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Zivilisationskrankheit

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Eine Zivilisationskrankheit (auch Wohlstandskrankheit; engl. lifestyle disease) ist ein Sammelbegriff für bestimmte Krankheiten oder Krankheitszustände, die in Industrieländern häufiger vorkommen als in der Dritten Welt. Dem Begriff liegt dabei die Annahme zugrunde, dass das Erkrankungsrisiko der betreffenden Menschen wesentlich von den vorherrschenden Lebensverhältnissen in der modernen („zivilisierten“) Gesellschaft abhängt.

Hintergrund

Verbesserte Hygiene, medizinischer Fortschritt in der Vorbeugung (z. B. Impfungen) und Therapie (z. B. Antibiotikatherapie) von Erkrankungen sowie eine gesicherte Nahrungsversorgung gelten als wesentliche Errungenschaften der Zivilisation. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass zahlreiche Krankheiten, die in vor-industrieller Zeit häufig waren, heute deutlich seltener sind und vor allem seltener zum Tode führen. Gleichzeitig nahm die Häufigkeit von Krankheiten zu, die man in vor-industrieller Zeit kaum kannte.

Da nicht die Zivilisation als solche, also die Errichtung einer bürgerlichen Ordnung und die Teilhabe am gesellschaftlich-technischen und medizinischen Fortschritt, sondern bestimmte, in industrialisierten Ländern verbreitete Lebensstile, Verhaltensweisen und Umweltfaktoren als gesundheitsgefährdend identifiziert wurden, ist der Begriff Zivilisationskrankheit in starkem Maße von der Definition des Begriffs „Zivilisation“ abhängig. Er ist jedoch allgemein gebräuchlich.

Erstmals verwendet wurde der im ausgehenden 19. Jahrhundert entstandene Begriff der Zivilisationskrankheit als Bezeichnung für die Neurasthenie vom New Yorker Neurologen George M. Beard.[1]

Einstufung einer Krankheit als Zivilisationskrankheit

In der Literatur herrscht keine Einigkeit darüber, welche Krankheiten den Zivilisationskrankheiten zuzurechnen sind. Es gibt daher keine vollständige und abgeschlossene Liste der Zivilisationskrankheiten. Folgende Krankheiten werden jedoch häufig genannt:

Vielen weiteren Erkrankungen wird ein Zusammenhang mit den in den Industrieländern vorherrschenden Bedingungen nachgesagt, ohne dass dies im Einzelfall wissenschaftlich bewiesen ist.

Ursachen der Zivilisationskrankheiten

Hauptursache der häufigsten Krebsart (Bronchialkarzinom) ist inhalatives Tabakrauchen.

Über die genauen Ursachen der Zivilisationskrankheiten herrscht ebenso wenig Einigkeit wie über die Zivilisationskrankheiten selbst. Sicher ist, dass nicht ein einzelner Faktor, sondern wahrscheinlich ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Lebensstil- und Umweltfaktoren letztlich zur Erkrankung führt.

Weitgehend unumstrittene Risikofaktoren für das Auftreten einiger der oben genannten Zivilisationskrankheiten sind:

Je nach Krankheit werden auch andere Faktoren diskutiert, sind aber teilweise nur wenig erforscht und Gegenstand weltanschaulich geprägter Debatten. Siehe hierzu die Einträge der einzelnen Erkrankungen.

Die Risikofaktoren können das gehäufte Auftreten bestimmter Krankheiten in den Industrieländern nur zum Teil erklären, da riskantes Verhalten, z. B. Nikotin- und Alkoholkonsum, und Umweltbelastung auch in Ländern mit wenig Industrialisierung vorkommen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass viele Zivilisationskrankheiten erst in höherem Lebensalter auftreten, sodass sie in Ländern mit niedrigerer Lebenserwartung kaum in Erscheinung treten, weil ein Großteil der Menschen zuvor an anderen Erkrankungen verstirbt, z. B. an Infektionskrankheiten (AIDS, Malaria, Tuberkulose).

Ein weiterer Grund könnte sein, dass durch die schlechtere medizinische Versorgung in nicht industrialisierten Ländern bestimmte Erkrankungen kaum diagnostiziert werden können und somit auch nicht in den Statistiken auftauchen.

Therapie der Zivilisationskrankheiten

Die Therapie der Zivilisationskrankheiten beinhaltet unter anderem die Verminderung der genannten Risikofaktoren, ist aber ansonsten speziell auf die einzelne Krankheit ausgerichtet (siehe hierzu die Einträge der einzelnen Krankheiten).

Siehe auch

Literatur

  • Daniel E. Liebermann. Unser Körper. Geschichte, Gegenwart, Zukunft. S. Fischer. 2015
  • Volker Roelcke: Zivilisationskrankheit. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005 (ISBN 3-11-015714-4), S. 1531 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Roelcke (2005), S. 1531.
  2. Roelcke (2005), S. 1531.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zivilisationskrankheit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.