als „Schwalbenvater“. Dem Almanach-Redakteur Christian Schad schrieb er 1853 gar: „Ich glaube, Sie sind es den Geruchsnerven Ihrer Leser schuldig, daß Sie von dieser herumkriechenden Wanze keinen versificirten Gestank in Ihren Almanach aufnehmen“.[4]

Werk (Auswahl)

  • Romantische Dichtungen. Groos, Heidelberg 1833
  • Gedichte. Von Zabern, Mainz 1836
  • als Übersetzer: Englischer Novellenkranz. Hoffmann und Campe, Hamburg 1839
  • Geschichte der deutschen National-Literatur von ihren ersten Anfängen bis auf unsere Tage. 5 Hefte, Aue, Altona/Dessau 1840
  • als Herausgeber und einer der Autoren: Jahrbuch für Kunst und Poesie. Langewiesche, Barmen 1843
  • Frühlings-Erwachen. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. Hofmeister, Leipzig ~1844 (vertont von Wilhelm Lutz)
  • West-östliche Schwalben. Lang, Mannheim/Speyer 1847
  • Hirondelles Orientales. Mercier, Paris 1860
  • Le Mendiant pour la Pologne. Paris 1864
  • Le Pays Bleu. Paris 1865

Literatur

Weblinks

 Wikisource: ADB:Wihl, Ludwig – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Mosche ben Israel (Moses Wihl), Datenblatt im Portal steinheim-institut.de (Salomon Ludwig Steinheim-Institut)
  2. Ludovici Wihl: De gravissimis aliquot Phoenicum inscriptionibus Commentario philologico-critica, cui accedit oratio Germanice scripta, quam in societate Philomathia Monacensi. Karl Wolf, München 1831 (Google Books)
  3. Christian Daniel Beck (Redaktion): Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1831. 13. Jahrgang, Carl Cnobloch, Leipzig 1831, Band 1, S. 445 (Google Books)
  4. Ludwig Fränkel: Wihl, Ludwig. In: Deutsche Biographie, 42 (1897), S. 469–472
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ludwig Wihl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.