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Kleinpolen
Kleinpolen (seit dem Mittelalter lateinisch Polonia Minor, polnisch Małopolska) ist ursprünglich die Bezeichnung für den südlichen Teil des alten polnischen Staates mit den Metropolen Krakau, Lublin, Zamość und Sandomierz.
Während ihrer Zugehörigkeit zu Polen-Litauen fasste man ab 1569 (Union von Lublin) die ukrainischen Gebiete Galizien, Podolien, Wolhynien, Kiew u. a. ebenfalls in den Begriff. Die Großprovinz Kleinpolen bestand bis 1772.
Name und Bedeutung
Die ursprüngliche Bezeichnung Polonia minor (für Kleinpolen) hat nichts mit der territorialen Größe des Gebietes zu tun, sondern mit dem Beitritt zum bereits bestehenden Polonia maior im Jahre 990. Treffender als Kleinpolen und Großpolen wären deshalb die Übersetzungen Neupolen und Altpolen.
Lage
Nach der neuesten Verwaltungseinteilung Polens erstreckt sich Kleinpolen auf die heutigen Woiwodschaften Kleinpolen, Heiligkreuz und die westlichen Teile der Woiwodschaften Lublin und Karpatenvorland sowie kleinere Teile der Woiwodschaften Schlesien (nördlich und östlich), Łódź (östlich) und Masowien (südlich).
Natur
Prägend ist die Weichsel mit ihren zahlreichen Zuflüssen. Die Region hat auch Anteil an der Tatra mit dem Wintersportgebiet um die Stadt Zakopane.
Städte
Name | Bevölkerungszahl[1] | Woiwodschaft | |
---|---|---|---|
Krakau | 756 441 | Kleinpolen | |
Lublin | 351 345 | Lublin | |
Tschenstochau | 241 449 | Schlesien | |
Radom | 224 501 | Masowien | |
Sosnowitz | 221 775 | Schlesien | |
Kielce | 205 655 | Heiligkreuz | |
Bielsko-Biała[2] | 175 476 | Schlesien | |
Dąbrowa Górnicza | 128 560 | Schlesien | |
Tarnów | 115 769 | Kleinpolen | |
Jaworzno | 95 383 | Schlesien | |
Nowy Sącz | 84 492 | Kleinpolen | |
Siedlce | 77 102 | ||
Ostrowiec Świętokrzyski | 72 888 | Heiligkreuz | |
Stalowa Wola | 64 753 | Karpatenvorland | |
Mielec | 60 979 | Karpatenvorland | |
Będzin | 58 559 | Schlesien | |
Starachowice | 52 430 | Heiligkreuz | |
Zawiercie | 52 290 | Schlesien | |
Tarnobrzeg | 49 753 | Karpatenvorland | |
Puławy | 49 223 | Lublin | |
Skarżysko-Kamienna | 48 308 | Heiligkreuz | |
Dębica | 46 693 | Karpatenvorland |
Regionen
Regionen in Kleinpolen sind:
- Podhale (Karpatenvorland) mit Nowy Targ und Zakopane
- Powiśle Lubelskie mit Opole Lubelskie
- Sądecczyzna
- Zagłębie Dąbrowskie
- Zagłębie Krakowskie
- Żywiecczyzna
Geschichte
Vorgeschichte
Weiße Kroaten bzw. Wislanen werden spätestens seit dem 9. Jahrhundert auf dem Gebiet Kleinpolens vermutet.
Kaiser Konstantin VII. berichtet in seiner Schrift De Administrando Imperio in der Zeit zwischen 948 und 952 von Weißen Kroaten, die im 6. Jahrhundert aus ihrem Ursprungsgebiet auf die Balkanhalbinsel gerufen worden waren. Wo dieses Herkunftsgebiet lag, schreibt er nicht.
König Alfred der Große erwähnt um 890 in seiner Beschreibung der Reise des Wulfstan von Haithabu den Stamm der Hrvati, also Kroaten nördlich des Großmährischen Reiches. Ebenfalls erwähnt er ein Wisle Lond.
Der Bayerische Geograph nennt in der Descriptio regionorum et civitatorum im 9. Jahrhundert den Stamm der Vvislani ohne die Anzahl von Burgen. Spätestens seit 884 gehören diese zum Großmährischen Reich. Gegen 890 wird in der Beschreibung des Wirkens des Slawenapostels Method ein Fürst im Gebiet Wislech genannt.
953 werden im Buch des Josippon in einer Auflistung verschiedener Völker der Zeit auch Kr[a]k[a]r und Chorw[a]ti, also wahrscheinlich Kraker (Krakauer) und Kroaten erwähnt.
965 nennt Ibrahim ibn Jaqub in seiner Reisebeschreibung ebenfalls den Ort Kr[a]ko, als einzigem neben Fr[a]ga (Prag). Es kann angenommen werden, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt ein Herrschaftsbereich Krakau besteht, der unter Oberherrschaft des Herzogtums Böhmen steht.
In einer Grenzbeschreibung des Bistums Prag aus dem Jahr 1086, die offensichtlich die Verhältnisse zur Zeit von deren Gründung im Jahr 973 wiedergibt, wird die Burg Krakovv mit allen zu ihr gehörigen regionorum/Regionen im Bereich des Bistums genannt. Es werden auch Chrobati et altera Chrobati erwähnt, also zwei unterschiedliche Gruppen von Kroaten, allerdings ohne genaue Lokalisierung. Der Text lässt deren Lage im nordwestlichen Böhmen oder im nördlich angrenzenden Schlesien oder aber auch in Kleinpolen möglich erscheinen.
990–1772
Um 990[4] wurde das Gebiet durch den Polanenfürsten Mieszko I. erobert.
Die Erhebung von Krakau zum Sitz eines eigenen Bistums im Jahr 1000 unterstreicht die herausgehobene Bedeutung dieses Gebietes.
Im Jahre 1038 nach der Zerstörung des Hauptortes Gnesen durch die Böhmen wird Krakau neue Hauptstadt des Regnum Poloniae und bleibt dies bis 1596.[5]
Nach 1138 und der Teilung des Königreichs Polen in einzelne Herzogtümer durch das Testament des Bolesław III. Schiefmund entstanden um die kleinpolnischen Hauptfesten Krakau und Sandomir zwei selbständige Herzogtümer.
Beide Herzogtümer wurden 1306 unter Władysław I. Ellenlang vereinigt und bildeten ab da eine der Hauptprovinzen des vereinigten Königreichs Polen.
Nach der Inbesitznahme der Länder des ruthenischen Fürstentums Halytsch-Wolodymyr und deren Integration in den polnischen Lehns- und Reichsverband ab den 1340ern durch König Kasimir „den Großen“ wird eine Proviinz Kleinpolen gebildet, der ab 1569 weitere Gebiete der späteren Ukraine eingegliedert werden. Damit ist die Provinz Ende des 17. Jahrhunderts die größte des Königreichs Polen.
1772–1918
Infolge der 1. Teilung Polens 1772 kam das Gebiet Kleinpolens an die Österreichische Monarchie und lag ab 1867 als „Königreich Galizien“ innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, wobei die ukrainischen Gebiete als Ostgalizien, die ursprünglich polnischen Gebiete als Westgalizien bezeichnet wurden. Die nördlichen Teile der ursprünglichen polnischen Gebiete sowie Teile Podoliens und Wolhyniens kamen infolge der drei Teilungen Polens (1772, 1793, 1795) und der Teilung des Herzogtums Warschau durch den Wiener Kongress 1815 sukzessiv zu Russland.
Nach 1918
Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 gehört die Region Kleinpolen erneut zu Polen – II. Polnische Republik (1918–1939), Volksrepublik Polen (1945–1989), III. Polnische Republik (1989–).
Verweise
Siehe auch
- Woiwodschaft Kleinpolen
- Verwaltungsgliederung der Polnischen Adelsrepublik
- Wislanen
- Lendizen
- Liste der Burgen und Schlösser in Kleinpolen
- Adlerhorst-Burgen
Weblinks
- Visit Małopolska (deutsch)
- Małopolska (Little Poland) University at Buffalo (englisch)
- Teraz Małopolska (polnisch)
Fußnoten
- ↑ (Stand: 30. Juni 2008) (GUS), [1].
- ↑ 1951 wurden die beiden Orte Bielsko und Biała Krakowska zusammengelegt. Der erste gehörte zu Schlesien, der zweite zu Kleinpolen.
- ↑ „Karte von Germania, Kleinpolen, Hungary, Walachai u. Siebenbuergen nebst Theilen der angraenzenden Laender“ von des „Claudii Ptolemaei geographicae enarrationis libri octo“, 1525, Strassburg
- ↑ Ekkehard Eickhoff: Kaiser Otto III.: Die erste Jahrtausendwende und die Entfaltung Europas, S. 44
- ↑ Dieter Schulze: Krakau, S. 14, 2011
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kleinpolen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |