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Franz Hengsbach

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum deutschen Landschaftsmaler siehe Franz Hengsbach (Maler).

Franz Kardinal Hengsbach (* 10. September 1910 in Velmede; † 24. Juni 1991 in Essen) war ein römisch-katholischer Geistlicher, Bischof und Kardinal. Er war der erste römisch-katholische Bischof von Essen.

Leben und Wirken

Herkunft und Ausbildung

Franz Hengsbach wurde als erstes von acht Kindern der Eheleute Johann und Theresia Hengsbach geboren. Sein Onkel Konrad Hengsbach war von 1922 bis 1952 Pfarrer der Pfarrei St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke.[1] Hengsbach besuchte von 1925 bis 1926 das Gymnasium Petrinum Brilon, ab 1926 bereitete er sich am Gymnasium Theodorianum in Paderborn auf das Abitur vor, welches er dort am 6. März 1931 absolvierte.[2] Während dieser Zeit lebte er im Knabenseminar Liborianum zu Paderborn.[3]

Nach dem Abitur trat Hengsbach in das Erzbischöfliche Theologenkonvikt Paderborn ein und studierte dort Philosophie und Katholische Theologie. 1933 wechselte er an die Universität Freiburg, wo er Mitglied der KDStV Hercynia Freiburg im CV wurde, und kehrte 1934 nach Paderborn zurück. 1944 folgte die Promotion zum Dr. theol. an der Universität Münster bei Adolf Donders mit einer Dissertation über Das Wesen der Verkündigung – Eine homiletische Untersuchung auf paulinischer Grundlage. Er war Mitglied der VKDSt Saxonia Münster und der AV Alsatia Münster.[4]

Kirchliche Laufbahn

Priesterweihe und berufliche Entwicklung

Am 13. März 1937 empfing Franz Hengsbach durch Erzbischof Caspar Klein in Paderborn die Priesterweihe und trat in diesem Jahr seine erste Stelle als Vikar in der Pfarrei St. Marien in Herne-Baukau an. Von 1946 bis 1948 stand er als Generalsekretär der Akademischen Bonifatius-Vereinigung vor und wirkte 1947 gleichzeitig als Generalsekretär zur Vorbereitung der deutschen Katholikentage und war Verantwortlicher für den 73. Deutschen Katholikentag 1949 in Bochum.

1948 wechselte Hengsbach an die Spitze des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes des Erzbistums Paderborn, das er bis 1958 leitete. In diese Zeit fällt auch seine Wahl zum Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und die Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten im Jahr 1952 sowie die Ernennung zum Titularbischof von Cantanus und Weihbischof in Paderborn am 20. August 1953.

Bischofsweihe und Berufung nach Essen

Die Bischofsweihe durch den Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger fand am 29. September 1953 im Paderborner Dom statt; Mitkonsekratoren waren Weihbischof Friedrich Maria Rintelen und Bischof Wilhelm Weskamm von Berlin. Am 18. November 1957 wurde Hengsbach zum Bischof des neu gegründeten Bistums Essen berufen und am 1. Januar 1958 inthronisiert. Er löste einen Bauboom aus, damit jeder Katholik fußläufig seine Kirche erreichen konnte.[5]

Sein Bischofsring ist in der Essener Domschatzkammer ausgestellt. Ihn schmückt – anstatt eines Edelsteins – ein eingefasstes Stück Steinkohle. Damit drückte er seine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet aus.

Hengsbach wurde 1960 von Papst Johannes XXIII. in die Konzilsvorbereitungskommission für Laienarbeit berufen. Neben seiner Funktion als Bischof von Essen war er von 1961 bis 1978 katholischer Militärbischof, zeigte sich aber seit 1968 gleichzeitig verantwortlich für die Seelsorge an Ersatzdienstleistenden.

Er gründete die bischöfliche Pressestelle des Bistums Essen. Sie war zu ihrer Zeit die einzige im deutschen Raum.

Kardinalswappen mit lat. Inschrift („Ihr werdet meine Zeugen sein“).

Ernennung zum Kardinal und Abschluss des Lebenswerkes

1973 wurde Hengsbach zum Mitglied der römischen Kongregation für den Klerus und des Zentralkomitees für das Heilige Jahr berufen. Am 29. Mai 1988 gab Papst Johannes Paul II. seine Ernennung zum Kardinal bekannt; die Aufnahme als Kardinalpriester in das Kardinalskollegium erfolgte im Konsistorium vom 28. Juni 1988 in Rom. Seine Titelkirche Nostra Signora di Guadalupe nahm er am 10. Dezember 1988 in Besitz.

Nach einem Gesuch von Weihbischof Wolfgang Große entzog Hengsbach am 15. Juni 1987 der Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann die Lehrerlaubnis.[6]

Sein Rücktrittsgesuch, das nach den Bestimmungen des Codex Iuris Canonici jeder Bischof mit der Vollendung des 75. Lebensjahres einreicht, nahm Papst Johannes Paul II. erst nach fünf Jahren am 21. Februar 1991 an, was als große Anerkennung seines Lebenswerkes gewertet werden kann.

Lebensabend und Nachfolge

Nach schwerer Krankheit verstarb Hengsbach in den frühen Morgenstunden des 24. Juni 1991 im Essener Elisabeth-Krankenhaus und wurde in der 1981 von Emil Wachter gestalteten Westkrypta (seit Dezember 2000: „Adveniat-Krypta“) der Essener Domkirche beigesetzt. Sein Nachfolger auf dem Essener Bischofsstuhl wurde 1991 Hubert Luthe.

Vorwürfe sexuellen Missbrauchs

Das Bistum Essen und Bischof Franz-Josef Overbeck informierten am 19. September 2023 die Öffentlichkeit darüber, dass Vorwürfe gegen Hengsbach wegen sexueller Übergriffe in den 1950er und 1960er Jahren untersucht werden.[7] Overbeck erklärte, ihm sei es wichtig, „mögliche weitere Betroffene zu ermutigen, sich zu melden“.[8] Hengsbach ist der erste deutsche Kardinal, der unter Missbrauchsverdacht steht.[9]

Weitere Engagements und Mitgliedschaften

Hengsbach-Installation von Silke Rehberg beim Essener Münster (2011)

Ritterorden vom Heiligen Grab

1954 wurde er von Kardinal-Großmeister Nicola Kardinal Canali zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 8. Dezember 1954 in der Ordenskirche St. Andreas durch Lorenz Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, investiert, zuletzt im Rang eines Großkreuz-Ritters. Von 1975 bis 1991 war er Großprior der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Für sein Wirken im Heiligen Land wurde er von Kardinal-Großmeister Maximilien de Fürstenberg 1979 mit der Goldenen Palme von Jerusalem ausgezeichnet.

Entführung von Theo Albrecht

Am 29. November 1971 wurde Theo Albrecht, einer der beiden Aldi-Eigner, entführt. Die Entführung dauerte 17 Tage und fand erst mit der Übergabe von sieben Millionen Mark Lösegeld durch Franz Hengsbach ihr Ende. Zu der Lösegeldübergabe durch den Bischof kam es im Einvernehmen mit der Familie Albrecht. Der die Ermittlungen leitende Polizeipräsident von Essen, Hans Kirchhoff, hatte für Hengsbach den 82. Deutschen Katholikentag 1968 in Essen organisiert. Er sah im Essener Bischof den Menschen, der bei den Entführern das größte Vertrauen erwecken konnte. Aufgrund der Beteiligung des Bischofs war Hengsbach 1988 kurzzeitig als Vermittler im Gladbecker Geiseldrama im Gespräch.

Schallplattenveröffentlichung

Zum Heiligen Jahr 1975 veröffentlichte Hengsbach unter dem Titel miteinander beten eine Reihe von Kurzmeditationen auf Schallplatte.[10]

Ehrungen

Auszeichnungen

Hengsbach ist auf der Ehrentafel ehemaliger Schüler des Gymnasiums Theodorianum in Paderborn genannt (rechte Spalte, Zweiter von unten).

Ehrendoktorwürden

Honorarprofessuren

Kirchliche Ehrentitel

Sonstige Ehrungen

Literatur

  • Bistum Essen (Hrsg.): Ein Mann von der Ruhr. Einer von uns: Bischof Franz Hengsbach. Bochum 1985.
  • Hans Jürgen Brandt, Klaus Hellmich: Zeitzeuge Kardinal Franz Hengsbach. Zum Gedenken an den Gründerbischof des Bistums Essen 1910–1991. Kamp, Bochum 1991, ISBN 3-592-87801-8.
  • Ekkart SauserHengsbach, Franz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, Sp. 652–654.
  • Norbert Schäfer: Franz Kardinal Hengsbach zum Gedächtnis. Ansprache zur Einweihung des Gedenksteins für den ersten Bischof von Essen vor der Velmeder Pfarrkirche am 23. Juni 1996. In: Peter Häger, Detlef Müller: Kirche an der oberen Ruhr. Die Pfarrei St. Andreas Velmede in Geschichte und Gegenwart. Freiburg 2000, ISBN 3-934756-00-X, S. 390–395.
  • Reimund Haas, Jürgen Bärsch (Hrsg.): Ruhrbischof Franz Kardinal Hengsbach. Aspekte seines Bischofsamtes 1958–1961–1991–1992 (= Beiträge und Miscellen. Band 7). Münster/Essen 2012.

Weblinks

 Commons: Franz Hengsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chronik der Pfarrer an St. Joseph Schalke. In: joseph-schalke.de.
  2. Abiturientenverzeichnis der Vereinigung ehemaliger Theodorianer, Bonifatius-Druckerei, Paderborn 1985, S. 18.
  3. Ekkart SauserHengsbach, Franz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, Sp. 652–654.
  4. Gesamtverzeichnis des CV. 1969, München 1969, S. 494.
  5. Domradio zu überzähligen Immobilien
  6. Die Veröffentlichungen im Rheinischen Merkur vom 12. Juni/26. Juni 1987 und die zahlreichen Spiegelartikel sowie sonstigen Medienberichte vermitteln kein einheitliches Gesamtbild dieses Vorgangs.
  7. Bistum Essen: Missbrauchsvorwürfe gegen Gründerbischof Hengsbach. In: Westdeutscher Rundfunk. 19. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  8. Erklärung von Bischof Franz-Josef Overbeck zu den Vorwürfen gegen Franz Kardinal Hengsbach. (PDF; 149 KB) Presseinformation. In: bistum-essen.de. Bistum Essen, 19. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  9. Franz Hengsbach: Missbrauchsvorwurf gegen früheren Essener Bischof. In: FAZ.NET. 2023-09-19 ISSN 0174-4909 (https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/franz-hengsbach-missbrauchsvorwurf-gegen-frueheren-essener-bischof-19184678.html).
  10. discogs.com
  11. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB).
  12. Ehrenbürger der UDE, abgerufen am 13. Juli 2012.
  13. Derwesten.de vom 13. Oktober 2011: Denkmal für den lächelnden Ruhrbischof Hengsbach.
  14. Rheinische Post vom 7. November 2011: Streit um Essener Bischofs-Skulptur
  15. 24. Juni 2006 – Vor 15 Jahren: Ruhrbischof Franz Hengsbach stirbt in Essen wdr.de.
  16. Die Gründung des Ruhrbistums kirche-im-ruhrgebiet.de.
VorgängerAmtNachfolger
Bischof von Essen
1958–1991
Hubert Luthe
Joseph Kardinal WendelMilitärbischof für die Bundeswehr
1961–1978
Elmar Maria Kredel
Lorenz Kardinal JaegerCroix de l Ordre du Saint-Sepulcre.svg Großprior der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1975–1991
Anton Schlembach
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