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Ernst Dohm

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Ernst Dohm, Illustrirte Zeitung, Ausgabe vom 3. Januar 1880

Wilhelm Ernst Dohm (geboren Elias Levy; geb. 24. Mai 1819 in Breslau; gest. 5. Februar 1883 in Berlin) war ein deutscher Redakteur, Schriftsteller und Übersetzer.

Leben und Werk

Dohm, der – wie sein Geburtsname zeigt – jüdischer Abstammung war, wurde 1819 in Breslau als Sohn eines Kaufmanns geboren. Seine Familie ließ sich 1828 taufen und nahm den Namen Dohm an, Elias bekam den neuen Vornamen Ernst.[1] Ernst Dohm studierte Theologie und Philosophie an der Universität Halle, unter anderem bei dem bedeutenden Theologen August Tholuck. Nach einer kurzen Tätigkeit als Pfarrer arbeitete er als Literaturkritiker für diverse Blätter wie Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz (herausgegeben von Friedrich Wilhelm Gubitz) und das Magazin für die Litteratur des Auslandes. Als im Revolutionsjahr 1848 der Kladderadatsch gegründet wurde, eine neue politisch-satirische Zeitschrift, war Dohm einer der ersten Mitarbeiter. Er entwickelte ein besonderes Talent für meist in Reime verpackte politische Satire und wurde ein Jahr nach Gründung der Zeitschrift, 1849, zum Chefredakteur ernannt.

Titelseite des Kladderadatsch Nr. 10 vom 9. Juli 1848

Unter der Leitung Dohms wurde der Kladderadatsch zu einer der bedeutendsten satirischen Zeitschriften Deutschlands, die auch auf die Meinungsbildung des deutschen Volkes zunehmend Einfluss nahm. So schürte seine Zeitschrift eine Abneigung gegen den französischen Kaiser Napoléon III., dem Preußen und seine deutschen Verbündeten schließlich 1870/71 den Krieg erklärten.[2] In den 1860er Jahren gab Dohm seiner Zeitschrift eine zunehmend nationalliberal-konservative Tendenz, die sich unter anderem in einer allgemein positiven Bewertung des Reichskanzlers Otto von Bismarck sowie der Kritik an der aufkommenden Sozialdemokratie ausdrückte. Auch etwa die 1879 aufkommende protektionistische Wirtschaftspolitik Bismarcks wurde kritisch beurteilt.

Neben seiner Tätigkeit für den Kladderadatsch veröffentlichte Dohm auch einige selbstständige Werke. Im Jahr 1849 erschien Der Aufwiegler in der Westentasche, eine Sammlung von Satiren; 1864 veröffentlichte Dohm Der trojanische Krieg, in dem er satirisch die Gesellschaft und Politik des Jahres 1850 porträtierte. Neben einigen kleineren Veröffentlichungen tat sich Dohm besonders als Übersetzer hervor. Er übersetzte diverse Fabeln des französischen Schriftstellers Jean de La Fontaine (1821–1895) sowie Libretti zu Operetten des Komponisten Jacques Offenbach, ebenfalls aus dem Französischen.

1852 heiratete Dohm die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Schlesinger, mit der er fünf Kinder hatte: Hans Ernst Dohm (1854–1866); Hedwig Dohm (1855–1942), die den Mathematiker Alfred Pringsheim heiratete, Ida Marie Elisabeth Dohm (* 1856, verheiratete Rosenberg), Marie Pauline Adelheid Dohm (* 1858, verheiratete Gagliardi) und Eva Dohm (* 1860, verheiratete Klein, verheiratete Bondi). Über seine Tochter Hedwig war er Großvater von Katharina „Katia“ Pringsheim, der Ehefrau Thomas Manns; er starb kurz vor ihrer Geburt. Gemeinsam mit seiner Frau errichtete Ernst Dohm einen Literatursalon in der Potsdamer Straße in Berlin. Die Treffen, die seit Mitte der 1870er Jahre jeweils Montags stattfanden, wurden vor allem wegen des beliebten, humorvollen Gastgebers geschätzt. Unter anderem verkehrten dort Ferdinand Lassalle, Fanny Lewald, Franz Liszt und seine Tochter Cosima Wagner. Nach dem Tod Ernst Dohms wurde der Salon von seiner Frau fortgeführt.[3]

Literatur

  • Cornelia Lutz: Dohm, (Wilhelm) Ernst. In: Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, CD-Rom Berlin 1998, Bd. 3, S. 97–98.
  • Max OsbornDohm, Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 219–224. (Tendenziöse Biographie, die Dohm in den Himmel lobt.)
  • Isabel Rohner: Spuren ins Jetzt. Hedwig Dohm – eine Biografie. Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach im Taunus 2010, ISBN 978-3-89741-299-6, insbesondere S. 49–61.

Weblinks

 Wikisource: Ernst Dohm – Quellen und Volltexte

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Martina Löw, Bettina Mathes (Hrsg.), Schlüsselwerke der Geschlechterforschung, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005, S. 16 mit Anm. 7.
  2. Zur Meinungsbildung durch Dohm und den Kladderadatsch, auch in Bezug auf Napoléon III., vgl. Osborn, in: ADB, Bd. 48, S. 222.
  3. Dazu Petra Wilhelmy, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914), Walter de Gruyter, Berlin 1989, ISBN 3-11-011891-2, S. 634.
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