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Zenzl Mühsam

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Zenzl Mühsam, geboren als Kreszentia Elfinger (geb. 27. Juli 1884 in Haslach, heute Au in der Hallertau; gest. 10. März 1962 in Ost-Berlin), war beteiligt an den Kämpfen um die Münchner Räterepublik an der Seite ihres Mannes Erich Mühsam.

Leben

Grabstein auf dem Waldfriedhof Dahlem

Zenzl Mühsam war das fünfte Kind der Holledauer Gastwirte und Hopfenbauern Creszentia und Augustin Elfinger.

Am 15. September 1915 heiratete sie Erich Mühsam; in die Ehe brachte sie Sohn Siegfried, dessen Vater sie öffentlich nie preisgegeben hatte. Die Ehe mit Mühsam blieb kinderlos; sie war Muse und emanzipierte Kämpferin an seiner Seite, die sich während seiner Festungshaft für eine Amnestie der Räterevolutionäre einsetzte.

Zu zwei Hochzeitstagen (1924 und 1933) sandte Erich Mühsam ihr aus der Haft Bilderbücher mit eigenen Gedichten und Federzeichnungen, die von künstlerischer Begabung Mühsams auch auf bildnerischem Gebiet zeugen.

Nach der Ermordung ihres Mannes flüchtete sie – entgegen seiner Warnung – über Prag nach Moskau ins Exil. Sie hatte seinen Nachlass retten können und übergab die Schriften dem Maxim-Gorki-Institut für internationale Literatur. Am 23. April 1936 wurde sie wegen „konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit“ erstmals verhaftet und in der Moskauer Lubjanka inhaftiert. Es folgten Änderungen der Anklagepunkte, Freilassung unter Aufenthaltsverbot für Moskau und Leningrad und erneute Verhaftung im November 1938 mit einer Verurteilung am 11. September 1939 wegen „Zugehörigkeit zu einer konterrevolutionären Organisation und wegen konterrevolutionärer Agitation“ zu acht Jahren Arbeitslager, die sie im Lager Potbar in der Mordwinischen Republik verbüßte. Im November 1946 entließ man sie und setzte sie völlig mittellos in einen Zug nach Nowosibirsk. 1949 wurde sie erneut inhaftiert und „auf ewig“ nach Nowosibirsk verbannt.

Erst 1954 kam sie frei und durfte in die DDR ausreisen. Bis dahin hatte sie fast 20 Jahre in sowjetischen Straflagern verbracht.

1962 verstarb Zenzl Mühsam im Alter von 78 Jahren. Sie erhielt ein Ehrengrab in der Grabanlage „Pergolenweg“ der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Nach dem Ende der DDR wurde ihre Urne – veranlasst durch Rationalisierungsmaßnahmen der Friedhofsverwaltung und die Auffassung des Berliner Senats, „dass nur die Teilung der Stadt eine gemeinsame Grabstätte bis dato verhindert hatte“– im Herbst 1992 in das Ehrengrab Erich Mühsams auf dem Waldfriedhof Dahlem überführt.

Schriften (Auswahl)

  • Zenzl Mühsam: Eine Auswahl aus ihren Briefen. Herausgegeben von Uschi Otten und Chris Hirte. Erich-Mühsam-Gesellschaft, Lübeck 1995, ISBN 3-931079-11-2
  • Der Leidensweg Erich Mühsams. Mit einem Vorwort von Werner Hirsch; Mopr-Verlag: Zürich 1935

Literatur

  • Michaela Karl: Zenzl Mühsam: Die unbeugsame Witwe. In: Bayerische Amazonen – 12 Porträts. Pustet, Regensburg 2004, ISBN 3-7917-1868-1, S. 96–115.
  • Uschi Otten: „Den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein“. Zur Lebensgeschichte der Kreszentia Mühsam. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch 2001 des Vereins für die Geschichte Berlins. Westkreuz-Verlag, Berlin 2001, ISSN 0522-0033.
  • Uschi Otten: Überleben für das Werk Erich Mühsams: Zenzl Mühsam in der Falle des Exils. In: Simone Barck, Anneke de Rudder; Beate Schmeichel-Falkenberg (Hrsg.): Jahrhundertschicksale - Frauen im sowjetischen Exil. Lukas Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-931836-93-2, S. 128–141.
  • Reinhard Müller: Menschenfalle Moskau. Exil und stalinistische Verfolgung. Hamburger Edition, Hamburg 2001, ISBN 3-930908-71-9, S. 241–286, 377–428.
  • Frauen um Erich Mühsam – Zenzl Mühsam und Franziska zu Reventlow. Sechste Erich-Mühsam-Tagung in Malente, 12.–14. Mai 1995. Bearbeitet von Jürgen-Wolfgang Goette. Erich-Mühsam-Gesellschaft, Lübeck 1995, ISBN 3-931079-13-9.

Rundfunksendungen

  • In drei Monaten bin ich wieder in Prag. Feature von Uschi Otten, Regie Barbara Plensat, SFB/ORB sowie Deutschlandradio Berlin 1998: „Die Lebensgeschichte Zenzl Mühsams“
  • Sie müssen jetzt gehen, Frau Mühsam. Hörspiel von Irina Liebmann, Regie Barbara Plensat, DDR-Rundfunk 1982

Weblinks

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