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Björn Engholm

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Björn Engholm, April 2010

Björn Engholm (* 9. November 1939 in Lübeck-Moisling) ist ein deutscher Politiker (SPD).

Engholm war von 1981 bis 1982 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, 1982 auch Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der Zeit von 1988 bis 1993 amtierte er als Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein. Von 1991 bis 1993 war er Bundesvorsitzender der SPD und bis zu seinem Rücktritt im Mai 1993 von allen Ämtern der designierte Kanzlerkandidat der SPD.

Leben und Beruf

Björn Engholm – zweites Kind eines Speditionskaufmannes[1] – besuchte das Johanneum in Lübeck, das er 1958 mit der mittleren Reife verließ. Er absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer im Verlag der sozialdemokratischen Tageszeitung Lübecker Freie Presse. Bis 1962 arbeitete er als Metteur und Schriftsetzer. 1959 wurde Engholm Mitglied der IG Druck und Papier.

Gleichzeitig studierte er auf dem zweiten Bildungsweg an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. 1962 begann er ein Studium der Politik, Volkswirtschaft und Soziologie an der Universität Hamburg, das er als Diplom-Politologe abschloss. Dann war er als Dozent in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.

Nach seiner politischen Karriere schloss Engholm 1994 einen Beratervertrag mit dem Energiekonzern PreussenElektra, der in Schleswig-Holstein an den Kernkraftwerken Brokdorf und Brunsbüttel beteiligt war. Damit sorgte er vor allem in der eigenen Partei für Empörung, da er sich als aktiver Politiker stets mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber Kernkraft – und insbesondere diesen Kernkraftwerken – hervorgetan hatte.[2]

Engholm war außerdem zehn Jahre Kurator bei der Kirche St. Petri in Lübeck und auch in der Overbeck-Gesellschaft als Vorstand tätig.

Björn Engholm ist seit 1964 mit der Kunstmalerin Barbara Engholm (* 1940) verheiratet und hat zwei Töchter.

Partei

Björn Engholm trat 1962 in die SPD ein. Von 1965 bis 1969 war er Vorsitzender der Jusos Lübeck. Bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein 1983, 1987, 1988 und 1992 trat er jeweils als Spitzenkandidat seiner Partei an.

Im Mai 1984 wurde er in den Bundesvorstand der SPD gewählt, 1988 ins SPD-Präsidium. Am 29. Mai 1991 wurde Engholm auf dem SPD-Bundesparteitag in Bremen als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel, der aus Altersgründen nicht mehr kandidierte, zum Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Damit war Björn Engholm auch der designierte Kanzlerkandidat der SPD für die Bundestagswahl 1994. Im Mai 1993 trat Engholm wegen der Schubladenaffäre von seinem Amt als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zurück und legte alle Parteiämter, so auch den SPD-Vorsitz, nieder.

Abgeordneter

Von 1969 bis 1983 war Engholm Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Lübeck in den Bundestag eingezogen.

Nach der Landtagswahl 1983 wurde er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Hier wurde er Vorsitzender der SPD-Fraktion und führte damit bis zu seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 1988 die Opposition. Aus dem Landtag schied er am 7. November 1994 vorzeitig aus.

Öffentliche Ämter

Björn Engholm, 1989

Am 18. Mai 1977 wurde Engholm als parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft in die von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführte Bundesregierung berufen. Nachdem Jürgen Schmude im Januar 1981 in das Amt des Bundesministers der Justiz gewechselt war, übernahm Engholm am 28. Januar 1981 selbst das Amt des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft.

Nach dem Ausscheiden der FDP-Bundesminister aus der Bundesregierung war Engholm vom 17. September bis zum 1. Oktober 1982 zusätzlich Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Mit der Wahl Helmut Kohls (CDU) am 1. Oktober 1982 zum Bundeskanzler endete Engholms Amtszeit als Bundesminister.

1983 war er erstmals Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen SPD. Die CDU unter Ministerpräsident Uwe Barschel konnte ihre absolute Mehrheit jedoch verteidigen und weiter ausbauen.

Die schleswig-holsteinische Landtagswahl 1987 war schon von der sogenannten Barschel-Affäre um den Medienreferenten Reiner Pfeiffer überschattet. Die CDU verlor ihre absolute Mehrheit und Uwe Barschel trat als Ministerpräsident zurück. Eine Regierungsbildung scheiterte am Patt im Landtag und an der ungeklärten Affäre. Am 8. Mai 1988 kam es zu Neuwahlen, bei denen die SPD mit 54,8 Prozent der Stimmen und einem Zuwachs von 9,6 Prozentpunkten die absolute Mehrheit erringen konnte, während die CDU einen Stimmenverlust von 9,3 Prozentpunkten auf 33,3 Prozent der Stimmen hinnehmen musste.

Engholm wurde am 31. Mai 1988 zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein gewählt. Turnusgemäß war er vom 1. November 1988 bis zum 31. Oktober 1989 auch Präsident des Bundesrats.

Rücktritt von allen politischen Ämtern

Am 3. Mai 1993 trat Björn Engholm von allen politischen Ämtern zurück, nachdem erneut Unklarheiten im Zuge der Barschel-Affäre aufgetreten waren.[3] Ihm wurde vor allem eine Falschaussage vor dem ersten Untersuchungsausschuss vorgeworfen (Schubladen-Affäre). Engholm hatte dort wahrheitswidrig erklärt, vor der Landtagswahl 1987 nichts von den Bespitzelungen Pfeiffers gewusst zu haben. Der Rücktritt hatte auch zur Folge, dass eine inzwischen in Aussicht gestellte SPD-Kanzlerkandidatur zur Bundestagswahl 1994 nicht zustande kam.

Gesellschaftliche Ämter

Björn Engholm

1997 wurde Engholm Vorstandsmitglied des Vereins Pro Baltica Forum. In dieser Eigenschaft vertrat er den Gedanken einer Neuen Hanse als Kooperation der Ostsee-Länder. Für seine Verdienste zur Förderung der deutsch-skandinavischen Beziehungen wurde ihm am 13. Juni 2005 der Willy-Brandt-Preis verliehen. Er war von 2001 bis 2010 Vorsitzender des Kulturforums (der Sozialdemokratie) Schleswig-Holstein e. V.[4] 2002 wurde er Vorsitzender des Universitätsbeirates der Universität zu Lübeck.[5] 2014 erhielt Engholm die Auszeichnung „Schleswig-Holsteinischer Meilenstein“ des Verbandes Deutscher Sinti und Roma e. V. – Landesverband Schleswig-Holstein für sein jahrelanges Engagement für die Minderheit der Sinti und Roma.[6]

Siehe auch

Tätigkeit als Beiratsvorsitzender

Werke

  • Vom öffentlichen Gebrauch der Vernunft. Droemer Knaur, München 1993, ISBN 3-426-77008-3.
  • Mit dem Herzen denken, mit dem Kopf fühlen? Fachhochschule, Pforzheim 1997.

Literatur

Weblinks

 Commons: Björn Engholm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lebendiges Museum Online: Biografie Björn Engholm
  2. Susann Hellwig und Ludwig Rademacher; Focus (Hrsg.): Affäre „Brisante Kiste“. Kernkraftgegner Engholm als Atom-Berater: Die Kieler SPD bangt um ihren Ruf. 1994 (focus.de, abgerufen am 4. April 2012).
  3. Wahrheitssuche im Küstennebel, Artikel vom 7. Mai 1993 auf Zeit Online
  4. [1]
  5. www.uni-luebeck.de
  6. Schleswig-Holsteinischer Meilenstein – Verband Deutscher Sinti und Roma e. V.
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