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Zitteraale

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Zitteraale
Zitteraal

Zitteraal

Systematik
Überkohorte: Clupeocephala
Kohorte: Otomorpha
Unterkohorte: Ostariophysi
Ordnung: Neuwelt-Messerfische (Gymnotiformes)
Familie: Messeraale (Gymnotidae)
Gattung: Zitteraale
Wissenschaftlicher Name
Electrophorus
Gill, 1864

Die Zitteraale (Electrophorus) sind eine Fischgattung aus der Familie der Messeraale (Gymnotidae) in der Ordnung der Neuwelt-Messerfische (Gymnotiformes). Fast 250 Jahre lang galt die Gattung als monotypisch mit Electrophorus electricus als einzige Art. Im Jahr 2019 wurden zwei weitere Zitteraalarten beschrieben, Electrophorus varii und Electrophorus voltai. Zitteraale leben im nördlichen und mittleren Südamerika vom Bergland von Guayana im Norden über das Amazonastiefland bis zu den Flüssen die den Brasilianischen Schild zum Amazonas hin entwässern im Süden.[1] Zitteraale sind keine Aale, wie Name und Aussehen vermuten lassen, sondern zählen zu den Neuwelt-Messerfischen.

Merkmale

Zitteraale haben einen aalartige langgestreckten, grau oder bräunlich gefärbten Körper und erreichen Längen von 100 bis 250 cm.[2] Der Querschnitt des Körpers ist vorne annähernd rund,[3] die Körperhöhe liegt bei 4,6 bis 10,8 % der Gesamtlänge, die Breite des Körpers liegt bei 5 bis 8,5 % der Gesamtlänge. Die Kopflänge beträgt 8,7 bis 12 % der Gesamtlänge. Der Kopf ist von oben oder unten gesehen U-förmig oder oval. Die lange, fast über den ganzen Körper verlaufende Afterflosse wird von 320 bis 420 Flossenstrahlen gestützt, die Brustflossen besitzen 20 bis 38 Flossenstrahlen. Das breite Maul ist endständig. Bis auf die Seitenlinie, die von 88 bis 186 Schuppen begleitet wird,[1] sind die Fische schuppenlos.[3] Die Augen sind sehr klein. Zitteraale können mit ihrer Afterflosse, die mit ihren wellenförmigen Bewegungen (Undulation) für die Fortbewegung der Fische zuständig ist, sowohl vorwärts als auch rückwärts schwimmen.[4] Die Fische sind obligatorische Luftatmer, schnappen im Schnitt alle 15 Minuten mit dem Maul nach Luft[4] und nehmen den Sauerstoff über die Mundschleimhaut auf. Die verbrauchte Luft wird über die Kiemenschlitze wieder ausgestoßen.[5]

Zitteraale besitzen elektrische Organe mit deren schwachen elektrischen Feldern sich die Tiere orientieren und untereinander kommunizieren, mit denen sie aber auch starke elektrische Stöße mit Spannungen bis 860 Volt abgeben können. Letztere dienen der Verteidigung und der Betäubung oder Tötung von Beutetieren.[1] Die elektrischen Organe nehmen etwa vier Fünftel der Gesamtlänge der Fische ein. Die Leibeshöhle ist deshalb sehr klein. Die Tiere verfügen über drei verschiedene elektrische Organe, dorsal vorne liegt das Hauptorgan, das Sachssche Organ liegt dorsal dahinter und das Huntersche Organ liegt ventral. Jedes dieser Organe besteht aus einer großen Zahl flacher, stromerzeugender Elemente (Elektrocyten), die jeweils in einer Bindegewebskammer liegen. Alle Elektrocyten sind für gewöhnlich nicht gleichzeitig aktiv. Nur die stärksten Stromschläge werden durch die gemeinsame Aktivität aller bis zu 6000 Elektrocyten erzeugt.[4]

Lebensraum

Electrophorus electricus kommt im Bergland von Guayana vor und Electrophorus voltai lebt in den Flüssen, die den Brasilianischen Schild nach Norden, zum Amazonas hin entwässern. Im Lebensraum beider Arten ist das Wasser für gewöhnlich sauerstoffreich und hat einen niedrigen Leitwert (<30 µScm). Die Gewässer haben einen felsigen Grund und es gibt Stromschnellen und Wasserfälle. Im Lebensraum von Electrophorus varii im Amazonastiefland ist das Wasser dagegen normalerweise sauerstoffarm, die Flüsse fließen träge dahin, der Bodengrund ist sandig oder schlammig und Stromschnellen und Wasserfälle sind nicht vorhanden. In Weißwasserflüssen ist der Leitwert relativ hoch (60–350 µScm), in Schwarzwasserflüssen dagegen niedrig (<30 µScm).[1]

Systematik

Die spätere Typusart der Gattung Electrophorus wurde im Jahr 1766 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné, den Begründer der binären Nomenklatur und der Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Taxonomie, unter der Bezeichnung Gymnotus electricus erstmals beschrieben. Synonymbezeichnungen sind Gymnoti tremuli[6], Gymnotus tremulus[7] und Gymnotus regius.[8] Die Gattung Electrophorus wurde im Jahr 1864 durch den US-amerikanischen Ichthyologen Theodore Nicholas Gill eingeführt. Mehr als 250 Jahre war Electrophorus electricus die einzige Art der damit monotypischen Gattung Electrophorus.

Im September 2019 erschien eine Studie, in der nachgewiesen wurde, dass sich unter der Bezeichnung Electrophorus electricus drei kryptische Arten verbargen, die sich äußerlich sehr ähneln, genetisch aber deutlich unterscheiden. Die Bezeichnung Electrophorus electricus gilt jetzt nur noch für die Zitteraale des Berglandes von Guayana. Die Zitteraale, die im Amazonastiefland von den ecuadorianischen und peruanischen Anden im Westen bis zur Mündung des Amazonas im Osten vorkommen, wurden unter der Bezeichnung Electrophorus varii neu beschrieben, die im südlichen Amazonasbecken in den Flüssen, die den Brasilianischen Schild zum Amazonas hin entwässern, vorkommenden Zitteraale als Electrophorus voltai. Die drei Arten haben sich im Miozän und im Pliozän voneinander getrennt.[1] Die Gattung Electrophorus bildet zusammen mit der artenreichen Gattung Gymnotus die Familie der Messeraale (Gymnotidae) in der Ordnung der Neuwelt-Messerfische (Gymnotiformes).[3][9] Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass die Gattung in eine eigenständige monotypische Familie Electrophoridae gestellt werden soll.[10]

Sonstiges

Schon Alexander von Humboldt beobachtete im März 1800 „während eines Forschungsaufenthalts am Amazonas, wie die Tiere aus dem Wasser sprangen und potenzielle Angreifer mit Stromstößen attackierten. Pferde und Maultiere, die zuvor in ein Wasserloch getrieben wurden, bekamen die Stöße zu spüren.“[11]

Belege

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 C. David de Santana, William G. R. Crampton, Casey B. Dillman, Renata G. Frederico, Mark H. Sabaj, Raphaël Covain, Jonathan Ready, Jansen Zuanon, Renildo R. de Oliveira, Raimundo N. Mendes-Júnior, Douglas A. Bastos, Tulio F. Teixeira, Jan Mol, Willian Ohara, Natália Castro e Castro, Luiz A. Peixoto, Cleusa Nagamachi, Leandro Sousa, Luciano F. A. Montag, Frank Ribeiro, Joseph C. Waddell, Nivaldo M. Piorsky, Richard P. Vari & Wolmar B. Wosiacki: Unexpected species diversity in electric eels with a description of the strongest living bioelectricity generator. Nature Communicationsvolume 10, Article number: 4000 (2019), doi: 10.1038/s41467-019-11690-z
  2. Coates, C. W. & Cox, R. T. A comparison of length and voltage in the electric eel, Electrophorus electricus (Linnaeus). Zoologica 30, 89–93 (1945).
  3. 3,0 3,1 3,2 Joseph S. Nelson, Terry C. Grande, Mark V. H. Wilson: Fishes of the World. Wiley, Hoboken, New Jersey, 2016, ISBN 978-1118342336. Seite 239.
  4. 4,0 4,1 4,2 Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie. 2. Band, 2. Teil. Gustav Fischer Verlag, Jena 1991, ISBN 3-334-00339-6.
  5. Kjell Johansen, Claude Lenfant, Knut Schmidt-Nielsen und Jorge A. Petersen: Gas exchange and control of breathing in the electric eel, Electrophorus electricus. Journal of Comparative Physiology A: Neuroethology, Sensory, Neural, and Behavioral Physiology, Volume 61, Number 2, 137-163, doi:10.1007/BF00341112
  6. Gronovius, L. T. Zoophylacii Gronoviani fasciculus primus exhibens animalia quadrupeda, amphibia atque pisces, quae in museo suo adservat, rite examinavit, systematice disposuit, descripsit atque iconibus illustravit Laur. Zoophylacii Gronoviani. 1–136, pls. 1–13 (1763).
  7. Houttuyn, M. Natuurlyke historie of uitvoerige beschryving der dieren, planten en mineraalen, volgens het samenstel van den Heer Linnaeus. (Met naauwkeurige afbeeldingen, Amsterdam, 1764).
  8. Chiaje, S. D. Notizia su due Gimnoti elettrici dall’America recati vivi in Napolli. Nuov. Ann. Sci. Nat. Bologna 8, 268–273 (1847).
  9. Tagliacollo, V. A., Bernt, M. J., Craig, J. M., Oliveira, C. & Albert, J. S. Model-based total evidence phylogeny of Neotropical electric knifefishes (Teleostei, Gymnotiformes). Mol. Biol. Evol. 95, 20–33 (2016).
  10. Mago-Leccia, F. Electric fishes of the continental waters of America. Classification and catalogue of the electric fishes of the order Gymnotiformes (Teleostei: Ostariophysi) with descriptions of new genera and species. Biblioteca de la academia de ciencias fisicas, matematics y naturales, Caracas, 1994.
  11. Zitteraal versetzt Stromstöße mit 860 Volt orf.at, 10. September 2019, abgerufen 11. September 2019.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zitteraale aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.