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Zeughaus
Als Zeughaus wird ein Gebäude bezeichnet, in dem Waffen und militärische Ausrüstungsgegenstände gelagert und instand gesetzt wurden. Heute erfüllen Arsenale die ursprüngliche Aufgabe der Zeughäuser, nur in der Schweiz wird der Begriff Zeughaus noch im eigentlichen Sinn verwendet.
Der Begriff Zeughaus wird auch für die Gebäude von Feuerwehren verwendet, gelegentlich auch für historische Gebäude, in denen Jagdgerät oder andere Gerätschaften aufbewahrt wurden.[1]
Bezeichnungen
Wie anderes Gerät wurden Waffen früher Zeug genannt. Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Bezeichnungen Zeughaus, Armamentarium, Rüstkammer und Arsenal oft synonym verwendet, wobei die Bezeichnung Zeughaus bis zum 17. Jahrhundert überwog.
Den Verwalter sowie Verantwortlichen für das Zeughaus bezeichnete man als Zeugkapitän[2] oder Zeugmeister. Der Zeugwart hatte die Aufsicht über die Waffen.
Historische Bedeutung
Zeughäuser waren Nutzbauten, die neben der militärischen auch eine symbolisch-repräsentative Zweckbestimmung besaßen. Diese Gebäude wurden in der frühen Neuzeit häufig in der Nähe von Residenzen errichtet. Die Positionierung eines Zeughauses innerhalb eines Residenzortes war nicht festgelegt und hing von der jeweiligen lokalen Ortsstruktur ab.
Schon früh waren Zeughäuser mehr als bloße Waffenlager. Durch die bewusste Aufbewahrung altertümlicher Waffen, die fremden Besuchern gern gezeigt wurden, wurden sie zu Vorläufern der heutigen Museen. Ein Beispiel ist das Landeszeughaus in Graz, das die weltweit größte historisch gewachsene Sammlung an Harnischen, Helmen, Blankwaffen, Gewehren und Pistolen beherbergt.
Neben den Objekten selbst sind auch die Aufzeichnungen der Zeughäuser von großem Interesse für die Historiker. Daraus können die Ankäufe von Waffen und Rüstungen nachvollzogen werden. Die Preise und Stückzahlen geben Aufschluss über den Bedarf an Ausrüstung sowie den Haushalt des Militärs. Darüber hinaus finden sich in den Archiven Hinweise auf die Vorlieben der Soldaten und Umwälzungen in der Militärtechnik, z. B. durch den Ankauf neuer Ausrüstung.
Bekannte Zeughäuser
Deutschland
- Augsburg, Zeughaus (1602–1607)
- Berlin, Zeughaus (1695–1729)
- Bremer Zeughaus (16.–19. Jahrhundert)
- Dresden
- Dresdner Zeughaus (1559–1563), heutiges Albertinum
- Arsenal, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
- Germersheim, Zeughaus, heutiges Deutsches Straßenmuseum
- Zeughaus Hanau (1782–1953)
- Kassel, Zeughaus (1581–1583)
- Köln, Zeughaus
- Kulmbach Arsenalbau der Residenz und Landesfestung Plassenburg
- Leipzig, (erstes) Gewandhaus, 1498 ursprünglich als Zeughaus erbaut
- Lübeck, Zeughaus, 1594 im Stil der niederländischen Backsteinrenaissance
- Lüneburg, das 1482 errichtete Glockenhaus diente dem Guss von Glocken und Geschützen und als Zeughaus
- Mannheim, Zeughaus
- Mainz
- München, landesherrliches Zeughaus, heute: Gebäude der Technischen Universität (TU)
- München, städtisches Zeughaus, Münchener Stadtmuseum
- Schloss Schwarzburg, Zeughaus, 1550/1560 erstmals erwähnt
- Schwäbisch Hall, Zeughaus
- Zeughaus Ulm, 1433 erstmals erwähnt, Erweiterungen im 16. und 17. Jahrhundert
Österreich
- Graz, Landeszeughaus
- Innsbruck, Zeughaus (1500–1505)
- Wien, Kaiserliches Zeughaus
- Wien, Bürgerliches Zeughaus
Schweiz
Weitere Länder
- Großbritannien
- London, Tower of London
- Polen
- Danzig, Großes Zeughaus (1600–1609)
- Thorn, Artillerie-Zeughaus von 1824
- Russland
- Moskau, Arsenal des Kremls
- Moskau, Rüstkammer des Kremls
Literatur
- Marco Leutenegger: Zeughäuser im Historischen Lexikon der Schweiz
- Hartwig Neumann: Das Zeughaus. Die Entwicklung eines Bautyps von der spätmittelalterlichen Rüstkammer zum Arsenal im deutschsprachigen Bereich vom XV. bis XIX. Jahrhundert. 2. Auflage. Berard & Graefe Verlag, Bonn 1994 (zugl. Dissertation, RWTH Aachen 1990)
- Werner Paravicini (Hrsg.), Jan Hirschbiegel, Jörg Wettlaufer: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. 2 Bände. Thorbecke, 2003, ISBN 3-7995-4515-8
Einzelnachweise
- ↑ Ein Jagdzeughaus ist zum Beispiel das Zeughaus im Großen Zschand in der Sächsischen Schweiz.
- ↑ Friedrich Nicolai: Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam (alternativ). Bd. 2. 1786. S. 914.
Weblinks
- Fürstliches Zeughaus Schwarzburg, eine Einrichtung des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg
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