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Iffland-Ring

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Der Iffland-Ring ist ein Fingerring mit dem Porträt des bedeutenden deutschen Schauspielers, Theaterdirektors und Dramatikers August Wilhelm Iffland (1759–1814), der am Mannheimer Nationaltheater in der Uraufführung von Friedrich von Schillers Drama Die Räuber den Franz Moor spielte.

Der diamantbesetzte Eisenring wird von seinem jeweiligen Träger testamentarisch an den seiner Meinung nach „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ auf Lebenszeit verliehen, wobei die Tradition verlangt, dass dieser männlich ist. Werner Krauß erhielt den Ring 1954 jedoch nicht von seinem vorherigen Träger Albert Bassermann, sondern vom Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger, da die drei von Bassermann vorgesehenen Erben nacheinander vor ihm gestorben waren.

Von 1996 bis 2019 war Bruno Ganz Träger des Iffland-Rings. Nach Ganz’ Tod gab der österreichische Kulturminister Gernot Blümel am 22. März 2019 bekannt, dass der deutsche Schauspieler Jens Harzer zum Träger des Rings bestimmt wurde.[1]

Der Iffland-Ring ist seit 1954 zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich.

1978 wurde von der österreichischen Bundesregierung als weibliches Pendant der Alma-Seidler-Ring nach der 1977 verstorbenen Burgschauspielerin Alma Seidler gespendet.[2]

Geschichte und Gründungslegende

Dass Iffland selbst mehrere Ringe mit seinem Porträt an Freunde verschenkt hatte,[3] scheint nicht unwahrscheinlich, weil die Weitergabe solcher Kleinodien (Fingerringe, Gemmen, Bilder, Medaillen und ähnliches) an enge Freunde durchaus zeitüblich war. Dass einer dieser Ringe ein Erbstück der mit Iffland befreundeten Familie Devrient war, scheint ebenfalls wahrscheinlich. Dass es jedoch tatsächlich sieben Ringe waren, wie Wilhelm Burckhardsberg 1954 schrieb, und dass damit die Stiftung einer Auszeichnung verbunden war, ist eher unwahrscheinlich.[4] Wahrscheinlicher scheint, dass Iffland mit der Weitergabe mehrerer Ringe auf Lessings Ringparabel aus Nathan der Weise anspielte. Dass der Devrientsche Ring nicht im Besitz der Familie blieb, sondern von Emil Devrient an Theodor Döring weitergegeben wurde, lag wohl an internen Familienstreitigkeiten.[5] An eine institutionalisierte Auszeichnung dachte offenbar auch Devrient noch nicht, denn dann hätten die Träger vor Haase sicher kein Geheimnis aus der Existenz des „einen“ Ringes gemacht. Nicht geklärt werden kann deshalb, ob die eigentliche Stiftung mit der nur von Haase belegten Weitergabe des Ringes durch Döring oder mit der testamentarischen Weitergabe durch Haase selbst einsetzt.

Die erste nachweisliche Erwähnung des heutigen Iffland-Ringes als Auszeichnung ist der Nachlass des 1911 verstorbenen Schauspielers Friedrich Haase, der mit einem Zettel am Ringetui und einem erklärenden Beibrief die Legende dieses Ringes darlegte und gleichzeitig festlegte, dass beim Ableben des Trägers der Ring von diesem dem „zur Zeit Würdigsten“ zugedacht werden sollte.[6] Haase vermachte ihn Bassermann, der ihn nacheinander drei Kollegen zudachte (Alexander Girardi, Max Pallenberg und Alexander Moissi), die jedoch alle drei überraschend früh verstarben, wobei Bassermann ihn dem verstorbenen Alexander Moissi noch auf den Sarg gelegt hatte und er im letzten Moment gerettet werden musste, so dass er ihn schließlich 1935 in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien deponierte. [Anm. 1] Bassermann, der wegen der Diskriminierung seiner jüdischen Ehefrau 1934 aus Deutschland und 1938 aus Österreich emigrierte, hatte zwar Werner Krauß im Auge gehabt, ihm aber wegen dessen Haltung während des Nationalsozialismus, insbesondere wegen der Teilnahme am antisemitischen Film Jud Süß den Ring nicht übergeben wollen. Nach Bassermanns Tod 1952 war unklar, wie die Weitergabe des Ringes geschehen sollte, bis ihn 1954 der Kartellverband deutschsprachiger Bühnenangehöriger Werner Krauß zusprach. Wegen der erbrechtlichen Unklarheiten 1952/54 wurden vom österreichischen Unterrichtsministerium Richtlinien erlassen, die zukünftig die Weitergabe des Ringes zweifelsfrei regeln.

Die Wahl von Josef Meinrad überraschte Öffentlichkeit und Fachleute. Es entstand die auch von Meinrad selbst weitererzählte Anekdote, Krauß habe auf dem Sterbebett gesagt: „Mein Rat ist: …“, jedoch den Namen des Schauspielers, zu dem er rate, nicht mehr ausgesprochen, so dass die Ohrenzeugen auf Meinrad verfielen.[7]

Träger des Iffland-Ringes

Dauer Träger
ca. 1815–1832 DeutschlandDeutschland Ludwig Devrient
1832–1872 DeutschlandDeutschland Emil Devrient
1872–1878 DeutschlandDeutschland Theodor Döring
1878–1911 DeutschlandDeutschland Friedrich Haase
1911–1952 DeutschlandDeutschland Albert Bassermann
1954–1959 DeutschlandDeutschland Werner Krauß
1959–1996 OsterreichÖsterreich Josef Meinrad
1996–2019 SchweizSchweiz Bruno Ganz
seit 2019 DeutschlandDeutschland Jens Harzer

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. news.ORF.at. Abgerufen am 22. März 2019.
  2. Laut einer Aussage der Witwe von Krauß hatte dieser den Ring Alma Seidler vermachen wollen, was jedoch wegen der Stiftungsbedingungen nicht möglich war. Bei der nächsten Weitergabe des Iffland-Rings (von Bruno Ganz) soll dies aber möglich sein, da die Stiftungsbedingungen in diesem Punkt inzwischen geändert wurden.
  3. So Wilhelm Burckhardsberg; zitiert bei: Rolf Krekeler: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols.
  4. „Als sich Iffland mit dem Gedanken der Stiftung seines Ringes trug (ganz im Geiste seines romantischen Zeitalters), ließ er davon mehrere anfertigen und verteilte sie an seine intimsten Freunde, die Überlieferung spricht von sieben. Der eigentliche Stiftungsring aber wurde kostbar gefasst.“ Zitiert nach: Rolf Krekeler: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols.
  5. Rolf Krekeler: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols.
  6. Jörg C. Steiner: Der Iffland-Ring.
  7. Gustav Knuth: Darüber hab’ ich sehr gelacht. Frankfurt a. Main 1980.

Anmerkungen

  1. 1927 hatte Bassermann „eine Enunziation erlassen“, in der er Überlegungen zu möglichen zukünftigen Trägern des Ringes anstellte und die in der Folge an der Echtheit des Ringes Zweifel aufkommen ließ. – Vgl. Kleine Chronik. […] Der Iffland-Ring. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 22643/1927), 30. September 1927, S. 6, oben rechts (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Iffland-Ring aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.