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Zweibund

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Der Zweibund war ein geheimer Defensivvertrag, der am 7. Oktober 1879 (veröffentlicht am 3. Februar 1888) zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn abgeschlossen wurde.

Überblick

Zweibund 1914, Deutsches Kaiserreich in blau, Österreich-Ungarn in rot

Der Zweibund war Teil von Bismarcks Neuaufbau seines Bündnissystems nach dem Berliner Kongress von 1878. Dieser Neuaufbau war nötig geworden, als Russland das Dreikaiserabkommen von 1873 aufkündigte. Das Deutsche Reich ergriff auf dem Berliner Kongress keine Partei für die russischen Forderungen, sodass der Frieden von San Stefano (vor allem zugunsten Österreichs-Ungarns) weitgehend revidiert wurde.

Ursprünglich hatte Bismarck eine umfangreiche politische und wirtschaftliche Allianz der beiden Reiche vorgeschlagen; dies wurde aber von Österreich-Ungarn (Außenminister Graf Andrássy) abgelehnt, da es in einer solchen Verbindung lediglich „Juniorpartner“ gewesen wäre. Zudem widersprach eine derart vertiefte Kooperation den Interessen der nichtdeutschen Bevölkerungsmehrheit der Donaumonarchie. Als Minimallösung wurde anschließend der Zweibund gebildet.

Er verpflichtete die Vertragspartner, sich bei einem russischen Angriff gegenseitig mit der gesamten Kriegsmacht beizustehen. Der Bündnisfall trat vertragsgemäß auch dann ein, wenn eine andere angreifende Macht russische Unterstützung erhielte. In allen anderen Fällen versicherten sich die Vertragspartner gegenseitig wohlwollende Neutralität. Das Bündnis war auf fünf Jahre geschlossen und sollte sich automatisch um drei Jahre verlängern, wenn kein Einspruch von einer der Parteien vorläge.

Mit dem Abschluss des Zweibundes beabsichtigte Bismarck, Russland seine drohende Isolation im Mächtesystem vor Augen zu führen und es so zurück zu einer Annäherung an das Deutsche Reich zu führen. Die Tatsache, dass Bismarck akzeptierte, im Falle eines französischen Angriffs auf das Deutsche Reich nur auf die Neutralität Österreich-Ungarns zählen zu können, zeigt, wie wichtig es ihm war, möglichst schnell wieder ein Bündnissystem zu Deutschlands Gunsten zu etablieren. Allerdings erwartete man im Deutschen Reich nicht, dass Frankreich das Deutsche Reich ohne russische Unterstützung angreifen würde.

Der Zweibund erreichte bereits 1881 sein Ziel und Russland schloss mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn den Dreikaiserbund. 1882 wurde der Zweibund durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert.

Nach dem Zusammenbruch des Bismarck’schen Bündnissystems ab 1890 war der Zweibund das einzige Bündnis, das für Deutschland tatsächlich Bestand hatte. Dies hatte den negativen Effekt, dass das Deutsche Reich sich umso fester an seinen einzig verbliebenen Partner Österreich-Ungarn binden zu müssen glaubte, und daher in seinen außenpolitischen Möglichkeiten in der Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wesentlich eingeschränkt war. Am Ende des Zweibundes stand die Niederlage der Vertragspartner im Ersten Weltkrieg und die vollständige Zerschlagung der preußisch-deutschen und österreichisch-ungarischen Monarchie.

Bisweilen wird auch das Bündnis zwischen Frankreich und Russland von 1894 als Zweibund bezeichnet. Zur Unterscheidung dieser beiden Bündnisse spricht man in der Forschung hier aber vom Zweiverband.

Rezeption

Karikatur 1879, Augusto Grossi

Der Zweibund wurde auch auf österreichischer Seite kritisch gesehen, insbesondere von liberaler und habsburgtreuer Seite. Solche Auffassungen vertrat etwa der ehemalige, von 1868 bis 1874 amtierende Kriegsminister Österreich-Ungarns Franz Kuhn von Kuhnenfeld. Die enge Bindung an das benachbarte, dominierende aber politisch zunehmend isolierte Deutsche Reich wurde auch von Kronprinz Rudolf und seinem Kreis Moritz Szeps, Maurice de Hirsch als fatal gesehen, besonders als sich abzeichnete, dass Friedrich III. nur kurz regieren würde und der militaristische, von Rudolf gefürchtete und verachtete Wilhelm II. an die Regierung kommen würde. Entsprechende Bemühungen um eine Umkehr der Allianzen (Verständigung der Donaumonarchie mit Russland, Bündnis mit Frankreich und England) scheiterten aber 1888 an der unbedingten Bündnistreue Kaiser Franz Josephs I. und an der Stärke des deutschnationalen, antiliberalen Elements in der Donaumonarchie.[1]

Anekdote

Franz Lehárs und Victor Léons Operette Die lustige Witwe (1905) spielt auf die politischen Entwicklungen seit 1879 an:

Die Ehe ist für mich privat,
ich rede nur als Diplomat,
wahrhaftig nur ein Standpunkt,
der längst überwunden.
Ein Zweibund sollte stets sie sein,
doch bald stellt sich ein Dreibund ein,
der zählt oft, der zählt oft
blos nach schwachen Stunden!
Vom europäischen Gleichgewicht,
wenn Einer sich verehelicht,
von dem ist bald nichts mehr zu spüren.
Der Grund liegt meistens nur darin:
Es gibt Madam zu sehr sich hin
der Politik der off'nen Türen!

Literatur

  • Jürgen Angelow: Kalkül und Prestige. Der Zweibund am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Köln u. a. 2000.
  • Moritz Csáky: Ideologie der Operette und Wiener Moderne. Ein kulturhistorischer Essay zur österreichischen Identität. Wien u. a. 1998.
  • Helmut Rumpler: Der „Zweibund“ 1879. Das deutsch-österreichisch-ungarische Bündnis und die europäische Diplomatie. Wien 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Brigitte Hamann: Kronprinz Rudolf. Der Weg nach Mayerling. Goldmann Tb, 1980, besonders S. 334 ff.
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