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Über Deutschland

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De l'Allemagne (London, 1813)

Über Deutschland (De l’Allemagne) ist ein Buch der französischen Autorin Anne Louise Germaine de Staël (1766–1817), in dem sie die deutsche und die französische Kultur miteinander in Beziehung setzt. Es hatte großen Einfluss auf das Deutschlandbild der französischen Öffentlichkeit.

Entstehungsbedingungen

Germaine de Staël führte in Paris einen literarischen Salon, durch den und dessen Besucher sie großen Einfluss in der napoleonischen Zeit nahm. Sie wurde durch Napoleon Bonaparte aus der Hauptstadt verbannt und nahm dies 1803/1804 und später 1807/1808 zum Anlass von winterlichen Reisen nach Deutschland. Sie sprach kaum Deutsch, hatte aber in Benjamin Constant einen sprachkundigen Begleiter. Sie begegnete in Weimar und auch in Berlin zahlreichen bedeutenden Schriftstellern und Wissenschaftlern.

Gliederung

Das Werk hat vier Teile: Im ersten Teil Über Deutschland und die Sitten der Deutschen behandelt sie allgemeine Eigenschaften der Süd- und Norddeutschen; im langen zweiten Teil stellt sie Literaten und ihre Werke ausführlich vor; es folgen zwei kurze Abrisse über Philosophie und Religion.

Rezeption

Napoleon ließ die 10.000 Exemplare der Erstausgabe vernichten; das Buch erschien so erst drei Jahre später in London, 1814 in Deutschland und in der Folge in weiteren europäischen Ländern. Die vergleichenden Aussagen des Buches wurden im 19. Jahrhundert häufig gelesen und zitiert, im 20. und 21. Jahrhundert aber selten rezipiert.

Germaine de Staël gelang es in Über Deutschland, die deutsche Literatur, besonders die der Weimarer Klassik, in Frankreich bekannt zu machen. Auch die deutsche Philosophie, so Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurden der französischen Leserschaft vorgestellt.

Das Deutschlandbild der Madame de Staël

Die Autorin stellt ihre Vorurteile dar und gibt ihre ersten Eindrücke wieder. So formuliert sie: „Eine eigentümliche Stille und Verschlossenheit“ von Mensch und Natur „presst einem anfangs das Herz zusammen.“[1] Überrascht ist sie, dass man sie, die in Paris berühmte Frau, in Frankfurt am Main nicht kennt.[2] Sie umreißt die Situation und ihre selbstgestellte Aufgabe, ihren Landsleuten etwas über den östlichen Nachbarn zu vermitteln: „[D]as geistige Deutschland ist in Frankreich nahezu unbekannt.“[3] Ohne Umschweife charakterisiert sie Deutschland als ein Gebiet, dessen „Natur nur wenig bietet“.[4] Auch die Sprache erscheint ihr äußerst gewöhnungsbedürftig, da sie das Verb im Unterschied zum Französischen ans Ende setzt und den Hörer bei langen Sätzen lange im Unklaren lasse: „Der Sinn der deutschen Perioden [wird] oft erst am Ende klar.“[5]

Sie bemängelt Menschenkenntnis bei ihren Gesprächspartnern: „In Frankreich studiert man die Menschen, in Deutschland die Bücher“[6] und kritisiert die Eigenschaft der Deutschen, sich ihr Verhalten von Obrigkeiten vorschreiben zu lassen.[7] Die Autorin empfindet die Lebensweise der Deutschen als „Stubenhockerleben“.[8] Positiv charakterisiert sie das gemeinsame Singen und Musizieren: „Beinahe alle verstehen sich auf Musik.“[9] Einen guten Eindruck hat de Staël von den deutschen Universitätsstädten: „[J]ede Wissenschaft wird hier besser gepflegt als anderswo.“[10] Auch die „Liebe zur Einsamkeit“[11] und die Lust am Gebrauch von Titeln[12] fallen ihr auf.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Anne Louise Germaine de Staël: Über Deutschland. Nach der Übersetzung von Robert Habs; herausgegeben und eingeleitet von Sigrid Metken, Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-019092-0, S. 53f.
  2. Eckart Klessmann: Sie hat uns erklärt. zeit.de, 8. Juni 2010, abgerufen am 5. Dezember 2014
  3. Über Deutschland. Zitierte Ausgabe, S. 49.
  4. Über Deutschland. S. 75
  5. Über Deutschland. S. 107.
  6. Über Deutschland. S. 112
  7. Über Deutschland. S. 67.
  8. Über Deutschland. S. 63.
  9. Über Deutschland. S. 60.
  10. Über Deutschland. S. 66.
  11. Über Deutschland. S. 103.
  12. Über Deutschland. S. 100.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Über Deutschland aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.