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Julian von Toledo

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Julian von Toledo

Julian von Toledo (* um 652; † 6. März 690 in Toledo) war von 680 bis 690 Metropolit von Toledo. Er trat auch als Schriftsteller hervor.

Leben

Julian wurde als Sohn einer judenchristlichen Familie geboren und an der Domschule Toledos unter dem Metropoliten Eugenius II. von Toledo erzogen. Zu dieser Zeit war Toledo Hauptstadt des Reiches der Westgoten. Am 29. Januar 680 wurde Julian Metropolit von Toledo. Im Oktober desselben Jahres wurde König Wamba durch eine Hofintrige gestürzt; Julian vollzog die Königssalbung von Wambas Gegner und Nachfolger Erwig. Während Wambas Regierung war Julian zumindest zeitweise ein Anhänger dieses Königs gewesen, doch wird in der neueren Forschung vermutet, dass er den Staatsstreich Erwigs begrüßt und sogar aktiv unterstützt hat.[1] In seiner Amtszeit saß Julian zwischen 681 und 688 dem 12., 13., 14. und 15. Konzil von Toledo vor; außer dem 14., einer Provinzialsynode, waren dies Reichskonzilien. Das 12. Konzil von Toledo billigte die Machtergreifung Erwigs und wies dem Metropoliten von Toledo einen Vorrang gegenüber den anderen Metropoliten, d.h. faktisch die überragende Stellung eines Primas des Reichs zu. An der judenfeindlichen Gesetzgebung Erwigs war Julian wohl maßgeblich beteiligt.[2]

Werk

Bedeutend war Julian auch als Schriftsteller. Er akzeptierte zwar kirchenpolitisch die Ablehnung des Monotheletismus im Konzil von Konstantinopel von 680/681, verfasste allerdings eine nicht mehr erhaltene Stellungnahme zu den Beschlüssen des Konzils. Als Papst Benedikt II. sich seinerseits kritisch gegen die in dieser Stellungnahme geäußerten These, dass in Gott sich der Wille den Willen gezeugt habe, äußerte, verfasste er die Schrift Apologeticum de tribus capitulis, um seine Rechtgläubigkeit zu beweisen. Seine übrigen Werke hatten eine nicht unerhebliche theologische und geistesgeschichtliche Bedeutung. Mit seinem Werk Antikeimena bzw. Anticemenon nahm er bei der Auslegung der Bibel die Methodik der Scholastik vorweg. Mit seinem Prognosticon futuri saeculi bzw. Liber prognosticorum unternahm er den ersten Versuch einer umfassenden systematisch angelegten Eschatologie in der christlichen Literatur.

Als Geschichtsschreiber betätigte er sich mit seiner Historia Wambae regis ("Geschichte König Wambas"), in der er Wamba als vorbildlichen christlichen Herrscher verherrlichte. Dieses Werk ist eine wertvolle Geschichtsquelle aus einer ansonsten quellenarmen Zeit. Julian betonte das Gottesgnadentum des Herrschers und die sich daraus ergebende Treuepflicht; Untreue gegenüber dem König war für ihn zugleich Untreue gegenüber Gott.[3] Verachtungsvoll äußerte er sich über die "Gallier" (Romanen in Septimanien), deren er schlechte Charaktereigenschaften unterstellte. Insbesondere verübelte er ihnen ein positives Verhältnis zu den Juden, gegen die er sich - ungeachtet seiner eigenen jüdischen Abstammung - mit großer Schärfe wandte.[4]

Siehe auch

Übersetzungen

  • The Story of Wamba: Julian of Toledo's „Historia Wambae Regis“. Übersetzt von Joaquin Martinez Pizarro. Washington/D.C. 2005.

Literatur

Anmerkungen

  1. Suzanne Teillet: La déposition de Wamba, un coup d'Etat au VIIe siècle, in: De Tertullien aux mozarabes, Bd. 2, Paris 1992, S. 99-113; Alexander P. Bronisch: Wamba, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 33, Berlin 2006, S. 166f.
  2. Alexander P. Bronisch: Die Judengesetzgebung im katholischen Westgotenreich von Toledo, Hannover 2005, S. 102-105.
  3. Dietrich Claude: Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, Sigmaringen 1971, S. 157-161.
  4. Julian von Toledo, Historia Wambae regis 5.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Julian von Toledo aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.